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Alt 03.06.2012, 13:57
Calypso Calypso ist offline
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Standard AW: Rezidiv nach 22 Jahren

Liebe Amazone,

wer mich hier ein bisschen kennt weiß, dass ich eher nicht dazu neige, mich auf die Seite der Götter in weiß zu stellen. Ich finde aber auch nicht gut, dass du gar so sehr die Schuld allein beim damaligen Chefarzt siehst.

Ein DCIS ist nicht invasiv, diese Lehrmeinung hat sich nicht geändert, soweit ich weiß. Wenn das damals also wirklich alles noch in situ war, war eine Bestrahlung nicht unbedingt zwingend (ist es auch jetzt noch nicht). Genau das ist ja die Definition für in situ - sonst wäre es ja invasiv. Natürlich wird es irgendwann invasiv, aber wenn ich dich richtig verstehe, ist es ja noch in situ entfernt worden.
Ehrlich gesagt - wer will schon wissen, ob du jetzt nach 26 Jahren ein Rezidiv oder vielleicht einfach einen neuen Krebs hast? Ausgedehnte DCIS werden auch heute nicht in jedem Fall bestrahlt, soweit ich es mitbekomme, eher selten, z. B. wenn her2neu vorhanden.
Ich hatte nach gut 6 Jahren ein Rezidiv mit Metas, und keiner meiner Ärzte - weder der Gyn noch der Onko - hätten festgestellt, ob das nun ein Rezidiv oder ein neuer Brustkrebs ist! Und im Grunde ist das auch egal - es ist Krebs, und ob der nun aus uralten schlafenden Krebszellen oder aus neu entarteten Zellen entstanden ist, ist doch wurscht.

Ich finde, du solltest deine Ärzteschelte nicht so pauschalieren. Wenn du nicht vertrauen kannst, such die andere Ärzte, das habe ich auch gemacht.

Sicherheit gibt es nicht, wird dir niemand versprechen können oder erst recht nicht geben können. Ärzte müssen auf die Forschungsergebnisse, ihre Erfahrung und ein bisschen auch auf ihre Intuition bauen, und natürlich können wir verlangen, dass sie auf dem neuesten Stand sind. Mehr aber auch nicht. In den 26 Jahren seit deiner Ersterkrankung hat sich wahnsinnig viel verändert, in jeder Hinsicht.

Erfahrungsberichte von uns sind hilfreich, aber auch wir sind unterschiedlich, jede Patientin legt auf anderes Wert. Ich brauche z. B. das unbedingte Vertrauen zu meinem Arzt, käme nicht mit ständig wechselnden Ärzten z. B. in der Uniklinik klar, auch wenn man dort ganz nah an der Forschung sitzt. Ich bin auch kein Überwachungsfreak sondern eher jemand, der nicht allzuviel davon haben will - weil ich glaube, dass ein paar Monate früher oder später bei einer Meta-Diagnose egal sind. Auch hier gehen die Meinungen gaaaaanz weit auseinander.

Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute, und dass du das, was jetzt auf dich zukommt, mit Ruhe und Vertrauen angehen kannst. Andauernde Zweifel sind nicht gut.

Calypso

Geändert von Calypso (03.06.2012 um 14:23 Uhr)
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