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  #1  
Alt 13.06.2014, 09:41
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Für immer losgelassen...

Liebe Tina,
ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass die Erzählung Deines Chefs die Erinnerung an diese furchtbare Zeit, die Angst, das Warten... extrem lebendig werden lassen!
Ich habe das gleiche mit einem lieben Kollegen erlebt, der erst seine Mutter ganz plötzlich verloren hat (in der gleichen Woche in der meine Mutter ihre Krebsdiagnose bekam...) und dann seinen kranken Vater über längere Zeit begleitet hat. Wenn er erzählt hat, wie er verzweifelt versucht hat, einen Arzt zu finden, der sich kümmert oder von den Fragen, ob er seinen Vater überhaupt noch alleine zu Hause lassen kann, war sofort alles wieder präsent in mir und mir kamen auch die Tränen.

Ich wünsche Dir, dass Du mit Deiner Schwester schöne Erinnerungen austauschen kannst und der Geburtstag damit nicht nur von Trauer bestimmt ist. Schön, dass ihr zusammen nach Hause fahrt!
Ich finde das immer so traurig am Geburtstag meiner Mami... ich bin die einzige, die überhaupt daran denkt... (Gut, ihr Bruder vermutlich auch, aber davon merke ich ja nichts...)

Alles Liebe,
Anja
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  #2  
Alt 13.06.2014, 19:37
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Für immer losgelassen...

Hallo Tina, hallo Anja!
Tina, das kann ich mir vorstellen, dass bei dir da alles Erlebte wieder hochkommt. Ein Kollege von mir hat auch seinen Opa erst gerade an Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren. Er hat mir auch immer alles erzählt, von der Diagnose weg bis es ihm dann auch ganz schlecht ging. Gerade jetzt kommt auch bei mir alles wieder von Neuem hoch. Eine ganz liebe Nachbarin, die uns während der Krankheit von Papa immer sehr unterstützt hat, ist gleich nach Papas Tod an Krebs erkrankt. Ich hab auch jetzt immer mit ihr gequatscht und mich immer wieder für sie gefreut wenn es ihr gut ging. Habe sie jetzt schon 2 Wochen nicht mehr in ihrem Garten gesehen und heute erfahren müssen dass sie ein Pflegebett bestellt haben und es ihr ganz schlecht geht.
Du hast recht, man fühlt sich so zurückversetzt in die eigenen Erlebnisse. Dieses furchtbare und grausige Gefühl der Hilflosigkeit, der völligen Ausgeliefertheit kommt sofort wieder hoch.
Mir kommen dann auch oft nachts so Gedanken, wie schlimm es wirklich für meinen Papa gewesen sein muss und wie tapfer und stark er doch war.

Ich hoffe du hast den heutigen Tag "so gut wie es möglich war" verbracht. Es tut immer weh, aber gerade an so wichtigen Tagen kommt alles wieder verstärkt hoch. Ich finds schön dass du mit deiner Schwester heim gefahren bist und dort den Tag verbracht hast!

Wir feiern jetzt im Juni noch Mamas Geburtstag. Ist auch wieder ein schwerer Tag, denn jeder dieser Tage schmerzt weil unsere Lieben nicht mehr bei uns sein können. Ich bin froh dass Weihnachten noch so weit entfernt liegt!

Ich wünsche euch einen schönen Abend und ein erholsames Wochenende!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #3  
Alt 18.06.2014, 21:44
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Für immer losgelassen...

Liebe Anja, liebe Nina,

wir haben den Tag ganz gut über die Bühne gebracht. Wir sind auch alle erst Mittags angekommen. Ich war eher da und habe erst einmal eingekauft und wie meine Mami es gemacht hätte, Kuchen besorgt und Kaffee gekocht. Das war sehr schön und ein bißchen wie früher, wenn wir nach Hause gekommen sind und alles stand für uns bereit. Meine Schwester hat sich auch gefreut und hatte gar nicht damit gerechnet. Abends sind wir dann essen gegangen. Mit den Kindern hat man auch immer Ablenkung, so dass man gar nicht die ganze Zeit daran denkt. Zum Friedhof sind meine Schwester und ich auch gegangen. Nur wir beide. Meine SChwester hat sehr geweint, ich glaube, das musste mal raus, da sie sich vor den Kindern sonst auch immer zurückhält und wie gesagt, die Ablenkung ist dann auch da und weniger Zeit zum trauern. Haben unserem Papa 4 rote Rosen gebracht, weil er seit 4 Jahren nicht mehr bei uns ist...

