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  #1  
Alt 19.06.2018, 14:31
vintage vintage ist offline
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Beiträge: 746
Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

hallo spice,

raten würde ich:
therapeutische begleitung für deinen sohn,
damit er mit einer neutralen emphatischen person
über die familienverhältnisse, wie sie nun mal sind, frei reden kann.

den berührenden, authentischen film "halt auf freier strecke" anschauen -
zusammen oder du mit dem sohn, oder du mit mann.... in einer geschützten atmosphäre.
es geht um einen familienvater mit hirntumor,
der im reihenhaus durch seine krankheit einiges durcheinander bringt.
zum teil mit lustig-traurigen folgen. der film íst ab 6 jahren freigegeben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Halt_auf_freier_Strecke

überlegungen anstellen, dass dein mann nicht mehr alleine mit den kindern ist.
bzw. diese die sicherheit haben, das immer jemand anderes noch da ist.

bei uns gibt es einen hospiz-dienst, der auch nach hause kommt.
das ist gut für gespräche einzelner familienmitglieder, aber auch untereinander.
auch die erkrankte person braucht evtl. jemanden zum reden.

ängste der kinder ernst nehmen; viel reden dadrüber, wenn der bedarf besteht.
kinder kinder sein lassen und ihnen viele gute erlebnisse verschaffen,
die das belastende im leben etwas ausgleichen.

vielleicht findet ihr in gesprächen zusammen ruhig ausgefallene lösungen, damit alle zufrieden sind.
der krebs ist ein ausnahmezustand und da darf auch ausgefallenes zur hilfe genommen werden.

viel kraft auch gerade dir!
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #2  
Alt 19.06.2018, 15:21
Jedimeisterin Jedimeisterin ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Liebe Spice,

vielleicht findest du dort auch Hilfe wegen der Epilepsie:

http://www.epilepsie-vereinigung.de/

Dickes Kraftpaket und ganz liebe Grüße
Jedimeisterin
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  #3  
Alt 19.06.2018, 16:03
spice spice ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hallo ihr Lieben, vielen Dank für die Antworten!
Den Film werde ich mir mal anschauen. Therapeutische Begleitung suchen wir, haben aber erst für August einen Termin.
Natürlich hat mein Mann und auch ich mit ihm geredet, dass das nur die Krankheit ist und nicht der Papa selbst und er versteht es auch- vom Kopf her.
Aber vom Gefühl her hat er Angst, v.a. weil es ja jederzeit wieder passieren kann. Es war halt wirklich eine massive Situation, mein Mann hat in der Post-Krampf-Phase mit Messern hantiert, wollte das Sofa aus den Angeln heben, hat versucht mich zu packen und in das Zimmer zu ziehen, wo meine Kinder schreiend standen und nicht raus konnten, weil er in der Tür stand, schließlich sind sie/wir dann panisch die Treppe runtergeflüchtet... Vor dem Haus standen die Rettungskräfte und trauten sich nicht rein, weil sie ihn noch vom letzten Mal in Erinnerung hatten, drinnen hörten wir es poltern... Man muss dazu sagen, dass mein Sohn sowieso vom Naturell her sehr sensibel ist und ich befürchte, er hat echt einen Knacks weg. So schlimm wir es sich anhört, aber er spricht vom möglichen Tod seines Vaters schon fast so, als wäre das nicht die schlechteste Lösung. Das ist einfach furchtbar!
Allein ist er sowieso nicht mehr mit den Kindern, das würde mein Sohn gar nicht mitmachen. Aber ich kann auch nicht 24 h direkt neben meinem Mann stehen. Ein Krampfanfall war, als ich im ersten Stock war und mein Mann mit den Kindern im Wohnzimmer. Ganz realistisch gesehen ist das doch gar nicht anders machbar, wenn man in einem Haus wohnt
Viele gute Erlebnisse zu schaffen versuche ich, aber auch das geht eigentlich nur ohne den Papa, der kann das momentan gar nicht. Neulich hat er versucht, mit zu einem Fußballturnier unseres Sohnes zu gehen (das war immer eine tolle Gemeinsamkeit) und prompt dort die Aura bekommen, Notarzt etc., mein Sohn hat sich nicht getraut, mit uns nach Hause zu fahren, weil er Angst hatte, Papa fängt im Auto an zu randalieren...
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  #4  
Alt 19.06.2018, 18:40
Jedimeisterin Jedimeisterin ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Zitat:
Zitat von spice Beitrag anzeigen
Allein ist er sowieso nicht mehr mit den Kindern, das würde mein Sohn gar nicht mitmachen. Aber ich kann auch nicht 24 h direkt neben meinem Mann stehen. Ein Krampfanfall war, als ich im ersten Stock war und mein Mann mit den Kindern im Wohnzimmer. Ganz realistisch gesehen ist das doch gar nicht anders machbar, wenn man in einem Haus wohnt
Viele gute Erlebnisse zu schaffen versuche ich, aber auch das geht eigentlich nur ohne den Papa, der kann das momentan gar nicht. Neulich hat er versucht, mit zu einem Fußballturnier unseres Sohnes zu gehen (das war immer eine tolle Gemeinsamkeit) und prompt dort die Aura bekommen, Notarzt etc., mein Sohn hat sich nicht getraut, mit uns nach Hause zu fahren, weil er Angst hatte, Papa fängt im Auto an zu randalieren...
Liebe Spice,

