Krebs-Kompass-Forum seit 1997

Krebs-Kompass-Forum seit 1997 (https://www.krebs-kompass.de/index.php)
-   Kehlkopfkrebs (und Krebs im Halsbereich) (https://www.krebs-kompass.de/forumdisplay.php?f=25)
-   -   Auffütterung (https://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=55626)

Rena67 07.06.2012 16:26

Auffütterung
 
Hallo zusammen,
mir wurde letztes Jahr das rechte Stimmband entfernt, nun bekomme ich nächste Woche eine Auffütterung, wer hat damit schon Erfahrungen und möchte sie gerne mir mitteilen???
Freue mich über jeden Beitrag!
Rena

Hella 08.06.2012 14:10

AW: Auffütterung
 
Hallo Rena,
vor 7 Jahren hatte ich eine Kehlkopfteilentfernung und bei mir fehlt die linke Stimmlippe.
Dann vor 2 Jahren wurde eine Auffütterung mit Vox-Implant (oder so ähnlich) gemacht. Aber dies hat so gut wie nix gebracht. Der Operateur meinte auch, daß das Narbengewebe ziemlich verhärtet ist und deswegen eine Unterfütterung kaum machbar war. Und zuviel dürfen die auch nicht unterfüttern, dann kann man mit dem Atmen Schwierigkeiten bekommen. Das hatte ich nach der Kehlkopf-OP sowieso schon.
Aber es ist ja nicht bei jedem gleich, ein Versuch ists auf jeden Fall wert.
Würde mich dann interessieren, wie es Dir danach stimmlich geht. Vielleicht kannst dann wieder berichten?
Also dann, ich wünsch Dir vollen Erfolg bei der OP.
es grüßt
Hella

Markus1974 09.06.2012 14:47

AW: Auffütterung
 
Hallo Rena,

bei mir wurde vor 2 Jahren das linke Stimmband komplett entfernt, keine Radio, keine Chemo.
Pauschal lässt sich, meiner bisherigen Erfahrung nach, keine generell gültige Aussage zur Wahl des zu verwendenden Materials für eine "Auf- bzw. Unterfütterung" machen. Hyaloron oder Silikone sowie Körperfett werden zu schnell resorbiert und eignen sich bei grösseren Defekten nicht. Thyreoplastiken (z.B. Titanspangen die von aussen implantiert werden und den kompletten Defektbereich medialisieren) sollten erst nach Ausschöpfung der natürlichen Ressourcen angedacht werden.
Ziel eines solchen Eingriffs, der, laut Aussage meines Professors, nicht in einer einzigen OP zu bewerkstelligen ist, ist die Wiederherstellung des Schlusses der verbliebenen Stimmlippe.
Medialisieren beduetet, dass die defekte Seite in die Mitte der Luftröhre verschoben wird und somit, im Idealfall, die gesunde Stimmlippe an dieser "Wand" zum "Schluss" kommt.
In meinem Fall wurden mir Knorpelplatten, s.g. Chips, aus der Nasenscheidewand entnommen und diese werden nunmehr nach und nach, im Abstand von 4-6 Monaten je OP, in die defekte Seite integriert. Da die Entfernung meiner Stimmlippe einen Halsschnitt erforderte, besteht bei mir idealerweise die Möglichkeit die Knorpelplatte immer wieder in die Narbe "zum Zwischenlagern" einzunähen. Körper-eigenes Material ist künstlichem immer vorzuziehen! Die stimmlichen Fähigkeiten verbessern sich pro Operation und es ist von vorneherein zu bedenken, dass ein solches Vorhaben über mehrere Jahre dauern kann bzw wird.
Bei Hella glaube ich war die Wahl des behandelnden Arztes vielleicht falsch, bei meinem Operateur war von Anfang an klar, dass es mit nur einem Eingriff nicht getan ist und das kann ich auch so bestätigen. Erst nach dem zweiten Eingriff konnte ich wieder "Stimmlippengeräusche" produzieren.
Bevor ich mich zu den vielen OP´s entschied, habe ich sämtliche Fachleute nach ihrer Meinung gefragt und es gab immer nur 2 Antowrten: Entweder UNI-Klinikum Magdeburg, Prof. Dr. Ahrens oder die Charité in Berlin, Prof. Tadeus Nawka. Trotz der 500 KM zwischen Aachen und Magdeburg entschied ich mich für MD und es habe es bis heute nie bereut!
Trotz guter Taschenfaltenstimme, mit der ich telefoniere und als nebenberuflicher DJ auch moderiere (sehr erotisch...), ist es mein größter Wunsch wieder auf Stimmlippenebene phonieren zu können und so wieder mehr Natürlichkeit in meinen Stimmklang einzubringen und die typischen Verspannungen weiter zu reduzieren.
Bis jetzt hat mir dieses Forum bei "meinem Problem" nicht wirklich weiterhelfen können und ich hoffe mit meiner Geschichte den Teiloperierten einen wertvollen Beitrag leisten zu können. Es iwrd sich immer lohnen für ein Ziel zu kämpfen bereit zu sein. Meine Hochachtung gilt jenen, die nicht das Glück hatten mit einer Teiloperation "davon gekommen zu sein"!
Dir wünsche ich alles Gute und kann Dir nur nochmals dazu raten einen der beiden Professoren aufzusuchen!

