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  #1  
Alt 28.07.2015, 09:33
Tiina Tiina ist offline
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Registriert seit: 04.08.2010
Ort: Hamburg
Beiträge: 676
Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Liebe Stephanie,
es tut mir so leid, was Du alles durchgemacht hast!

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Schritt Deiner Mutter ein Schock für Dich war und Du Dir Vorwürfe machst... Aber ich finde auch, dass Deine Mutter einen mutigen Schritt gewagt hat, um ihr Leiden zu beenden. Das ist doch letztendlich das gleiche wie Sterbehilfe - nur schwerer für alle Betroffenen.

Ich habe meine Mutter bis zum Schluss begleitet und sie ist in einem Hospiz gestorben. Als klar wurde, dass es keine Heilung mehr gibt, war es ihr sehr wichtig, einen Ausweg zu haben für den Fall, dass sie es nicht mehr erträgt. Sie hat sich von einem befreundeten Arzt entsprechende Medikamente besorgt und hatte sie immer griffbereit - auch im Hospiz. Wir haben darüber gesprochen und ich habe ihr versprochen, auch an ihrer Seite zu sein, wenn sie sich für diesen Schritt entscheidet... Für mich war ich froh, dass es dazu nicht gekommen ist, weil ich sehr viel Angst vor dieser Situation hatte - aber ich habe oft gedacht, dass es für meine liebe Mami der bessere Weg gewesen wäre...

Du bist mit Sicherheit nicht schuld - Du hast alles getan und Deine Mutter unter extrem schwierigen Bedingungen ganz liebevoll betreut! Ihr habt Euch jeden Tag noch gut unterhalten.
Das ist alles unendlich schwer für Dich - zu der furchtbaren Krankheit und dem Tod Deiner Mutter kommen noch die schwierigen Umstände auch schon in der Krankheitszeit, die furchtbare Situation, als ihr sie gefunden habt, die Situation mit Deinem Vater, schreckliche Verwandte...

Hast Du Unterstützung? Ich denke, Du brauchst dringend Hilfe, um das alles irgendwie zu verarbeiten - vielleicht auch professionelle Hilfe...

Alles Liebe,
Anja
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  #2  
Alt 30.07.2015, 08:57
Stefanie24 Stefanie24 ist offline
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Registriert seit: 08.01.2015
Beiträge: 26
Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Ihr lieben,
Ich danke Euch von Herzen für eure schönen und mutgebenden Worte!


liebes Berliner - Engelchen, Dir danke ich für die realistischen Worte - allerdings ist es mir momentan fast nicht möglich, rational oder realisitsch zu denken. Aber das wird kommen - sagt die Psychologing.
Ich habe viele deiner Beiträge gelesen und Du vermittelst sovielen Menschen Kraft, Mut und findest immer die richtigen Worte - Deine Tipps sind durchdacht und wirklich gut. Und das alles, obwohl Du selber so kämpfst , und trotzdem immer für andere da bist. Ich finde es sehr traurig und schlimm, dass du mit dem Wort / Diagnose " palliativ" leben und kämpfen musst, und das mit 2 kleinen Kindern.
Ich ziehe so meinen Hut vor Dir und bewundere Dich für Deine Kraft, die Du auch anderen schenkst und weitergibst. Ich danke Dir von Herzen für Deine Worte!


.......

Ich war vorgestern bei einer Psychologin, die mich jetzt auch weiter behandeln wird.

Mein Kopf ist voller Gedanken, Erinnerungen und Überlegungen, und ich versuche das, was geschehen ist, irgendwie für mich zu ordnen - einzuordnen, oder zu sortieren.
Zu tief sitzt noch der Schock und Schmerz , über das was passiert ist.

Es ist für mich fast unerträglich, das jeden Tag auszuhalten. Ich wünsche mir so, dass mein Kopf mal leer ist, mir das Herz nicht fast zerbricht und ich mich mal erholen kann von diesem Gefühl - dass ich langsam anfange zu hassen.
Ich muss aufpassen, dass ich nicht in dem Gedanken"Loch" verschwinde - und das ist wirklich anstrengend.

Ich danke Euch von Herzen über Eure mitfühlenden, tröstenden und schönen Zeilen!!!!!