vielleicht solltest du dich trotzdem Gedanken machen über einen Pflegegrad.

Ist jetzt etwas offtopic: Mein jüngster Sohn ist Autist, körperlich topfitt, muss
aber ständig beaufsichtigt und angeleitet werden.
Und in Prinzip muss man ja auf deinen Mann ja auch aufpassen, dass da
nichts passiert. Aber da belese dich bitte, es gibt da auch ein checkliste, ob
es überhaupt auf dich zutrifft.

Mein Schwager war auch damals an Krebs mit Hirnmetastasen. Und der hatte
auch epileptische Anfälle gehabt. Meine Schwester konnte ihn auch schlecht alleine lassen. Er war durch diese häufigen Aussetzer lange im Krankenhaus.
Naja, leider war mein Schwager dann an seinem Krebsleiden erlegen, weil
die Erkrankung bereits im Endstadium war.

Arbeitest du Teilzeit oder Vollzeit? Sind deine Kinder nachmittags noch in der
Schule und in der Kita?

LG Jedimeisterin

Geändert von gitti2002 (20.06.2018 um 00:29 Uhr) Grund: NB
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  #5  
Alt 20.06.2018, 04:42
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Liebe spice,

Zitat:
Jetzt Mitte Mai ein erneuter Krampfanfall, nach dem akuten Krampf waren die Rettungskräfte noch nicht da, mein Mann wieder verwirrt und aggressiv, er ging mich an und die Kinder sahen es mit an. Seitdem ist mein 9-jähriger Sohn traumatisiert, hat riesige Angst vor seinem Vater, sagt er fühlt sich nicht mehr sicher daheim, fragt ihn bei jeder schnellen Bewegung, ob alles ok ist...
Meinst Du mit "er ging mich an", daß Dein Mann Dich körperlich attackierte bzw. Dir Gewalt antun wollte?

Zitat:
Therapeutische Begleitung suchen wir, haben aber erst für August einen Termin.
Natürlich hat mein Mann und auch ich mit ihm geredet, dass das nur die Krankheit ist und nicht der Papa selbst und er versteht es auch- vom Kopf her.
Aber vom Gefühl her hat er Angst, v.a. weil es ja jederzeit wieder passieren kann. Es war halt wirklich eine massive Situation, mein Mann hat in der Post-Krampf-Phase mit Messern hantiert, wollte das Sofa aus den Angeln heben, hat versucht mich zu packen und in das Zimmer zu ziehen, wo meine Kinder schreiend standen und nicht raus konnten, weil er in der Tür stand, schließlich sind sie/wir dann panisch die Treppe runtergeflüchtet... Vor dem Haus standen die Rettungskräfte und trauten sich nicht rein, weil sie ihn noch vom letzten Mal in Erinnerung hatten, drinnen hörten wir es poltern... Man muss dazu sagen, dass mein Sohn sowieso vom Naturell her sehr sensibel ist und ich befürchte, er hat echt einen Knacks weg. So schlimm wir es sich anhört, aber er spricht vom möglichen Tod seines Vaters schon fast so, als wäre das nicht die schlechteste Lösung. Das ist einfach furchtbar!
Therapeutische Begleitung ändert zunächst mal gar nichts daran, daß Deine Kinder bereits traumatisiert sind.

Und auch nichts daran, daß Dein Mann zeitweise ein Sicherheitsrisiko für Euch alle sein kann.
Und zwar ein evtl. lebensbedrohliches, weil er evtl. wie ein Irrsinniger handeln kann.
Daß Ihr darüber geredet habt, hilft dabei auch herzlich wenig.

