AHT-Weigerung

[Tilia]

Liebe Leute,
ich bin Euch etwas schuldig, nämlich eine Antwort darauf, warum ich die AHT nicht machen werde.

Sonne hat mich den Knackpunkt gefragt, warum habe ich solche Angst davor, de facto habe ich die Ärzte gebeten, mir eine Chemo zu verpassen, fast alles, bloß nicht AHT.

Lange habe ich darüber nachgedacht, das Forum hier durchwühlt, jede Menge links gelesen, das web durchsucht, um Kopf und Bauchgefühl wieder zu vereinen. Kopf gibt Euch uneingeschränkt recht, das Bauchgefühl schreit nach wie vor nur Panik. Es geht soweit, daß ich das Gefühl habe, ohne AHT eine reelle Chance zu haben, wieder gesund zu werden und mit AHT keine 10 Jahre mehr zu leben.

Ehrlich gesagt, schäme ich mich für den Aufstand, den ich um so eine Kleinigkeit veranstalte im Vergleich zu dem, was hier einige ertragen müssen.

Meine Angst gruppiert sich im wesentlichen um 3 Komplexe:
1) Gefahr von Herzinfarkt/Schlaganfall

Das Problem ist, ich bin nicht dick, sondern fett (BMI 35), ein Medikament, daß den Blutdruck erhöht und auf die Knochen geht, kann ich mir z.Zt. nicht erlauben, dafür muß ich mindestens 10kg abnehmen (da arbeite ich dran). Ich schaffe es z.Zt ohne Tamoxifen gerade so, die wesentlichen Risikofaktoren einigermaßen im Zaum zu halten.
Dazu kommt, daß ich erblich vorbelastet bin, mein Vater ist mit 73 Jahren an einem Schlaganfall gestorben, meine Mutter hat jetzt mit 70 ihren 3. Herzinfarkt hinter sich, beide hatten anders als ich keine der üblichen Risikifaktoren wie Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel. Hätten also nachdem, was uns die Ärzte immer sagen, erheblich länger gesund bleiben sollen. Ich habe auch immer gedacht, daß die Gefahr aus der Ecke Herz-/Krauslauferkrankungen kommt.

Um es mal ganz platt zu sagen:
Ich habe tierische Angst davor, mit einer AHT mich wegen Knochenschmerzen in den ohnehin überbelasteten Gelenken kaum noch rühren zu können und in 3 Jahren rezidivfrei an einem Herzinfarkt zu krepieren.

Angstpunkt 2) Depressionen
Scheint auch eine genetische Komponente zu haben, einer meiner Onkel hat sich mit 23 Jahren getötet, meine Mutter ist nicht frei davon, ich habe damit leben gelernt. Aber ein Medi, daß Depressionen verstärkt? Weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.

Angstpunkt 3) Arbeitslosigkeit
Was ist, wenn ich wegen Nebenwirkungen von Tamoxifen/einer AHT nicht oder nur noch eingeschränkt arbeiten kann, die geforderten Leistungen nicht mehr bringe und rausgeschmissen werden? Welcher Arbeitgeber nimmt denn in der heutigen Zeit eine 50-jährige Krebspatientin?

Bitte sagt jetzt nicht, probiers, vielleicht gibts keine NW. Eins habe ich inzwischen über die AHT gelernt: ohne NW keine Wirkung.

Ach, irgendwie finde ich einfach nicht das Schwert, den für mich gordischen Knoten zu durchschlagen.

Liebe Grüße
Tilia

[Annedore]

Meine liebe Tilia,

in aller Deutlichkeit: spring nun mal über Deinen eigenen Schatten und probiere die AHT aus. Kein Mensch hat alle Nebenwirkungen zu erleiden, die auf dem Beipackzettel genannt sind und vielleicht gehörst Du zu denjenigen, die gar nichts spüren. Falls die Nebenwirkungen wider Erwarten doch unerträglich sein sollten, so kannst Du die Behandlung ja auch wieder abbrechen. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.

In Gedanken gebe ich Dir einen liebevollen Schubs in Richtung AHB.

Annedore

[conny h.]