Eure Stefanie

Geändert von Stefanie24 (30.07.2015 um 10:30 Uhr)
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  #3  
Alt 30.07.2015, 16:07
Benutzerbild von mohnblume79
mohnblume79 mohnblume79 ist offline
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Registriert seit: 06.07.2014
Ort: Rhein-Main
Beiträge: 601
Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Liebe Stefanie,

es hat mich sehr berührt, den Leidensweg von Deiner Mama und Dir hier zu lesen. Ich kann Berliner Engelchen nur zustimmen: Deine Mama hat einen würdevollen Schritt gewählt, auch wenn der sehr sehr schwer für Euch als Hinterbliebene zu tragen ist und ich mag mir nicht ausmalen, wie Ihr Euch fühlen müßt.
Aber sie ist so lange bei Euch geblieben, wie sie irgendwie nur konnte und aus allem, was Du sonst vorher geschrieben hast, ging hervor, wie liebevoll und eng Ihr diesen harten Weg miteinander gegangen seid. Deine Mama hat nicht frei gewählt zu sterben - der Krebs hat ihr und Euch diese schwere Last der unvermeidlichen zu frühen Trennung auferlegt, sie ist nur am Ende den letzten Schritt schneller, mutiger und entschiedener gegangen.

Ich bin selbst betroffen (BK) und habe meine Mama an die gleiche Diagnose verloren und kann mich sehr gut hineinversetzen, wenn Du schreibst "Ich wünsche mir so, dass mein Kopf mal leer ist, mir das Herz nicht fast zerbricht".


So abgedroschen der Spruch "Die Zeit heilt alle Wunden ist", habe ich ihn im Hinblick auf den Verlust eines Elternteils doch nach einiger Zeit wenigstens teilweise als wahr empfunden. Ich vermisse meine Mama immer noch unglaublich (sie starb 2006) und bei meiner eigenen Diagnosestellung hat das nochmals eine riesige Lawine losgetreten.
Aber es wird wiederkommen, dass Dein Herz in der Lage ist, die Dankbarkeit und Liebe über Deine Mama mehr zu spüren, als die unsägliche Trauer. Meine Mutti starb im Januar und im September des selben Jahres war ich in Finnland in Urlaub und weiß heute noch genau, wie ich damals an einem Steg an einem stillen Waldsee saß und dachte "heute war ich gar nicht traurig" - ab da wurde der Weg leichter.

Ich kann verstehen, dass Ihr die genauen Todesumstände nicht ausbreitet - es gibt genügend rücksichtslose Leute, die einem dann auch noch über die Seele trampeln, habe das beim Tod meines Stiefbruders auch so erlebt.
Aber AnnieHall hat schon recht - vielleicht hast Du jemanden, mit dem Du das unter dem Siegel der Verschwiegenheit teilen kannst und Deine Seele ein wenig leichter machen.

Alles alles Liebe,
Mohnblume
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  #4  
Alt 30.07.2015, 16:42
Benutzerbild von Tündel
Tündel Tündel ist offline
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Ort: Südbayern
Beiträge: 877
Standard AW: Wie geht es nur weiter?

Hallo Stefanie,
mein allerherzlichstesBeileid voraus!

Und dann möchte ich dir sagen, was ich glaube:
Jeder Mensch wählt den Zeitpunkt seines Gehens selber, manche tun das still und leise, indem sie einschlafen und nicht wieder aufwachen. Andere sind zur falschen Zeit am falschen Ort, haben einen Unfall, halten momentan die Schmerzen nicht mehr aus und wählen den vermeintlich leichteren Weg in die Ewigkeit.
Wieder andere wählen den "Knalleffekt", und benutzen irgendein Hilfsmittel, sie begehen Selbstmord!
Die Entscheidung ist immer die gleiche: Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich halte das nicht mehr aus...

Deine Mama hat diesen letzten Weg genommen, weil sich die anderen (noch) nicht aufgetan hatten und sie keine Alternative gesehen hat.
Sie wusste, dass sie so nicht weiterleben konnte, unerträgliche Schmerzen an einer hochempfindlichen Stelle, ein Gefühl der ständigen Erniedrigung, Hilflosigkeit, Verlassensein und Pflichtbewusstsein auch dir gegenüber haben sie so entscheiden lassen!

Sie hat sich befreit von Schmerzen und Leid!
Aaaaaaaber: Sie wollte auch dich befreien!
Befreien von der Last ihrer Versorgung und Betreuung, die du nicht leisten konntest!
Befreien von dem Verlust deines Lebens und deiner Zukunft durch die Übernahme der Verantwortung für sie und deinen "etwas lebensuntüchtigen" Papa!

Sie war extrem mutig, dass sie das gemacht hat!
Sie hat vielleicht auf den Tod gewartet und als er nicht schnell genug kam, hat sie selbst die Initiative ergriffen!

Verurteile sie nicht, sondern bewundere sie!!!

Und vergiss die bucklerte Verwandtschaft, Neid, Missgunst und Verständnislosigkeit gibts nirgendwo mehr als in der liiiiiiieben Verwandschaft!

Alles Liebe
__________________
Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!
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