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  #1  
Alt 08.10.2010, 15:33
KarinaW KarinaW ist offline
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Registriert seit: 15.05.2008
Beiträge: 239
Standard Brauch mal Zuspruch, habe Angst

Hallo,
Heute muss ich mir mal (hoffentlich) etwas Optimismus holen, vielleicht bekomme ich ihn ja hier, denn mein Mann ist gerade nicht so sehr die Hilfe.

Diagnose vor genau 3 Jahren, invasiv-duktal, mit Lymphknotenbeteiligung. Nach neoadjuvanter Chemo war der Tumor komplett weg, also Komplettremission. Nach OP noch Bestrahlungen, danach Tamoxifen (jetzt 2 1/2 Jahre) und Bisphosphonate taeglich. Von der Diagnose an wurde bei mir jedes Mal die Tumormarker bestimmt, vor Chemo waren sie natuerlich hoch, der CA 27-29 war anfangs bei 85 (normal bis 35), ging im Laufe der Behandlung runter bis 52, nach der OP war er dann bei 35 und pendelte sich zwischen 24 und 27 ein. Dort liegt er seit fast 2 Jahren. Der CA 15-3 ging ebenso runter und war dann irgendwann im Normalbereich (bei mir 17-18).
Letzter Test vor 3 Wochen, lt Onkologin alles stabil, aber der 27-29 liegt bei 31, was immer noch im Normbereich ist, aber eben hoeher als vor 3 Monaten. Wie gesagt, Onkologin sieht keinerlei Grund zur Besorgnis, aber der kleine Teufel in meinem Kopf (den kennt ihr sicherlich alle) redet mal wieder gut auf mich ein und ich bin fast am Ausflippen. Mein Mann meint nur, ist doch alles ok, die Onkologin hat bisher immer richtig gelegen (hat sie tatsaechlich), keiner sieht Grund zu Besorgnis - ausser mir selber. Aber ich werde die Stimme nicht los, die Angst, dass da was ist.
Uebrigens, meine Gyn sieht auch keinen Grund zur Besorgnis, ist sogar sehr happy mit meinen Blutwerten und dem 15-3.

Muss vielleicht noch dazu sagen, dass 5 Wochen nach meiner Diagnose (kurz nach meiner 2. Chemo) die Schwester meines Mannes an BK starb und ein Jahr spaeter seine Cousine. Wir haben die ganze Zeit an meine Heilung, mein Leben geglaubt, auch wenn's manchmal echt schwer war, wir lebten teilweise auch in einem Zustand des Nicht-wissen-wollen, nicht-sein-koennen, dass ich dasselbe habe wie sie. Das war sowas von schwer, sich das immer wieder auf's neue einzureden, weiss gar nicht wie wir das ueberhaupt ueberlebt haben. Und irgendwie bin ich gerade total leer, habe das Gefuehl, ich kann und will nicht mehr kaempfen und Angst haben.

Ach ich weiss auch nicht, will wohl einfach nur etwas Zuspruch haben. Mir kam's so vor, als sei ich gerade wieder im Leben "angekommen", den Krebs irgendwie nach hinten geschoben, und jetzt habe ich schon wieder Angst.

Danke fuer's Lesen

LG Karina
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  #2  
Alt 08.10.2010, 15:45
Christina2193 Christina2193 ist offline
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Registriert seit: 05.10.2010
Beiträge: 6
Standard AW: Brauch mal Zuspruch, habe Angst

Hallo Karina!

Ich verstehe deine Angst und die Ungewissheit. Mein Vater kämpft seit 2001 mit einem immer wiederkehrenden Hirntumor - und auch seine Angst ist kaum zu übersehen (sein Bruder starb daran ein halbes Jahr bevor er bei ihm das erste mal auftrat).

