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borealis 25.12.2012 18:02

Darmkrebs mit Lebermetastasen im hohen Alter
 
Guten Tag,

wir bekamen vor einigen Tagen bei meiner 93-jährigen Mutter die Diagnose "Darmkrebs mit Lebermetastasen"; Klassifikation T4. Aufgrund ihres hohen Alters ist eine Operation nicht mehr möglich. Aus ihrer Sicht, sie ist geistig absolut fit, möchte sie die verbleibende Zeit möglichst beschwerdearm erleben, wünscht aber keine lebensverlängernden Behandlungen.

Die Ärzte empfehlen uns eine "sanfte" Chemotherapie, die das weitere Wachsum des Tumors verlangsamen soll, um einen drohenden Darmverschluss zu vermeiden. Uns ist bewusst, dass auch eine abgemilderte Chemo erhebliche Nebenwirkungen haben wird.

Die Alternative wäre, keinerlei Behandlung vorzunehmen und das Risiko eines Darmverschlusses in Kauf zu nehmen.

Wir sind sehr unsicher, wie entscheiden werden soll. Hat jemand Erfahrungen mit sogenannten "sanften" Chemotherapien? Mit welcher Überlebenszeit können wir etwa rechnen? Was kann sonst getan werden, um einen Darmverschluss zu verhindern? :huh:

Danke und alle guten Wünsche für alle Patienten,
borealis

Jutta 26.12.2012 05:41

AW: Darmkrebs mit Lebermetastasen im hohen Alter
 
Hallo borealis,

meine Mutter war auch im 'gesegneten Alter' als bei ihr Darmkrebs (auch T4) mit multiplen Metastasen festgestellt wurde. Keiner der behandelnden Ärzte schlug dabei eine sanfte Chemo mehr vor, sondern würden sie nur auf absolutes Drängen verabreichen.

Eine sanfte Chemo hat ebenso ihre Nebenwirkungen und diese noch einem Menschen in dem Alter vorzuschlagen finde ich persönlich daneben. Eine Chemo zu geben nur um einen Darmverschluß abzuwenden habe ich all den Jahrzehnten die ich mit Darmkrebs zu tun habe noch nie gehört!!!! Was aber, wenn der körperliche Zustand es zuläßt, ist ein künstlicher Darmausgang um dies zu verhindern. Dieser kann heute minimal invasiv in einer relativ kurzen OP angelegt werden. Davon nahmen eventuell die Ärzte Abstand, weil sie es deiner Mutter nicht mehr zutrauen, damit umzugehen oder diesen zu versorgen?? Meiner Mutter wurde einer trotz Herzerkrankung angelegt, somit konnte sie noch viele Monate gut essen und trinken und sie hatte trotz allem noch eine schöne Zeit.

Nun zu den Fakten, ob sie nun eine "sanfte" Chemo erhält oder nicht, wiegen sich die sogenannten Überlebungschancen eigentlich auf.

Einen Darmverschluß kann man mit gezielten Nahrungsmitteln evtl. aufhalten. Das heißt ein recht strenges Regiment in der Nahrungsaufnahme und vor allem unheimlich viel trinken um den Stuhlgang schnell im Darm zu transportieren.

Ist deine Mutter in einem Darmkrebszentrum? Falls nicht, hole dir bitte eine Zweitmeinung in einer selbigen ein.

borealis 26.12.2012 11:40

AW: Darmkrebs mit Lebermetastasen im hohen Alter
 
Liebe Jutta,

herzlichen Dank für deine Antwort - sie deckt sich mit unserer Meinung. Mutter wird in einem anerkannten Krebs-Zentrum behandelt, daher wunderte uns die Empfehlung der Ärzte umso mehr. Ein operativer Eingriff für einen künstlichen Ausgang ist nicht mehr möglich. Das akzeptieren wir.

Über die Möglichkeit einer Bestrahlung haben wir mit den Ärzten noch nicht gesprochen, das scheint aus unserer Sicht die einzig vertretbare Option zu sein, weil die Nebenwirkungen eben nur lokal wären und die Dosierung geringer als üblich sein könnte.