Helfen könnte jedoch, daß Dein Mann selbst Angst davor hat, daß er unkalkulierbar "ausrasten" und dabei etwas tun könnte, was er "bei Sinnen" niemals tun würde.

Es geht also im Prinzip darum, wie einerseits Du und Deine Kinder Euer Sicherheitsbedürfnis "garantieren" könnt und andererseits die Freiheit des Handelns Deines Mannes nur so weit eingeschränkt wird, daß er für den Fall der Fälle (Anfall) mit Sicherheit "neutralisiert" werden kann.
Jedenfalls so weit, daß Ihr Euch jederzeit vor ihm in Sicherheit bringen könnt.

Es ist sicher eine ungeheuer schwierige Situation, in der Ihr alle Euch befindet, aber dennoch sollte gerade in solchen Situationen ein Weg gefunden werden können, wie das familiäre Zusammenleben trotz evtl. "Ausnahmen" weiterhin aufrecht erhalten werden kann.
Das erfordert aber bei gutem Willen u.U. etwas unorthodoxe Problemlösungen.

Rein technisch gesehen ist das an sich kein Problem:
Wäre ich in der Situation Deines Mannes, hätte ich nichts dagegen, wenn man mich an eine "lange Leine" hängen würde.

Weder von "Kettenhund", noch von "Entwürdigung" will ich dabei sprechen.
Sondern nur davon, daß ein Bewegungs-Spielraum so eingeschränkt wird, daß alle damit ganz gut "leben" können.

Dein Mann hat hier aus meiner Sicht eine "Bringschuld".
Läßt sich das mit dem normalen Tagesablauf Deines Mannes (daheim) vereinbaren?
Wie ist der denn?

Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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  #6  
Alt 20.06.2018, 08:48
spice spice ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hallo zusammen, vielen Dank für die Antworten.
Ich arbeite Vollzeit, die Kinder sind in Ganztags-Kita und -Schule untergebracht.
Mein Mann war bisher tagsüber also allein zuhause, bis zu der letzten Eskalation im Mai hat er die Kleine in die Kita gebracht und wieder abgeholt, jetzt natürlich nicht mehr. Aber auch er sollte eigentlich nicht mehr allein daheim sein (auch wenn wir durch Notfalluhr mit Sturzsensor etwas abgesichert sind).

Ja, mit angegangen meine ich körperlich, er ist, für mich überraschend, nach dem Krampf in den ersten Stock gegangen, wohin sich die Kinder zurückgezogen hatten und ich natürlich hinterher, um die Kinder da rauszuholen. Er hat dies aber nicht zugelassen sondern hat versucht, mich zu packen und in das Zimmer hineinzuzerren bzw. hochzuheben (keine Ahnung warum und wozu). Ich musste mich massiv körperlich wehren, meine Kleidung ist dabei zerrissen. Natürlich war das traumatisierend, v.a. für den Großen.
Für meinen Mann ist das natürlich auch schrecklich, gerade, weil er merkt, dass sein Sohn Angst hat. Er hat darum auch auf ein starkes Notfallmedikament gedrängt, das wir jetzt auch haben und wovon er sehr schnell einschläft. Das haben wir auch schon beim letzten Mal eingesetzt und es hat gut funktioniert (zumal er da gar nicht aggressiv war, nur eben verwirrt). Ich denke, die reale Gefahr ist dadurch eher nicht mehr so gegeben. Aber mein Sohn kann das nicht glauben. Gestern hat er nochmal betont, dass er mit seinem Vater nicht mehr in einem Gebäude sein will (am liebsten nur noch skypen ).
Ich habe nur keine Ahnung, was man da machen kann. Wie gesagt, außerhalb der Krampfanfälle ist mein Mann (noch?) total normal, körperlich und kognitiv. Was sollte er in einem Pflegeheim machen (wenn es denn überhaupt genehmigt würde)? Die Abstände zwischen den Krampfanfällen waren zwischen einem halben Jahr und einer Woche. Zuletzt waren sie zwar häufiger aber durch die neue Medikation erhoffen wir uns schon, dass sie wieder seltener werden und eben die Aggressivität wegbleibt. Aber die Garantie, dass es nicht passiert und dass der Papa nicht mehr aggressiv wird, kann ich meinem Sohn natürlich nicht geben, das wäre gelogen (und er würde es eh nicht glauben). Ich bin wirklich ratlos...
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  #7  
Alt 20.06.2018, 14:50
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Hmmm... Was für eine Sch*** Situation... Also mir fiele zu allem, was die anderen schon vorgeschlagen haben noch die Frage ein, ob es vielleicht einen "sicheren Ort" gibt, den Dein Sohn für sich haben kann um selbst zu entscheiden, wieviel bzw. wie wenig Nähe zum Papa er verkraftet? Also z.B. "Du kannst jederzeit bei Oma und Opa übernachten, wenn Du das möchtest, hier ist der Schlüssel, aber willst Du nicht bei uns Zuhause sein?"
Vielleicht gibt es ihm eine gewisse Sicherheit, dass er sich dem nicht aussetzen MUSS, sondern er sich eine Auszeit nehmen kann, wenn er das will?
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  #8  
Alt 21.06.2018, 00:38
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Liebe spice,