Wenn man in so einer Situation wie du jetzt bist nicht positiv denkt, gehen einem die Nerven durch!
Du hast schreckliches mitgemacht - du DARFST dich natürlich auch mal schlecht fühlen, Angst haben, darüber reden usw....
Ich glaube, dass es sogar gut ist das alles mal rauszulassen - vielleicht hilft es dir alles einmal rauszuschreien oder darüber zu reden!
Wichtig ist nur nicht unterkriegen zu lassen.

Und sei nicht böse oder enttäuscht von der Reaktion deines Mannes - er macht sich auch große Sorgen - er will es dir nur nicht zeigen! Er will vermutlich stark sein für dich und dich auf andere Gedanken bringen!

Dieser doofe Krebs versucht so viele Menschen in die Knie zu zwingen! Bei dir wird ihm das nicht gelingen, weil du eine sehr starke Frau bist!

Schick dir eine riesen Umarmung und ganz viel Kraft! Du wirst sehen, wenn du dem Krebs die kalte Schulter zeigst, wird er nicht wiederkommen :-)

glg, Christina
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  #3  
Alt 08.10.2010, 15:57
KarinaW KarinaW ist offline
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Registriert seit: 15.05.2008
Beiträge: 239
Standard AW: Brauch mal Zuspruch, habe Angst

Ach, tut das gut, danke danke danke fuer euren Zuspruch.

Carmelina, ich habe, seit meiner Diagnose, meine Aengste angegangen. Z.B. hatte ich Schlangenphobie, und ich habe es geschafft, Schlangen sogar anzufassen, was vorher ein Ding der absoluten Unmoeglichkeit war. Mir war imemr wichtig, das Gefuehl zu haben, dass ich all meine Aengst ueberkommen kann - und hier habe ich es auch gemacht. Wenn ich nur nicht innerlich so leer waere, wuerde es mir sicherlich leichter fallen - sofern das ueberhaupt geht. Ich hatte auch - bis zu unserem Umzug aus den USA nach Deutschland (im Juni) eine Therapie gemacht, direkt mit Diagnosebeginn, weil ich keinen Weg auslassen wollte.
Ungluecklicherweise musste mein Mann 11 Monate nach Diagnose fuer ein Jahr in den Irak, und ich musste dann auch noch lernen, mit der Angst nach Krebs, das Leben neu lernen, die ersten Untersuchungen, mit all dem alleine fertigwerden - neben meinem "Job" als alleinerziehender Mama von 6 teilweise recht kleinen Kindern. Ich habe einfach das Gefuehl, das alles hat Spuren hinterlassen, meine Geduld, auch mit den Kindern, ist teilweise recht kurz.

Ich bin nicht traurig oder boese, dass mein Mann das nicht "richtig" (was ist wohl richtig?) versteht, er muss einfach irgendwann dicht machen, denn er hat seine Lieblingsschwester verloren. Und seine Frau hat genau dieselbe Krankheit. Wenn er das mit mir nicht positiv sieht... ja wer soll mir denn sonst noch beistehen? Meine Eltern wollen eben auch lieber die Augen zumachen und sagen "Kind, du bist gesund". Ach, waere es schoen, wenn ich ihnen allen doch nur glauben koennte.

Oh mann, ich glaube, bei mir hat sich echt einiges angestaut. Sorry fuer mein Rumgeheule und danke fuer die lieben Worte.

LG Karina
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  #4  
Alt 08.10.2010, 16:02
Christina2193 Christina2193 ist offline
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Registriert seit: 05.10.2010
Beiträge: 6
Standard AW: Brauch mal Zuspruch, habe Angst

Es ist doch ganz normal, dass du so empfindest!
Vielleicht hilft es dir, wenn du dir etwas zum Ausgleich suchst? Vielleicht Sport oder ein Hobby - irgendwas was dir hilft und dich ein wenig ablenkt?

