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divxus 29.04.2014 15:43

Unfaßbarer Versorgungsamt Bescheid
 
Hallo,

mich hat Anfang 2009 ein PlattenephitelCA im Mund in der Gegend des linken Kiefergelenkes erwischt.
Mußte in Summe 4 Op's über mich ergehen lassen.
Die Narben verlaufen über die gesamte linke Gesichtshälfte, von mitte Unterlippe über Unterkiefer bis übers Ohr und mittig davon nochmal bis zum Schlüsselbein.
Links alle Backenzähne raus, Kiefergelenk nur noch rudimentär vorhanden, Zungenbeweglichkeit stark eingeschränkt.
Nun natürlich massive Nervenschäden im Mund und Gesichtsbereich.
Nerven linker Nacken-/Rückenmuskel durchtrennt, dieser Muskel ist praktisch nicht mehr vorhanden/verkümmert. Daraus natürlich resultierende Rückenprobleme, Beweglichkeit linker Arm eingeschränkt.

Nach den OP's gab es dann eine RadioChemo.

Also '3x auf Holz klopf' bisher ist CAmäßig alles im grünen Bereich.

Massive Probleme breitet mir natürlich das mittlerweile chronische Lymphödem im Gesichts-/Halsbereich, das auch mit 4 Einheiten MLD/Woche gerade so erträglich ist. Kälte und Wetterwechsel sind nur sehr anstrengend zu ertragen.

Durch die RadioChemo besteht natürlich auch massiver Geschmacksverlust und vor allem diese elendige Mundtrockenheit.
Wegen der Anstrengung beim Essen nehm ich meist nur eine Mahlzeit pro Tag ein, mal gar keine, manchmal 2.

Rein körperlich habe ich mich nie wieder wirklich erholt, meine 7 persönlichen Sachen des Tages bewältige ich noch, aber das war es dann auch schon.
Gesellschaftliches Leben, Reisen oder Urlaub praktisch nicht mehr möglich.

Zur Krönung bin ich schon 40 Jahre lang an insulinpflichtigem Diabetes erkrankt. Ergänzt sich natürlich perfekt mit der obigen Sache.
Schon seit Kindheit an schwer einstellbar, messe oft und stelle die Dosen selbst ein.

Wenigstens habe ich mir eine kleine EU-Rente erkämpft, aber auch immer nur zeitlich befristet. Freue mich schon wieder auf das nächste Schleifen zum Gutachter.

Mitte 2009 wurde mir auch ein Schwerbehindertenausweis mit GdB 90% erteilt, befristet auf 5 Jahre.
Nun habe ich wegen Verlängerung dessen wieder alles Mögliche eingereicht.

Als ich den Brief heute öffnete traf mich fast der Schlag. Kleiner Auszug:
"Die Gesundheitsstörung Mundhöhlenerkrankung nach Ablauf der Heilungsbewährung kann nicht in die Bewertung des GdB einbezogen werden, weil sie für sich allein keinen Einzel-GdB von wenigstens 10 hat"

Gesamt GdB wurde von 90 auf 40 herabgesetzt.

Ich bin erstmal total entrüstet über dieses Schreiben.
Widerspruch kann ich einlegen, weiß nur nicht wie ich da am Besten vorgehen soll. Eine Rechtsschutz hab ich.

Wäre für Tips sehr dankbar!

MfG

edit:
@Mod's: Sorry falsches Forum! GgF verschieben, Danke.

LegalAlien 29.04.2014 17:33

AW: Unfaßbarer Versorgungsamt Bescheid
 
Bist du Mitglied im VdK bzw. hast dich da mal schlau gemacht?

Ich würde auf jeden Fall Widerspruch einlegen, ausführlich und gut begründet - also eben quasi das, was du uns jetzt hier auch geschrieben hast.

Ich habe wegen meines sehr massiv ausgeprägten Lip-Lymphödems und diverser anderer Kleinigkeiten auch erst "nur" einen GdB von 60% mit G bekommen. Nachdem ich dann ein Facharzt-Attest nachgereicht habe und mal ein wenig beschrieben habe, wie mein Alltag mittlerweile aussieht, wurde ich auf 100% mit aG und B hochgesetzt. Zwar natürlich nur befristet, aber wenigstens ist mein Alltag damit jetzt doch ein wenig leichter.

Also immer alles so genau wie möglich schildern... hat auch schon bei anderen geholfen.

HeikesFreundin 30.04.2014 01:58

AW: Unfaßbarer Versorgungsamt Bescheid
 
Zitat:

Ich würde auf jeden Fall Widerspruch einlegen
Das tu bitte auf jeden Fall umgehend.

Es reicht wenn Du schreibst:



Zitat:

Gegen den Bescheid vom ....... lege ich hiermit Widerspruch ein.

Begründung folgt.

Mit freundlichem Gruß,

..... ......
DATUM nicht vergessen.