Hallo Tilia,

die Entscheidung liegt sicherlich ganz bei Dir. Ich mache jetzt seit 1,5 Jahren die AHT ( Tamoxifen und Zoladex) und ich gehe arbeiten und habe kaum NW. Zugenommen habe ich auch nicht und wegen dem hohen Blutdruck würde ich mir auch keine Sorgen machen du hast in regelmäßigen Abständen deine Nachsorgetermine und da wird auch nach dem Blutdruck geschaut und ich glaube wenn da etwas währe würden die Ärzte schon was unternehmen. Überleg dir bitte nochmal die Sache mit der AHT. Probier es aus und wenn Du zu starke NW bekommst kannst du ja mit deinem Arzt sprechen was er von aufhören hält.


Liebe Grüße
Conny

[Heike2008]

Hallo Tilia,
die Entscheidung ist schwer, ich weiß, aber man muß immer pro und conta gut abwägen!!! Ich denke viele wären froh sie könnten die Chance der AHT nutzen!!! Ich selber hatte auch furchtbare Angst davor( war gerade mal 39Jahre) aber ich muß sagen bis jetzt gehts ganz gut!!!
Anfangs ein bissle schlechter geschlafen und Hitzewallungen.
Aber irgendwann muß jede Frau durch die Wechseljahre ob sie will oder nicht!
Bevor ich vor 7 Monaten mit der AHT begonnen habe , habe ich auch lauter Horrormeldungen gelesen. Bei mir ist davon (bis jetzt) nichts eingetreten.
Vielleicht manches gerinfügig aber wer weiß schon ob das von der AHT kommt oder von der Chemo Spätschäden sind!!!
LG Heike
Du wirst dich schon richtig entscheiden...vertrau auf dein Gefühl!!!

[Bari]

Hallo Tilia,

auch ich gehöre zu den Frauen, die eine AHT abgelehnt haben. Natürlich habe ich mich informiert, und natürlich haben die Ärzte die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, aber mir war schnell klar, dass diese Therapie für mich nicht in Frage kommt. Alter stellt das größte Krebsrisiko dar, weshalb sollte ich mich künstlich altern? Die Vorstellung, dass ich mich erst "krank" machen muss um gesund zu werden fand ich absurd. Ich war 39 und konnte mir ein Leben mit Übergewicht, Depressionen, Knochenschmerzen, Libidoverlust und Vitalitätsverlust überhaupt nicht vorstellen, von den ganzen Spätfolgen mal ganz abgesehen. Eine gute Lebensqualität stelle ich über Lebenszeit. Natürlich gibt es auch Frauen die das Ganze scheinbar unbeschadet überstehen, aber AHT stellt einen enormen Eingriff dar. Ich glaube, dass man krank wird wenn das Körper-Geist-Seele-Gleichgewicht gestört ist, also werde ich zeitlebens versuchen dieses Gleichgewicht herzustellen. Dass wir unserer Leben lang aktiv etwas für unsere Gesundheit machen müssen ist klar, nur gibt es verschiedene Wege. Ich bin den schulmedizinischen Weg nur bis zur Chemo gegangen. Habe mich nach brusterhaltender OP nicht bestrahlen lassen und AHT abgelehnt - das ist jetzt 6 Jahre her und ich bin kerngesund - Gott sei Dank! Anstatt der geplanten destruktiven Therapien bin ich einen sanften Weg gegangen - Guolin Qi Gong, Ernährungsumstellung, Entspannungsübungen, Chinesische Medizin, u. v. m. Natürlich die meisten Frauen gehen den konventionellen Weg, der sich ja zweifelsohne auch bewährt, aber manchmal muss man eben auf sein Bauchgefühl hören - also lass dich nicht einschüchtern und such für dich nach Alternativen.
Ich wünsche dir alles Gute
Bari

[skibber]