Vielleicht glaubst du es mir - ich werds mal versuchen:

LIEBE KARINA - DU BIST GESUND, DU DARFST ES RUHIG GLAUBEN :-)

genieße es und freu dich :-)

glg, Christina
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  #5  
Alt 08.10.2010, 17:32
Birgit64 Birgit64 ist offline
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Beiträge: 4.099
Standard AW: Brauch mal Zuspruch, habe Angst

Hallo Karina,

die Angst wird man wohl nie so richtig los. Und viele kennen sicher auch die Phasen, wo aus unersichtlichem Grund dunkle Gedanken zum Thema BK kommen, man sich Gedanken macht ob's das jetzt war oder noch was ist oder kommt.

Und da können unklare oder leicht veränderte Blutwerte einen schon mal nervös machen. Du weißt ja sicher, dass die Werte sich immer mal verändern können durch relativ harmlose Geschichten, die mit dem BK überhaupt nichts zu tun haben (Erkältungen, Infektionen, Fibroadenom, Mastopathie etc. etc.).
In den ersten Jahren nach der Diagnose hatte ich auch schwankende Werte. Mal stiegen die TM, dann fielen sie wieder, dann waren mal die Leberwerte stark erhöht und 6 Wochen später wieder normal.

Dass dein Mann nicht immer mit der Diagnose klarkommt ist angesichts des Todes seiner Schwester sicher nachvollziehbar. Grundsätzlich erleben aber Angehörige die Erkrankung sowieso anders als wir Betroffenen.
Dein Mann ist sicher durch den Tod seiner Schwester sehr geschockt und denkt oft daran, dass dir dasselbe passieren könnte. Das macht ihn sicher hilflos.

Vielleicht lässt du die Blutwerte in ein paar Wochen noch einmal kontrollieren, zu deiner Beruhigung. Und ansonsten, denk dran, dass du gesund bist und das Leben auf dich wartet. Genieß den schönen Herbst in Deutschland.

Liebe Grüße
__________________
Birgit64

במאי יש לך תמיד סיבה מספיק להתלונן
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  #6  
Alt 08.10.2010, 19:21
Zitronengras Zitronengras ist offline
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Ort: Rheinland
Beiträge: 691
Standard AW: Brauch mal Zuspruch, habe Angst

Mein Onkologe wollte nach Chemoabschluss, dass ich alle 2 Monate zur Tumormarkerkontrolle komme. Gleich beim 1. Mal war der CEA etwas erhöht. Ich bin total ausgeflippt, konnte mich garnicht mehr beruhigen und habe schon meine Beerdigung geplant. Bei der Nachtestung war er dann wieder gesunken. Danach habe ich beschlossen, nie mehr die Tumormarker bestimmen zu lassen.

Sowohl meine Psychoonkologin als auch mein Gyn haben gesagt, dass ich dadurch nicht verantwortungslos handele. Tumormarkerbestimmung ist keine "Pflicht" in der Nachsorge.

Ich seh es so: wenn Metastasen kommen, kommen sie sowieso, egal, was ich mache. Und dann... naja... wird es keine Heilung mehr geben. Aber ich möchte JETZT ohne Psychoterror leben. Mir liegen schon alle 6 Monate bei Mammo und Oberbauchsono die Nerven blank, das reicht mir völlig.

Das mit den Tumormarkern muss wirklich jede für sich selbst entscheiden. Manchen gehts auch besser mit der Kontrolle, dann kann man es ja auch machen, aber ich gehöre nicht dazu.
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  #7  
Alt 08.10.2010, 20:53
KarinaW KarinaW ist offline
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Beiträge: 239
Standard AW: Brauch mal Zuspruch, habe Angst

Danke fuer eure lieben Antworten. Es tut einfach manchmal so gut zu hoeren, dass es anderen auch so geht. Ja, man weiss, dass jeder mehr oder weniger dasselbe durchmacht bei den Nachkontrollen, die Angst, dass alles wieder von vorne anfaengt. Ich dachte ja auch, ich sei staerker, aber als ich gestern die 31 sah bei dem CA 27-29, da bin ich total ausgeflippt. Wie du, Zitronengras, sah ich schon meine Beerdigung und ueberlegte, wie mein Mann wohl die Kinder alleine gross bekommen soll.

Danke fuer die lieben Worte
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