Noch ist sie schmerzfrei aber ich möchte für den Fall, dass plötzlich Schmerzen auftreten, jederzeit eine gute Schmerztherapie bereit wissen.

Ansonsten haben wir uns vorgenommen, unserer Mutter soweit möglich eine schöne letzte Zeit zu machen, sie zu verwöhnen und sie dann in Würde und Frieden ohne Schmerzen gehen zu lassen.

Nochmals lieben Dank für Deine Antwort!
borealis

hope38 26.12.2012 14:47

AW: Darmkrebs mit Lebermetastasen im hohen Alter
 
Hallo borealis
das tut mir sehr leid für Euch...
Meine Großmutter ist 99 und man hat bei ihr Bauchspeicheldrüsenkrebs, Bronchial-Carcinom und Lungenmetas festgestellt.
Wir haben uns auch entschieden, nichts mehr zu machen. Allerdings habe ich mich schon nach einem Palliativ-Care-Team umgehört, denn wir wollen auch, dass meine Großmutter für den Fall, dass sie Schmerzen bekommt, schnelle Hilfe erfährt.
Uns wurde gesagt, dass sie in dem Alter überhaupt etwas von dem Krebs merkt, sei eher nicht wahrscheinlich?! Na, mal sehen.
Meine Großmutter wollte nicht mal eine Probeentnahme, so dass die Diagnose nur durch Bildgebung gestellt wurde.

Die Bestrahlung ist, wenn ich das mal so sagen darf, schon auch kein Spaziergang. Ich habe damals sehr gelitten, allerdings hatte ich eine sicherlich höhere Dosis, als man bei Deiner Mutter ansetzen würde, und ich habe parallel eine Chemo gemacht. Aber die Nebenwirkungen sind auch nicht zu verachten, leider...

Euch alles Gute
hope

borealis 26.12.2012 23:08

AW: Darmkrebs mit Lebermetastasen im hohen Alter
 
Liebe hope,

vielen Dank für Deinen Beitrag.

Ein Palliativ-Care-Team wäre auch für uns eine bevorzugte Möglichkeit. Falls eine ambulante Versorgung nicht mehr optimal wäre, auch ein gutes Hospiz bzw. eine Palliativ Station der Klinik. Ich bin im Moment dabei, mir Informationen über die verschiedenen Möglichkeiten zu holen. Noch geht es ihr recht gut, aber ich möchte vorbereitet sein, für den Fall, dass sich der Zustand verschlechtert.

Ja, es tut sehr weh, seine Mutter gehen zu lassen, auch wenn sie schon sehr alt ist und wir dankbar sind, sie so lange bei uns gehabt zu haben. Aber wir alle sind uns einig, dass wir ihr keine Behandlung zumuten wollen, die ihre Lebensqualität einschränken würde. Man muss auch wissen, wann es besser ist, nicht mehr zu kämpfen...

Nochmals danke und alles Gute auch für Dich!
boralis

hope38 27.12.2012 08:56

AW: Darmkrebs mit Lebermetastasen im hohen Alter
 
Hallo Boralis
sorry, hatte deinen Namen im posting vorher falsch geschrieben..

Ja, so sehe ich das auch. Zumal wenn man weiß, dieser "Kampf" (ich für mich mochte dieses Wort in meiner Krebserkrankungsphase nie, weil ich mich damit nicht identifizieren konnte) oder alle Anstrengungen würden nichts weiter bringen, als Energien rauben. Energien, die dann doch lieber für eine friedliche Bewältigung im Alltag von Nutzen sind.

Auch ich kann deinen Schmerz verstehen, denn sei ein Mensch noch so alt, er hat uns ja dementsprechend lange begleitet. Mein Fazit ist: Der Tod kommt immer irgendwie unpassend, er hinterlässt immer Trauernde.

Euch alles Gute
hope


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