Hella 10.06.2012 11:09

AW: Auffütterung
 
Hallo Markus,
Dein Beitrag ist sehr interessant. Ich konnte bisher kaum etwas über stimmverbessernde Maßnahmen erfahren bzw. mich mit jemanden darüber austauschen.
Was für eine OP hattest Du? Hattest Du auch eine Kehlkopfteilentfernung?
Das Problem bei mir ist glaube ich, daß durch die Teilresektion (über die hälfte des Kehlkopfes mit Kehldeckel und linker Stimmlippe) alles ziemlich vernarbt ist und dadurch alles "eng" im Hals ist. Das heißt, ich bekomme zwar im Ruhezustand genügend Luft, aber nicht bei Anstrengungen.
Und laut Aussage meines Operateurs würde ich, je mehr man auffüttert, nicht mehr genügend Luft zum Atmen haben.
Nichts desto Trotz war ich dann auch noch bei einer Phoniaterin. Mit ihrer Hilfe lernte ich dann, ohne viel Druck auszuüben, etwas Klang in meine "Stimme" zu bekommen. Doch für mich nicht ganz zufriedenstellend. Sie riet mir dann, ich solle mich in einer Phoniatrischen Chirurgie vorstellen, um evtl. eine "Spange" wie Du beschrieben hast zu implantieren. Ich war dann vor einem Jahr in Würzburg in der Phoniatrie. Doch auch hier war das Ergebnis, daß bei mir dies nicht machbar sei, weil alles viel zu eng sei und damit die Luftnot dann vorprogrammiert ist.
Im Moment lasse ich alles wie es ist, doch durch Deinen Beitrag überlege ich mir schon, ob ich nicht doch noch eine andere Meinung einholen soll.
Ich wünsche Dir weiterhin eine gute Zeit und daß die OP's Dir den gewünschten Erfolg bringen.
viele Grüße
Hella

wolfgang46 10.06.2012 11:16

AW: Auffütterung
 
Hallo Markus,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Dieser Bericht ist deshalb für mich so wertvoll, weil ich gelegentlich Ansprechpartner für "Teiloperierte" bin.

Zum Glück hatte ich bisher noch keine Anfrage zu diesem Thema.

Auch mir wurde die linke Stimmlippe entfernt. (Merkwürdig ist, dass hier allen die linke Stimmlippe entfernt worden ist.) Die Taschenfaltenstimme konnte ich leider nicht aktivieren, denn diese sind bei mir leider vernarbt und dadurch ziemlich unbeweglich.
Meine Kehlkopfoperation (Laser) war allerdings schon vor nunmehr fast 12 Jahren. Es hat sich viel getan in dieser Zeit.
Auch bei mir wurde diskutiert, ob eine Auffüllung sinnvoll ist. Wir sind damals zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich für mich nicht eignet.

Wie Du ganz richtig schreibst, ist das Ziel mit einmaliger OP nicht erreicht.
Prof. Hess, der Phoniater der Uni Klinik Hamburg hätte es zwar gemacht, gab aber alles das, was Du schon beschrieben hast zu Bedenken, hinzu kam, dass die Forschung damals noch nicht den heutigen Stand erreicht hatte, den Du sehr schön beschrieben hast.

Mein Fazit: Ich habe mich dagegen entschieden,
weil zu dem Zeitpunkt die Forschung noch nicht weit genug war,
weil der Arzt den Erfolg nicht garantieren konnte und wollte,
weil ich die "FESTE" Einengung der Luftzufuhr nicht gut fand, (siehe auch den Beitrag von Hella!!)
weil ich auch die langen Operationen gescheut habe.

Und, weil ich schon damals in meinem Umfeld mit meiner Flüsterstimme aus der Gruppe herausragte. Ich flüstere so laut, dass ich mühelos Vorträge vor bis zu 50 Leuten ohne Mikro halten konnte.
Jetzt bin ich Rentner und genieße das Leben.

Ich wünsche mir, dass viele Betroffene Deinen Beitrag aufmerksam lesen (auch für Ärzte ist Deine Ausführung interessant) und erst danach Ihre persönliche Entscheidung treffen.

Dir wünsche ich weiterhin Erfolg mit Deiner "erotischen Stimme".

Alles Gute weiterhin
wünscht Dir
Wolfgang


@ all
Warum fehlt bei Euch auch die linke Stimmlippe?

Bei mir war es, dass ich Reflux hatte und auf der linken Seite schlief - Säureschaden und der Krebs hatte seine Chance.

Rena67 23.07.2012 13:00

AW: Auffütterung
 
Hallo zusammen,
also nun ist meine OP schon 6 Wochen her und ich bin total zufrieden und hocherfreut über meine stimme die ich jetzt habe!
Ich habe nun eine sehr kräftig klingende stimme und kann mich nun auch wieder bei einem gewissen geräuschpegel unterhalten ( dies war vor der OP nicht möglich),
dabei haben mir aber auch sehr viel meine Logopädie Stunden geholfen die ich ja seid meiner ( übrigens rechten Stimmband)Entfernung letztes Jahr im März durchgehend erhalten habe.
Ich würde jedem diese OP empfehlen wenn dies möglich ist.
Bei Hella weiß ich es nicht da es ja ne ganz andere Ausgangsituation ist!
Vielen Dank für eure Beiträge und zusprachen.
LG


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:59 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.