Dem Vater meines Chefs geht es schon jetzt immer schlechter. Ich unterhalte mich mit ihm nun auch über diese Dinge wie Pflegebett, Pflegestufe etc...furchtbar...heute hat er mir erzählt, dass sein Papa so traurig ist, weil er alle alleine zurücklassen muss. Das hat mir einen echten Stich versetzt...

Für mich ist es eigentlich zu früh, um wieder so nah mit dieser Krankheit konfrontiert zu werden. Andererseits weiss ich auch, dass es meinem Chef gut tut, wenn er mit jemandem reden kann, der so etwas schon mal erlebt hat...

@nina: wie geht es eurer Nachbarin und wie kommst du damit zurecht?

Und auch ich frage mich so oft, wie schlimm es für meine Mama gewesen sein muss....dieser Gedanke schmerzt mich so sehr...und unsere Lieben waren dennoch so taper...unglaublich. Ich würde es ihr so gerne nochmal sagen, wie sehr ich sie für ihre Stärke bewundere und wie sehr ich sie dafür liebe, dass sie so tapfer für uns war...

Liebe Grüße, Tina
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  #4  
Alt 19.06.2014, 19:37
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Für immer losgelassen...

Hallo Tina!
Ich finde es eine schöne Idee, dass ihr eurem Papa genau 4 Rosen für die 4 Jahre, die er nicht mehr bei euch sein konnte, gebracht habt. Ich glaube das werde ich mir abschauen und bei meinem Papa auch so machen!

Ja, wenn man abgelenkt ist, dann verdrängt man viel und kommt doch nicht so viel zum Trauern! Aber irgendwann kommt es doch dann raus. Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Schwester durch die Kinder ihre Trauer nicht so zulässt. Gut, dass sie mal richtig weinen konnte! Wie wir ja alle wissen fühlt man sich danach irgendwie wieder leichter!

Meiner Nachbarin geht es ganz schlecht. Sie war erst vor ein paar Tagen wieder im KH weil sie ihr 3 Liter Wasser vom Bauch abgesaugt haben und kommt anscheinend gar nicht mehr wirklich auf. Sie mag auch nicht mehr und wünscht sich loslassen zu können. Ich habe ihren Mann getroffen und ihn gefragt ob sie sich vielleicht über einen Besuch freuen würde. Er meinte eher nicht. Ich kanns verstehen! Wir wollten damals auch eher unsere Ruhe und ich war ehrlich gesagt froh wenn mich niemand gefragt oder angesprochen hatte. Aber sie tut mir so unendlich leid und ihr Mann auch!
Ich denke oft über sie nach und besonders nachts oder vor dem Einschlafen denke ich an Papas Weg zurück.
Mir ist es immer noch ein Rätsel wie schnell diese Krankheit doch kommt und wie schnell man dann die Kraft verliert. Das fand ich bei Papa schon so schlimm und bei meiner Nachbarin sehe ich es wieder.
Ich hab sie, genauso wie meinen Papa, noch so gesund und fit vor Augen. Und plötzlich die Diagnose, dann hoffen und bangen, bergab und bergauf und dann der plötzliche Verlust der Kraft. Es ist noch immer unbegreiflich für mich und kommt natürlich jetzt wieder verstärkt hoch!

Mein größter Wunsch wäre auch, dass ich meinem Papa nochmal sagen könnte, wie stark und tapfer er doch war. Doch Tina, unsere Eltern haben uns so viel mit auf dem Weg gegeben. Sicherlich, es war furchtbar schmerzhaft und viel zu früh, aber sie haben uns so viel gelernt und so unendlich viel an Stärke und Kraft mit gegeben!

ICh wünsche dir noch einen angenehmen und erholsamen Abend und schicke dir ganz liebe Grüße!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #5  
Alt 19.06.2014, 22:23
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Für immer losgelassen...

Liebe Nina,

die Idee mit den Rosen hatte meine Schwester. Ich fand sie auch besonders schön. Auf dem Friedhof wurde ich beim Wasser holen sogar auf die Rosen angesprochen und erzählte warum und die beiden älteren Frauen fanden es auch so schön. Komisch. Mir fällt gerade auf, dass man auf dem Friedhof auch so eine Art Gemeinschaft ist. Jeder hat einen Lieben verlören und alle wissen, wie es einem damit geht.

