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flocki 21.08.2007 17:25

Angst und Ohnmacht
 
Hallo,ich hoffe auf diesem Wege irgendwie aus meinem Tief zu kommen!Mein Mann ist vor vier Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt und wir haben bis jetzt eine heftige Zeit hinter uns!!Op ist nicht möglich;Heilung ausgeschlossen,aber dafür immer mehr Probleme!!Unser Sohn(4 Jahre)reagiert auf diesem Stress mit Krampfanfällen und mein Körper und Psyche spielt auch nicht mehr mit!Deshalb hoffe ich auf diesem Wege Menschen zu finden den es Ähnlich geht!!Weil irgendwie habe ich das Gefühl das man mit einer Krebserkrankung in einer anderen Welt lebt!Die Menschen in meiner Umgebung nehmen zwar Anteil,aber irgendwie sprechen sie eine andere Sprache als ich!!Bei uns geht es um die gesamte Existens unserer Familie und bei diesen Leuten geht es um die Farbe der Fliesen die man sich in das neue Haus einsetzen lassen will!!Irgendwie hab ich das Gefühl das wir unter einer Käseglocke leben,während drausen das Leben weitergeht!!! Also ich hoffe wirklich auf diesem Wege Menschen zu finden die die gleiche Sprache sprechen und auch wissen wovon sie sprechen! Würde mich über Antworten freuen,da wir als Familie ja leider kein Einzelfall sind Tschüß

Volker P 21.08.2007 19:20

AW: Angst und Ohnmacht
 
Hallo Flocki,

ich empfehle dir und deiner Familie dringend proffesionelle Hilfe in anspruch zu nehmen. Macht einen termin bei einem Psychologen. Hier wird dir keiner Hilfe geben können weil die meisten selber mit ähnlichen Probleme zu kämpfen habe und jeder anders auf die gleichen Reagiert und damit fertig wird. Du kannst den anderen auch keine vorwürfe machen das sie sich mit alltäglichen Problemen rumschlagen die für dich und den meisten anderen hier im Forum zur nebensache geworden sind. Das sich die meisten "Freunde" abwenden ist leider auch normal und daraus kann man nur lernen. Vielleicht war ja auch mal in deinem Freundeskreis ein ähnlicher Fall und wie hast du dann reagiert?

Alles gute

Volker

berndanett 23.08.2007 11:54

AW: Angst und Ohnmacht
 
Hallo Flocki,

auch ich kann euch nur raten nehmt prof. hilfe in anspruch, den man kann nicht alles alleine schaffen und in dem sprichwort ( freunde un der not gehen hundert auf ein lot ) steckt viel wahrheit.
Warte nicht zu lange bis du hilfe in anspruch nimmst, ich wünsche euch alle kraft dieser welt.
lg Bernd

lima-mali 23.08.2007 12:06

AW: Angst und Ohnmacht
 
Liebe flocki,

du beschreibst das Lebensgefühl in dieser besonderen Situation sehr gut. Den meisten von uns dürfte es ebenso, zumindest ähnlich, gehen.

Du findest hier im Forum immer Menschen, die dir zuhören. Eine echte Hilfe kann aber nur direkt und vor Ort stattfinden. Aus meiner Sicht braucht ihr, besonders euer Sohn, professionelle Hilfe.

Ich kann dir nur aus Erfahrung sagen, dass ein Psychologe wirklich helfen kann. Ich habe in den Sitzungen viel gelernt und es geht uns seither deutlich besser.

Alles Gute und liebe Grüße
lima-mali

Corinna96 23.08.2007 12:25

AW: Angst und Ohnmacht
 
So ist es nunmal. Die Welt kann und darf nicht stehenbleiben bei jeder Erkrankung, nicht jeder kann sich mit runterziehen lassen und man muß auch mal lachen dürfen. Du darfst niemandem böse sein, wenn er sein Leben weiterlebt. Mein Vater hatte 4,5 Jahre lang Krebs (Leber), er hat nie gejammert oder sich unterkriegen lassen! Im Gegenteil, er hat immer Pläne gemacht, ist mit meiner Mama ein paarmal im Jahr in den Urlaub geflogen, hat daheim gewerkelt etc. Warum sollten wir dann also jemandem böse sein, wenn er fröhlich ist? Du darfst da nicht ungerecht sein. Wenn Ihr wirklich solche Probleme habt, würde ich Euch auch raten, in eine Selbsthilfegruppe für Angehörige zu gehen, da findet Ihr viele Gleichgesinnte, mit denen Ihr Euch austauschen könnt. Schottet Euch nicht ab, IHR habt auch ein Leben!