das Ganze hört sich nach einem ständigen Alptraum an, der alle belastet und deshalb höchst destruktiv für ein "normales" Familienleben ist.
V.a. Kinder müssen sich in einer Familie "sicher aufgehoben" fühlen können.

Wenn das in Ausnahmesituationen immer wieder nicht mehr der Fall ist, "zerbröselt" unweigerlich die ganze Familie.
Erste Anzeichen davon sind leider bei den Kindern bereits feststellbar.

Zitat:
Ich arbeite Vollzeit, die Kinder sind in Ganztags-Kita und -Schule untergebracht.
Mein Mann war bisher tagsüber also allein zuhause, bis zu der letzten Eskalation im Mai hat er die Kleine in die Kita gebracht und wieder abgeholt, jetzt natürlich nicht mehr. Aber auch er sollte eigentlich nicht mehr allein daheim sein (auch wenn wir durch Notfalluhr mit Sturzsensor etwas abgesichert sind).
Die evtl. Begleitung Deines Mannes (tagsüber) ist ein anders gelagertes Problem, das sich auch leichter lösen können dürfte.

Wenn ich den Tagesablauf richtig verstehe, ist es möglich, daß Du mitsamt Kindern morgens verschwindest und Ihr auch gemeinsam abends wieder daheim eintrudelt.
Läßt sich das evtl. so organisieren?
Denn das würde die Bewältigung des eigentlichen Problems erleichtern können.

Zitat:
Für meinen Mann ist das natürlich auch schrecklich, gerade, weil er merkt, dass sein Sohn Angst hat. Er hat darum auch auf ein starkes Notfallmedikament gedrängt, das wir jetzt auch haben und wovon er sehr schnell einschläft. Das haben wir auch schon beim letzten Mal eingesetzt und es hat gut funktioniert (zumal er da gar nicht aggressiv war, nur eben verwirrt). Ich denke, die reale Gefahr ist dadurch eher nicht mehr so gegeben.
Daß Dein Mann selbst auf ein starkes Notfallmedikament drängte, zeigt, daß er bereit dazu ist, Konzessionen für den Notfall zu machen, was sachlich sicher angebracht ist.

Zitat:
Aber mein Sohn kann das nicht glauben. Gestern hat er nochmal betont, dass er mit seinem Vater nicht mehr in einem Gebäude sein will (am liebsten nur noch skypen ).
Ich habe nur keine Ahnung, was man da machen kann. Wie gesagt, außerhalb der Krampfanfälle ist mein Mann (noch?) total normal, körperlich und kognitiv.
An der Stelle Deines Sohnes würde ich das auch nicht glauben.
Wie sieht es denn mit dem Notfallmedikament aus, wenn Dein Mann bereits "ausgerastet" ist und dann evtl. gewalttätig wird?
Wie funktioniert das mit dem Medikament dann bzw. kann das dann überhaupt noch funktionieren?

Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß man jemand, der nicht mehr bei Sinnen ist, dazu auffordern kann, nun gefälligst ein Medikament einzunehmen.
Wie wird das Medikament denn verabreicht?
Tabletten einnehmen, oder wird das gespritzt?
Könnte alles schwierig werden, wenn jemand ausgerastet ist.

Kurzum:
Die Bedenken Eures Sohnes sind für mich nachvollziehbar.
Andererseits ist es aber natürlich ein Unding, daß er daran denkt, sich einfach "ausblenden" zu wollen.
So geht das nicht.
Denke, diesen "Zahn" müßt Ihr Eltern ihm gemeinsam "ziehen".