Hallo Tilia,
Klar kannst Du auf Dein Bauchgefühl hören, aber lass Dich doch noch von anderen Onkologen beraten. Wenn Du Tamo nimmst, wirst Du sehr regelmässig kontrolliert u. falls sich Nebenwirkungen einstellen kannst Du sehr schnell reagieren.
Ich nehme sie nun bald zwei Jahre und habe praktisch keine Nebenwirkungen. Zwar habe ich keinen hohen Blutdruck und auch kein Übergewicht.
Falls Dein BK hormonabhängig ist, können die Tamo eine Rezidiv echt verhindern oder verzögern. Auch was die gesunde Brust anbetrifft ist es eine Vorsorge.
Aber klar entscheidet jeder nach seiner Ansicht.
Ich würde es versuchen und falls die kleinste Schwierigkeit auftritt erneut entscheiden.
Wünsche DIr Kraft für den Entscheid
Skibber

[Altmann]

Hallo Bari,
ich muß Dir absolut zustimmen. Aber wie hast Du es geschafft, daß Du keine
Bestrahlung machen mußtest. Meine Ärzte haben da absolut überhaupt nicht
mit sich reden lassen. Die AHT mache ich einfach nicht d.h. ich laß mir die
Dinger überhaupt nicht verschreiben, hat noch keiner gemerkt. Ich hatte
kurz Tam und dann anschließend Fem genommen, aber ich mußte feststellen,
wenn ich die weiter nehme, kann ich in Rente gehen. Aber das nimmt
mir die Rentenversicherung einfach nicht ab.
Also da wird von signifikanter Überlebenschance gesprochen, welche aber
statistisch gerade mal 13 Tage Überlebensvorteil mit sich bringt, da verzichte
ich lieber auf diese Tabletten, weil auch Spätnebenwirkungen überhaupt
noch nicht erforscht sind bzw. wir sollen die gerade erforschen.
Ich glaube es gibt auch keine Alternativen, weil wir einfach noch und vielleicht
nie wissen werden, warum und wie dieser Krebs (Allgemeinbezeichnung) entsteht.
Gruß Altmann

[Nov06]

Hallo,
ich sehe es auch so wie Belinda. Möchte mir kein Versäumnis vorwerfen müssen..

Ich habe die gesamte konventionelle Krebstherapie gemacht, auch AHT.
Obwohl es mir da auch nicht immer so gut geht. Fühle mich mit Anfang 40 oft wie Großmutter...2 Jahre AHT habe ich bald geschafft, 3 Jahre stehen noch an und die halte ich auch noch durch.

Gruß
Kirsten

[KarinaW]

Zitat von Tamina

Obwohl die AHT Präparate wie Tamoxifen schon sehr lange auf dem Markt sind, kenne ich keine Studien über Langzeitschäden

Wenn ich so lange lebe, dass ich mich eventuell mit Langzeitschaeden rumschlagen muss, muss ich das eben so akzeptieren, aber wenigstens lebe ich dann noch. Moeglicherweise wird das dass auch der Verdienst von Tamoxifen sein, wer weiss das schon?

Ansonsten stimmt es natuerlich, dass es keine Garantien gibt, auch nicht fuer die Chemo, die viele von uns auf sich genommen haben. Ich jedenfalls sehe es ebenso wie Belinda, wenn spaeter mal was sein sollte, Metastasen oder Rezidiv, moechte ich mir einfach sagen koennen, dass ich gemacht habe, was moeglich war und mir nichts vorwerfen muss.

[april 04]

Hallo liebe Tilia,hallo liebe Frauen! Habe auch Tamoxifin abgelehnt,nehme aber Arimitex,Actonal(Schutz vor Osteoperose) und Kalziumtabletten. Hatte mit 46Jahren links Brustkrebs. Durch die Chemos kamen meine Tage nicht mehr,was ich gut finde. In meiner Familie sind auch viele Herzkrank,mit Rachitis und Osteoperose in jungen Jahren(unter 50J.). In meiner 1.OP wurde zufaellig ein 2.mikroskopisch kleiner Tumor gefunden.Hatte nach der Chemo eine Mastektomie links. Haette also in 0-15Jahren irgentwann einen 2. Tumor haben koennen,deshalb bereue ich die Amputation nicht. Eine 2.Diagnose an der selben Brust, bedeuteted sowieso nur noch eine Amptutaion. Nach der Mastektomie kam das gute Ergebnis, das bei meiner OP keine Krebszellen mehr gefunden werden konnten. Nun nehme ich schon 4Jahre Arimitex und ich werde diese Arimitex noch ein weiteres Jahr nehmen. Habe zwar steiffe Knochen von der Medizin,aber es wird wieder bestimmt besser werden. Mit der G-schleimhaut habe ich keine Probleme wie es manche Frauen mit Tamoxifineinnahme haben. Im April2009 sind es 5Jahre seit meiner Erkrankung und ich hoffe es gibt nie mehr diese Diagnose Brustkrebs bei mir.Wuensche allen alles Gute, viel Kraft und Durchhaltevermoegen. An alle ein sehr freundlicher Gruss.