Alles Gute
Corinna

christa-48 24.08.2007 02:06

AW: Angst und Ohnmacht
 
hallo flocki,

ich kann sehr gut verstehen ,,was du beschreibst,,,das mit in ner anderen welt leben,,auch das mit der käseglocke,,,,mir ging es am anfang nach der diagnose genauso,,,,,ich hab mich erstmal von meiner um-welt abgeschottet,,,, und hab nur hier im forum gelesen,,,"nächtelang",,,,,und hab im realen leben nur noch "irgendwie funktioniert",,,,,
mein mann hat auch bsdk,,inoperabel,seit januar die diagnose,,,,,
aber mit der zeit,,,,ich kann nur von mir reden,,,,,ist es eine sehr intensive zeit",,,trotz aller qualen und schmerzen,,,,irgendwie wächst man da ja auch mit hinein,,,,in die situation,,,,so schrecklich sie ist,,,man kann als angehöriger nur versuchen irgendwie zu "über-leben",,,,und das bestmögliche draus zu machen,,"aus dem leiden und sterben",,,,,
man wird so "bescheiden" und ganz kleine dinge werden wieder wichtig,,,,,,,
ich wünsch dir ganz viel kraft!!!!
liebe grüsse,,,,christa

Tanja.chris 24.08.2007 09:43

AW: Angst und Ohnmacht
 
Hallo Flocki,
Du hast mir schon im Forum geschrieben, dass Ihr in einer sehr ähnlichen Situation seit wie wir. Mann, 40, BSDK mit Metastasen, inoperabel, Sohn 3 Jahre alt, ich 33 Jahre alt, wir sind gerade mal 4 Jahr verheiratet...etc. Unser Sohn bekommt das ganze Drama sehr stark mit, ähnlich wie Euer Junge! Er hat zwar keine Krampfanfälle, aber er Stottert seit dem, ist fahrig und oft ungewöhnlich laut und aggressiv. Ich denke, dass alles hängt damit zusammen. Wir haben ganz neu gebaut, sind noch nicht mal ganz fertig und jetzt das! Ebenso wie bei Euch steht die ganze Existenz unserer Familie auf dem Spiel (Spiel, wenn man es so nennen kann). Die Zinsen für die Schulden werden bereits jetzt schon, nachdem es nur noch Krankengeld gibt, zum ernsten Problem. Eigentlich müssten wir darüber nachdenken das Haus direkt wieder zu verkaufen, aber das will ich meinem Mann nicht zumuten. Er hat sich mit viel eigener Arbeit und eigenen Ideen eingebracht und sich so gequält, dass alles im und am Haus schön wird und bleibt. Ihm geht es nach den Chemos so unendlich schlecht, dass er zu schwach zum Reden ist, da will ich ihm auch nicht noch einen Umzug mit allem drum und dran zumuten. Wir sind ja erst letzten Winter umgezogen. Unglaublich!!!
Ich werde jetzt folgendermaßen vorgehen, vielleicht ist der Weg ja auch für Dich hilfreich.: Nächste Woche beginnt die Familientherapie bei einer Psychoonkologin. Ich erhoffe mir auch davon ein paar sinnvolle Ratschläge und ein bißchen seelische Unterstützung. Ich kann, wenn Du möchtest, Dir ja mal davon berichten, wenn die erste Sitzung rum ist. Du kannst mir gerne eine private EMail zukommen lassen. Als nächstes,wenn ich es denn zeitlich überhaupt schaffe (Haushalt, Wäsche, Beruf, Kind, Kindergarten...etc. hängt ja alles an mir), werde ich mal zum Kinderpsychologen gehen. Vielleicht hilft das unserem Sohn und man bekommt gesagt wie man hinsichtlich des Kindes bei solchen Situationen umgehen soll. Auch wenn er so aggressiv ist, weiß ich oft nicht wie ich reagieren soll. Strafe ist da nicht das Richtige, aber oft habe ich selbst nicht die Kraft zu trösten! Als nächstes, so schlimm es auch ist, stehen die notariellen Regelungen an. Ich kenn mich ja da überhaupt nicht aus und muss wohl einen Rechtsbeistand/ Anwalt/ Notar oder so kontaktieren. Patientenverfügung, Betreuungsverfügung, Erbrecht, Testament, Lebensversicherung. Mir kommen fast die Tränen, ich würde das gerne beiseite schieben und nicht darüber sprechen, aber ich glaube auch das muss ja irgendwie geregelt sein , bevor es noch weiter bergab geht. Ich habe schreckliche Angst vor diesem ganzen Kram und es steht wie ein unbezwingbarer Berg vor mir. Dann noch die ganzen Anträge für Erhöhung des Grades der Schwerbehinderung, Belastungsgrenze von 2% auf 1% u.s.w. Ich merke ich zergehe hier in Selbstmitleid und schäme mich dafür. Aber es ist auch wirklich schwer dem ganzen Stand zu halten. Ich bin mir nur so unsicher über den Umgang mit der verbleibenden Zeit. Es macht mich verrückt, diese zeitliche Begrenzung. Manchmal denke ich Alltag täte uns gut, "normales" Leben, oder das was davon übrig ist; aber dann denke ich wiederum, dass kann es auch nicht sein! Ich , Wir, unsere Familie muss die Zeit besser nutzen. Anders miteinander umgehen, mehr Freizeit und Unternehmungen vielleicht, oder so. Keine Ahnung. Wie macht Ihr das über einen soooo langen Zeitraum bereits seit 4 Jahren? Bei uns ist die Diagnose ja erst ein knappes halbes Jahr alt! Mit der Käseglocke hast Du recht. Die Probleme Anderer sind erschreckend nichtig geworden und schier lächerlich, aber vor nicht allzu kurzer Zeit waren diese lapidaren Probleme auch die unseren. Jetzt sieht natürlich alles anders aus. Bei uns haben die Freunde jetzt am Anfang sehr viel Anteil genommen und uns oft besucht. Ablenkung tut manchmal ganz gut. Aber man merkt bereits jetzt schon, dass sich an einem solchen Wendepunkt im Leben, die Spreu vom Weizen trennt. Die wirklich guten Freunde helfen uns und finden nicht nur Worte. Sondern erledigen alltägliche Dinge, die sie uns abnehmen. Der beste Freund meines Mannes, z.B., fährt ihn immer ins Krankenhaus. Die Nachbarin nimmt öfters mal unseren Sohn zum Spielen mit, dass auch ich mich mal kurz ausruhen kann. Vielleicht hast Du ja auch jemanden in Deiner Nähe, den Du mal fragen kannst. Vielleicht Mütter aus dem Kindergarten oder so, die Dir Deinen Sohn mal abnehmen. Ihm tut das sicherlich auch gut. Ich merke das bei unserem Sohn, er ist dann immer mal entspannter. Weil er wahrscheinlich auch mal wieder lachende Gesichter sieht und nicht bloß von Kram und Trauer gezeichnete Gesichter! Manchmal kommen auch mal die Großmütter und Opas vorbei und für ein paar Tage. Unsere Eltern wohnen halt sehr weit weg. Das macht die Sache nicht ganz so einfach. Also ich denke einfach, man sollte jegliche Hilfe in Anspruch nehmen und sich nicht dafür schämen. Wie siehts denn bei Euch mit Pflegestufe oder Haushaltshilfe etc. aus? Deinem Mann geht es ja bestimmt nach 4 Jahren mit dieser Krankheit unheimlich schlecht? Meinem Mann hat übrigens für das allgemeine Wohlbefinden die Misteltherapie geholfen. Wir müssen das auch nicht selbst bezahlen, der Hausarzt verschreibt uns das immer. Desweiteren nimmt er noch orthomol immun, ein Vitaminpräperat bei Chemo- und Bestrahlungstherapie, sowie ab und zu Vitamin C Hochdosisinjektionen. Ansonsten zucker-und kohlenhydratarme Kost, denn viele Krebsarten ernähren sich von vergorenem Zucker (unglaublich aber wahr!). Ansonsten heißt es bei uns nur: Ohren steif halten, Nerven beisammen halten und den Kampf so gut es eben geht kämpfen. Meld Dich mal! Ich hoffe ich hab Dich jetzt nicht zu arg bombadiert, aber tat auch mal ganz gut sich alles von der Seele zu schreiben. Schreib einfach mal wie es Dir geht! Viele Grüße und viel Kraft Tanja

