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Alt 08.02.2013, 12:40
Julia41 Julia41 ist offline
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Standard AW: Mein Vater mit Darmkrebs

Hallo,

ich habe deinen Eintrag gelesen und war sehr berührt, da auch uns ähnliches wiederfahren ist.
Ich besuche jetzt seit ca 1 Woche das Forum, weil ich mich vorher nicht getraut hatte, überhaupt etwas über Darmkrebs und seine Folgen zu lesen. Mein Papa ist leider auch am 27.1.13 an den Folgen von Darmkrebs gestorben. Es ging alles so schnell, dass ich es immer noch nicht realisieren kann.
Mein Vater ging zu allen Vorsorgeuntersuchungen, besuchte regelmäßig seinen Hausarzt, wurde im Frühjahr noch zu einer Magenspiegelung geschickt, weil ihm immer so schlecht war und alles war ok. Vielleicht fange ich mal von vorne an, um zu beschreiben warum ich so fassungslos und enttäuscht von den Ärzten bin:
Mein Vater klagte schon seit mehreren Jahren über Durchfall. Besonders in den letzten eineinhalb Jahren war ihm häufiger schlecht, auch aß er nicht mehr so viel wie früher.Aber alles in Maßen. Er erfreute sich ansonsten bester Gesundheit, war sehr beleibt (ca 100kg bei 170cm --> Symptom Darmkrebs= Gewichtsverlust) und hatte immer eine gesunde Gesichtsfarbe(Symptom Darmkrebs--> Blutarmut = Blässe).
Am Wochenende des 28. und 29.12.12 klagte er über einen Magen-Darm-Virus. Da ich mich nicht anstecken wollte, rief ich ihn lediglich mehrmals an um zu fragen wie es ihm geht. Sonntags ging es ihm bereits besser. Als ich ihn monatgs jedoch nicht erreichen konnte, fuhr ich zu ihm. Er saß stöhnend und mit Schmerz verzerrtem Gesicht auf der Coach und konnte sich nicht mehr bewegen. Ich rief den Notarzt. Sie lieferten ihn ein und stellten fest, dass er einen Darmverschluss hat, der bereits zu einer Entzündung des Bauchraums geführt hatte. Bei der folgenden OP wurde der ganze Dickdarm und ein Teil des Dünndarms entfernt und ein künstlicher Darmausgang gelegt. Weiterhin stellt man fest, dass der Krebs bereits in andere Darmteile gewachsen war. Er hatte mehrere Lebermetastasen und Metastasen im Bauchraum. Er galt da schon als unheilbar krank. Seine Überlebenschancen waren schon kritisch, aber er schaffte es. Dann folgten alle 2 Tage Ops um den Bauchraum zu säubern.Diese zehrten an seinen Kräften und an seiner Psyche. Doch er schaffte es von der Intensivstation auf die Wachstation verlegt zu werden. Wir waren alle so froh. Ich besuchte ihn abends und er war wieder mein Papa, so wie ich ihn kannte. Ich freute mich bereits auf den nächsten Tag, da ich ihn täglich besuchte. Kurz bevor ich los fahren wollte rief mich meine Schwester an. Mein Vater lag wieder auf der Intensivstation, musste künstlich beatmet werden, denn er hatte sich eine Lungenentzündung zugezogen, deren Folge Nierenversagen und eine Blutvergiftung waren. Seine Prognosen waren sehr schlecht. Doch auch diesen Kampf gewann er. ICh dachte, wer dem Tod zweimal von der Schippe springt, dessen Uhr ist noch nicht abgelaufen. Er erholte sich von allem gut. Die Dialyse kam weg und es war alles soweit ok. Nur leider hatte es sein Magen-DarmTrakt noch immer nicht geschafft, angemessen zu arbeiten. 2 Wochen nach seiner ersten Lungenentzündung bekam er erneut eine. Man entschied sich seinem Leid ein Ende zu setzen. Auch wir waren bis zum Schluss da. Wir wussten was kommt und konnten ihm nicht helfen. Anhand der Monitore konnten wir zusehen, wie seine Werte immer schlechter wurden bis sein Herz zum Stillstand kam und seine Atmung aufhörte. Und dann war er tot. Es war das Schlimmste was ich je erlebt habe. Einem geliebten Menschen beim Sterben zu zu sehen. Es kam für mich plötzlich. Ein Mensch der eigentlich mitten im Leben stand, der nie wirklich krank war stirbt an Dickdarmkrebs in der Endstufe, ohne dass es jemand gemerkt hat. Wozu studieren unsere Ärzte, sie machen doch den ganzen Tag nichts anderes als nach Krankheiten zu suchen. Ich bin wütend und ratlos. Ich war mir sicher, dass er wieder nach Hause kommt, eine Chemo macht und vielleicht noch ein oder auch 2 Jahre eine angenehmes LEben führen kann. Ich bin unendlich traurig und vermisse ihn so schrecklich. Ich würde gerne noch so viel Zeit mit ihm verbringen, aber das geht nicht mehr. Es heißt zwar die Hoffnung stirbt zuletzt, aber wer hofft, der fällt auch ganz tief.
Ich wünsche allen, die mit dieser Krankheit konforntiert werden, dass sie mehr Glück haben als mein Papa.
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