Er mag noch so "empfindlich" sein, was aber auch nichts daran zu verändern vermag, daß er lernen muß, mit dieser Situation umgehen zu können, auch wenn er erst 9 Jahre alt ist.

Im familiären Zusammenhalt kann es Situationen geben, in denen mögliche Konflikte einfach "ausgeschaltet" werden müssen.
Was auch unter allen Umständen immer möglich ist, wenn alle guten Willens sind.

Korrigier mich bitte, wenn ich versuche, die Situation einigermaßen richtig zu umreißen:
1) Du und Eure Kinder sind Deinem Mann/ihrem Vater an Körperkraft hoffnungslos unterlegen, wenn er gewalttätig werden sollte.

2) An sich mußt nun Du der "ruhende Fels in der evtl. Brandung" sein, weil Dein Mann das nicht mehr uneingeschränkt sein kann.
Das wißt Ihr wohl beide ganz genau.

3) Im Grunde genommen seid Ihr alle (mehr oder weniger) durch die unerwarteten/ungewohnten Eskalationen von Gewalt geschockt.
Dabei muß man m.E. aber etwas differenzieren:

a) Mann/Vater versteht das weder noch will er das - er kann nichts dafür, weil das wohl nur eine mögliche Folge seiner Behandlung ist.
Er will sich deshalb aber nicht "ausgeschlossen" fühlen, sondern ist viel mehr bereit dazu, Konzessionen zu machen.

b) Frau/Mutter hat solche Eskalationen auch noch nicht erlebt, kann aber als Erwachsene besser damit umgehen, das als Ausnahme einzuordnen.

c) Sohn (9 Jahre alt) kann das alles gar nicht richtig einordnen, ist total verunsichert und hat nur noch Angst.
Er hat wohl das größte "Sicherheits-Defizit"

d) Tochter (3 Jahre alt) kann erst recht nichts mit der ganzen Situation anfangen.
Sie hat aber wohl alles als verwunderlich und erschreckend registriert.
Was meinst Du wie traumatisiert sie dadurch ist?

Du fragst danach, was man da evtl. machen kann.
Es gibt ein über 2000 Jahre altes "Sinnbild" dafür:
"Si vis pacem para bellum!"

Was in etwa bedeutet:
Willst Du Frieden (erreichen können) bereite den Krieg vor!
(Nicht in der Absicht, einen Krieg führen zu wollen, sondern viel mehr, um für einen evtl. Krieg so gerüstet zu sein, daß man ihn auch todsicher gewinnen kann.
Was viel mehr mit Selbstverteidigung und Abschreckung zu tun hat als mit aggressiven Kriegshandlungen.
Ist, nebenbei, ein "Sicherheitskonzept", das auch heute noch erfolgreich praktiziert wird, z.B. per NATO.)

Innerfamiliär läßt sich sowas durchaus auch praktizieren:
Redet deshalb offen und ehrlich miteinander!
Und versucht dabei, Sicherheitsdefizite "ausgleichen" zu können.

Denn worum geht es denn eigentlich genau?
Wenn nicht darum, Deinen Mann/den Vater ggf. und nur notfalls (wenn er aggressiv wird/ist) "neutralisieren" zu können.
Genauer gesagt, ihn "kampfunfähig" machen zu können, bevor er größeren Schaden anrichten kann, den er eigentlich gar nicht beabsichtigt.

"Rüstet" Euch also "auf" - Du selbst und Deine/Eure Kinder.
Um evtl. Attacken Deines Mannes/des Vaters mit Sicherheit widerstehen zu können.
Mit Pfefferspray o.ä. Geeignetem.

Das alles kann völlig einvernehmlich geschehen:
Wenn Dein Mann bei Sinnen ist, wird er dem wohl ohne weiteres zustimmen können:
Daß seine evtl. Aggressivität einfach "ausgeschaltet" werden kann.
Er will ja auch - genau so wie Du - daß die Familie wg. seiner Krankheit nicht "auseinander bricht".

Hilf ihm bitte dabei, die Familie "zusammenhalten" zu können.
Wie auch immer Ihr das gestalten wollt:
Es ist das primäre Anliegen aller Eltern!
Selbst, wenn es das Letzte sein sollte, was sie für ihre Familie noch tun können.

Eure Kinder begreifen das alles nicht:
Bringt sie deshalb bitte wieder gemeinsam "in die Spur".


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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