[Lilli 40]

Hallo Tilia und Kämpferinnen,
bin jetzt 44 Jahre, nicht ganz schlank (BMI 28) und leide seit Jahren an Bluthochdruck, der mit Medis eingestellt ist. Ich nehme seit 20 Monaten Tamoxifen. Habe meinen Gyn. auf die fam. Belastung angesprochen. Meine Mutter hatte mit 60 Infarkt (überlebt), deren GEschwister mit 38J und 40 J(verstorben) meine Großmutter mit 65 Infarkt (verstorben). Ich, nicht ganz schlank, grenzwertige Fettwerte und bis zu meiner Erkrankung kein Sport, hatte auch Zweifel. Ich habe einen Versuch gestartet, mit Walken angefangen (gelenkschonend). Mittlerweile Laufe ich 3-4x wtl (langsam). Meine Blutfette sind jetzt im Normbereich. Abgenommen habe ich leider nicht, mein Blutdruck ist gut eingestellt. Knochenschmerzen halten sich in Grenzen, wobei Sport mir da gut hilft. Auch für die Psyche empfinde ich es als gut, die Löcher in denen ich manchmal sitze sind nicht mehr so tief. Ich kann den Alltag super gut bewältigen und arbeite wieder wie vor meiner Erkrankung, wobei ich mich insgesamt fast als fitter empfinde. Ist jetzt leider etwas lang gworden
Liebe Grüße Lilli, die eigentlich Eva heißt

[Tilia]

Ihr Lieben,
wollte mich jetzt nur kurz melden:
vielen Dank zunächst, daß Ihr mir so wunderbar helft, es geht doch nichts über einen Austausch mit gleichfalls Betroffenen.

Ich habe jetzt erstmal wieder viel Nachzudenken, was mit der Strahlungsmatsche im Kopf nicht so leicht geht wie sonst, werde aber später noch auf die einzelnen Beiträge eingehen.

Liebe Grüße
Tilia

[april 04]

Hallo Tilia! Kann Deine Angste gut verstehen. Wuensche Dir alles Liebe und Gute, eine richtige Entscheidung, sowie ein wundervolles Wochenende mit viel Sonnenschein. An alle ein freundlicher Gruss und auch ein sonniges schoenes Wochenende.

[Sunpower77]

hallo,

ohne jegliche Wertung würde ich gerne von den Frauen ohne AHT wissen, ob sie Kinder haben, und wenn ja in welchem Alter.

Es interessiert mich deshalb, weil ich selber am liebsten die AHT schmeissen würde, aufgrund der fiesen NW, aber die Tatsache, dass meine Kleinste gerade 6 Jahre alt geworden ist, lässt dies für mich nicht zu. In meinem Inneren fühle ich, dass ich einfach alles tun muss, um mir hinterher keine Vorwürfe machen zu müssen.....

Würde ich ohne Kinder wohl anders entscheiden??? Ich weiss es nicht....

Wie ist es bei euch?

[Heike2008]

Hallo,
@ Sunpower also mein kleinster ist auch 6 Jahre und ich denke genauso wie du!!!!!! Aber ich möchte nicht zurückblicken und denken ich hätte meine Chance verstreichen lassen!!!!
Seid ich hier zu diesem Thema lese bin ich ganz durcheinander!!!!
Ich hoffe es war die richtige Entscheidung!!!!
Nur wann werden wir es wissen?????
Also laß uns den Kampf weiter führen unseren Kindern zuliebe!!!!

LG Heike