Volker P 25.08.2007 21:58

AW: Angst und Ohnmacht
 
Hallo Tanja,

ich bin auch mit 35 Jahren erkrankt. ich habe auch zwei Söhne, jetzt 5 und bald 7. Die finanzielle belastung kenne ich. Du schreibst du kannst deinem Mann das nicht antun das Haus zu verkaufen. Aber überleg mal. Wenn du alleine bist was ich natürlich nicht hoffe, kannst du dann das Haus bezahlen? Wenn nicht wäre dein Mann doch bestimmt froh zu wissen das du mit deinem Sohn in einer Wohnung wohnst die ihr euch auch leisten könnt und dann finanziell über die Runden kommt. Wenn er nicht weiß wir ihr euch mit dem Haus ernähren sollt ist das für Ihn bestimmt einen zusätzliche belastung. Und glaube mir das ein Mensch sehr viel mehr aushällt als die meisten denken. Ich schreibe das hier nicht gerne aber denk mal drüber nach. Ich hatte Glück das mich meine Familie unterstütz hat, sonst hätte ich aus oben genannten Gründen das Haus verkauft.

Ich wünsch dir deinem Sohn und vor allem deinem Mann alles gute und viel Kraft. Es gibt immer Hoffnung. Und nehmt den rat an einen Psychologen zu nehmen.

Gruß

Volker


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