Thema: meine mutti
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Alt 14.02.2011, 19:55
JeanineK JeanineK ist offline
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Standard AW: meine mutti

Liebe Kassis,

auch ich muss weinen, wenn ich Deine Zeilen lese. Du sprichst mir aus der Seele und es tut verdammt weh, dass wir die wichtigste Person in unserem Leben gehen lassen mussten.

Ich fühle mich hier in dem Forum sehr gut aufgehoben, weil ich hier verstanden werde.

Die Arbeitskollegen können nicht verstehen, dass ich jeden Abend, wenn ich heim fahre, einen Weinkrampf kriege. Sie denken, dass ich weiter funktionieren muss, wie immer.. Das ist leider unsere Gesellschaft: Einen Tag, ja eine Woche, ab er dann muss man funktionieren.
Meine Tränen sieht keiner, ja, mein Freund, viel zu oft, aber sonst keiner. Und alle meinen, dass ich nach 7 Monaten funktionieren muss.

Aber ich kann es nicht. Ich hatte so ein enges Verhältnis mit Mama. Ich war jeden Tag nach der ARbeit bei ihr und wir haben mehrmals am Tag telefoniert. Sie war und ist meine wichtigste Bezugsperson. Wie soll ich denn einfach weitermachen?
Einmal, als wir vom Radiologen kamen, und erfahren mussten, dass wieder was wuchert, habe ich bei der Autofahrt so geweint und gebrüllt, dass Mama wollte, dass ich anhalte, ich könne so nicht weiter fahren. Ich müsse doch an mich denken, ich müsse weiterleben, hat sie gesagt. Ich konnte nur schreien: Wie denn ohne Dich? Und ich funktioniere weiter. Ja, ich kann wieder lachen.... aber nicht immer und erst recht nicht, wie die Leute sich das wünschen.

Ich bin stark, weil Mama stolz auf mich sein soll. Und glaub mir, sie sehen uns.

Jetzt bin ich für 2 Wochen mal wieder auf Fortbildung und kann nicht zum Grab. Jeden Abend fahre ich zum Grab, weil ich nicht einfach an ihrer Straße vorbeifahren kann, wo ich immer reingefahren bin.... jetzt ist das Grab meine erste Anlaufstelle... aber sie liegt da nicht, nur ihr armer kranker Körper. Ihr geht es jetzt gut.
Und jetzt sitze ich hier im Wohnheimzimmer, habe ein Foto von Mama und mir aufgestellt und eine Kerze angemacht. Das Bild ist von Weihnachten 2009. Da wussten wir nicht, dass sie krank ist. Am 26. in diesem Monat wäre sie 80 geworden.... und an ihrem 79. habe ich die letzen Fotos gemacht... da wussten wir auch noch nicht, dass sie krank ist. Am 11.04 die Diagnose und am 02.07. gestorben. Keine 3 Monate., Hoffen und bangen und immer hin und her....

Glaub mir, hier wirst Du verstanden,. Und sei froh, dass sie in Dir und ihrem Enkelchen weiterlebt. Wir werden unsere Mütter wiedersehen. Glaub fest daran.

Ganz liebe Grüße
Jeanine
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