Dann wahrst Du zumindest schon mal die Widerspruchsfrist!!!

Ja - und Kontakt zu einem Sozialverband würde ich auch aufnehmen.

Aber erstmal WIDERSPRUCH schreiben und per Einschreiben mit Rückschein
losschicken!

Viel Erfolg, Angie

Gaby B. 01.05.2014 17:13

AW: Unfaßbarer Versorgungsamt Bescheid
 
Also ich würde den Widerspruch direkt vom VDK machen lassen. Wir haben das seinerzeit in einem anderen Zusammenhang gemacht und es war sehr wirkungsvoll. Bei mir Erhöhung von 40 % auf 60 %, bei meinem Mann von 50 % auf 70 %G + B.

wolfgang46 04.05.2014 17:12

AW: Unfaßbarer Versorgungsamt Bescheid
 
Hallo,

wie Angie schreibt solltest Du umgehend Widerspruch einlegen. Es reicht erst einmal zur Fristwahrung die bei Angie vorgeschlagene Kurzfassung.
Wenn Du das so machst, habt Ihr genügend Zeit einen qualifizierten Widerspruch einzulegen.
Diesen würde ich mit Hilfe eines Anwalts (zum Beispiel vom VDK oder so) und Deinen Ärzten erarbeiten.
Durch die Kurzversion habt Ihr für die Begründung genügend Ruhe dieses zu tun.
Wenn Du hier einmal andere ähnliche Fälle liest, haben die meisten Widersprüche ohne viel Aufwand Erfolg gehabt.
Die Behörden Bescheiden oft nach "Aktenlage". Das heißt nicht, dass die Sachbearbeiter die Akte auch aufmerksam gelesen haben........

Dir viel Erfolg wünscht
Wolfgang

.

Elisabethh.1900 04.05.2014 18:01

AW: Unfaßbarer Versorgungsamt Bescheid
 
Lieber divxus,
du erwähntest, dass du eine Rechtsschutzversicherung hast. Dies ist doch eine sehr gute Voraussetzung für den Widerspruch. Bitte sprich dich mit der Versicherung ab, ob du dir einen eigenen Anwalt suchen kannst, oder ob man mit bestimmten Kanzleien zusammen arbeitet,

Zitat:

Zur Krönung bin ich schon 40 Jahre lang an insulinpflichtigem Diabetes erkrankt. Ergänzt sich natürlich perfekt mit der obigen Sache.
Schon seit Kindheit an schwer einstellbar, messe oft und stelle die Dosen selbst ein.
Es gibt eine Webseite, die sich mit Diabetes und Recht beschäftigt, dort empfahl man die Blutzuckerwerte zu notieren, damit man Beweise bei den Behörden vorlegen kann.

Tschüß,
Elisabethh.

Seehase1981 29.05.2014 00:37

AW: Unfaßbarer Versorgungsamt Bescheid
 
Hallo,

mein Tipp als Kenner (hab acht Jahre im VA in HH als Sachbearbeiterin gearbeitet): Widerspruch einlegen und auf jeden Fall Akteneinsicht beantragen und wahrnehmen! Auch die gutacherliche Stellungnahme des Ärztlichen Dienstes mit anfordern/ansehen. Dann siehst du, auf welche Arztberichte die Entscheidung beruht, warum das VA heruntergestuft hat.

Wurde die Herabstufung nach vorheriger Befragung deiner Ärzte vorgenommen oder einfach so?

Auf jeden Fall sollte hier ein detaillierter Befundbericht bei deinem Arzt angefordert werden, der genau beschreibt, wie der aktuelle Zustand jetzt ist und wie es dir damit geht. Denn es kommt auf die jetzt dauerhaft verbliebenen Funktionseinschränkungen an. Da die Heilungsbewährung nu abelaufen ist, gibts für die Krebserkrankung alleine keinen GdB mehr bzw. 10, da du so gesehen als geheilt giltst.

Stuggi 29.05.2014 23:19

AW: Unfaßbarer Versorgungsamt Bescheid
 
Hallo divxus,

die Begründung für die 90% lieferst Du eigentlich schon oben im eigenen Text.
Wenn das so ist, kannst Du selbst vom Amtsarzt die 90% bekommen.
Die Herabstufung ist glaub schon fast bei jedem auslaufenden Ausweis dabei, weil die ab danach in die Tabelle schauen ... "halber Kiefer = 40%" oder so. Die individuellen Gegebenheiten musst Du dann halt selber vortragen.

Wie gesagt, Du lieferst die Begründung oben selber. Damit gehst Du zum Hausarzt oder Spezialisten deines Vertrauens und lässt das schriftlich bestätigen. Der Amtsarzt würde dann nur bei Unstimmigkeiten hinzugezogen und wird in dem Fall aber auch die alten 90% bestätigen.

Viel Glück!


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