Mein Chef hat heute auch gesagt, dass er es kaum fassen kann, wie sehr sich sein Vater in so kurzer Zeit verändert hat. Und wenn ich mich zurück erinnere, war es bei Mami auch so. Sie konnte an einem Tag noch laufen, am nächsten war sie schon zu schwach dafür und so ging es von Tag zu Tag stetig bergab.Mal auffällig, mal unauffällig...Diese Krankheit ist einfach der Teufel!

Ich kann es auch verstehen, wenn Deine Nachbarin keinen Besuch mehr haben möchte. Zum einen ist es viel zu anstrengend, zum anderen braucht man auch die Ruhe. Alles so traurig. Wie fühlt sich deine Mama dabei? Wie geht es ihr überhaupt?

Ich drück Dich und liebe Grüße, Tina
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  #6  
Alt 20.06.2014, 20:45
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Für immer losgelassen...

Hallo Tina!
Du hast recht, ich empfinde den Friedhof auch als kleine Gemeinschaft. Ich bin ja wirklich in der glücklichen Lage dass der Friedhof zu Fuß nur 10 Minuten von mir entfernt liegt. Für mich ist es also nie ein Umweg und ich kann fast jeden Tag hingehen. Da treffe ich dann meistens die selben Leute, ältere und jüngere Leute. Wir kennen uns inzwischen und quatschen auch mal. Ich fühle mich wohl und es tut mir gut wenn ich sehe dass es anderen Menschen genauso geht.

Wir haben heute wieder mit meinem Nachbarn gesprochen. Meine Nachbarin ist wieder im KH. Er erzählte uns dass sie schon sehr sehr schwach sei und dass sie aber auch ihrer Station bleiben darf und nicht auf die Palliativstation wechseln muss. Bei Papa war es ja genauso. ER durfte auch auf der Lungenstation bleiben. Ich glaub natürlich schon dass auf der Palliativstation mehr auf den Patienten und auch auf die Angehörigen eingegangen wird aber Papa hatte immer so viel Vertrauen in seinen Arzt und sein und unser Wunsch war es dass er auf seiner gewohnten Station bleiben darf. Bei ihr ist es auch so.
Meiner Mama geht es jetzt wieder nicht so gut. Sie hat ja den meisten Kontakt zu meiner Nachbarin, die beiden haben oft stundenlang am Zaun gequatscht und sich Vieles anvertraut.
Außerdem hat Mama am Dienstag Geburtstag. In der Familie hat es auch einige Streitigkeiten gegeben, sodass der Geburtstag auch verändert ausfallen wird. Und Papa fehlt einfach so sehr! Gerade wenn wieder solche Tage anstehen ist alles wieder schwieriger und die Traurigkeit nimmt wieder zu.
Ansonsten lässt sie sich bei mir nicht so viel anmerken und versucht immer wieder dass sie mich aufbaut. Ich glaube aber wenn sie alleine ist geht es ihr nicht immer ganz so gut.

Wir versuchen die sonnigen Tage so gut es geht zu genießen und ich werde am Sonntag gleich wieder eine Runde wandern gehen. Die Natur und die Bewegung tun mir gut!
Machst du noch regelmäßig Sport?
Ja, diese Krankheit ist wirklich der Teufel! Unsere Lieben waren nicht mehr zu retten aber ich hoffe dass irgendwann etwas gegen diese furchtbare Krankheit gefunden wird!

Ich drück dich, schönes Wochenende!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #7  
Alt 20.06.2014, 21:45
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Für immer losgelassen...

Hallo Tina,

ich werde deine Idee mit der Anzahl Rosen für jedes Jahr auch aufgreifen wenn ich darf. Ist eine schöne Idee und irgendwie auch ein bisschen was "persönliches" .

Bei meinem Vater sind es in ein paar Tagen 11 Jahre - er hatte eine schwere Herzerkrankung, keinen Krebs - aber ich denke der Schmerz ist der gleiche.
Es ist natürlich nach 11 Jahren nicht mehr so hart wie bei euch, aber z. B. gestern - ich hatte Geburtstag - hat es mich irgendwie wieder voll erwischt. Ich musste einfach zu seinem Grab und musste so weinen... Er fehlt mir immer noch, aber nun gehts wieder!

LG an euch alle und "Kopf hoch"!

Monika
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