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Alt 13.05.2004, 01:22
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Standard Bye bye Dad, I love you .... Alfred 16.2.1972

Oh Daddy darling

Was für einen Tag....

Heute haben wir lange mit Mami über Werner’s plötzlichen Tod gesprochen und dass er an Lungenkrebs starb wie du und fragten uns wie so oft wie es dir damals erging. Wie immer haben wir dann mit viel inneren freiden unsere Trauerarbeit richtig aufgenommen in dem wir Blumen, Gesteckideen, Grünzeug und Zubehör zusammen suchten und einkauften. Wie du weisst ist es bei uns seit jahrzehnten Tradition sämtliche Gestecke, Blumengebinde, Kränze etc., selber zu machen, einerseit ist es ein wichtiger Schritt des Abschiednehmens, aber machen wir das von herzen gerne, denn so gestalten wir etwas, das von uns persönlich kommt und nicht von irgend einer fremden Person die unsere lieben Verstorbenen nie kannten. Da der Friedhof wo Wrner liegen wird nur etwa 5 km von Mutti und vati's Grab liegt, haben wir auch ein gesteck für sie gemacht. Willy hat sich wunderschöne samtige dunkelrote Rosen, die wunderbar duften ausgesucht. gemeinsam haben wir unsere Fantasie wallten lassen und das gesteck gemacht. Da Vati, als ich ihn bei uns pflegte so gerne den Fliederbaum im Garten hatte und die darin nistende Elster, und stiundenlang dne Vögeln vom fenster aus zuschaute, haben wir ein kleines Porzellan Vögelchen dazu gesteckt. Willy möchte so gerne ein Vogelbad aus Stein auf ihr Grab stellen. Leider hatten wir noch keine Chance dazu. Wir sind seit Monaten das erste mal wieder in der Lage zu gehen - es tut gut auch wenn der anschliessende Anlass alles andere als schön ist. Ich bin froh, dass ich mit ihne und dem r<est der verwandtschaft immer ein gutes Verhältnis hatte. Willy war nur in den letzten Monaten enttäuscht, weil sie sich wenig gemeldet hatten, nur jetzt verstehen wir es, sie hatten schon lange die Angst dass Werner Lungekrebs hat, denn die Anzeichen waren mehr als nur zu deutlich, sie hatten aber grosse mühe mit sich selber fertig zu werden und mit der Verschlechterung von Willy's Zustand. Heute denke ich mir, warum kann man erst wenn es zu spät ist darüber sprechen. Gut die Generation von Willy's Eltern ist eh eine die sachen mit selber "abmacht" und wenig darüber spricht. Und doch ..... Jetzt verstehen wir es beide, vor ein paar Wochen noch hat es ihm arg weh getan, jetzt macht es weh, dass wir vor lauter Krebs und die damit verbundenen Termine kaum noch Zeit für was anderes haben inkl. Verwandtenpflege.

Als wir daheim ankamen erhielten wir die Nachricht, dass wir am Montag uns von unserer ganz lieben Freundin Lisbeth auch verabschieden müssen. Nach anderthalb Jahren Kampf gegen Darm- und dann Eierstockkrebs hatte sie keine Kraft mehr für den Weiterkampf. Sie hatte so Angst ihren lieben Mann alleine zu lassen, hatte er doch mit 46 einen so schweren Hirnschlag, dass er seither gelähmt ist, Sprachstörungen hat und eigentlich ihre Hilfe braucht. Sind aber so froh, dass sie im Sommer, obwohl sie in der Klinik lag, noch zur Hochzeit ihrer Tochter gehen konnte.

Wir sind einfach traurig zwei so liebe und spezielle Menschen innerhalb von nur 3 Tagen verloren zu haben. Und doch sind wir froh, dass ihr Leiden vorüber ist. Wir sind aber sehr glücklich sie als Teil von uns nenne zu dürfen und dass unsere Wege sich gekreuzt haben. Danke dafür. I love them very, very much.

Die Hoffnung auf Schmerzlinderung für Willy bei diesem so langersehnte Kliniktermin ist wie eine Seifenblase geplatzt.

Das Wissen, dass es gar nicht so einfach sein wird wie sie uns es weiss machen wollten ist sehr schwer zu verdauen. Also weder Schmerzpumpe, noch Nervenstimulation sind möglich solange das Zeug noch wächst – d.h. wir können es vergessen. Morphium-Schmerzpumpen müssen eh erst auf die Wirksamkeit des Morphiums geprüft werden, so wie es aussieht wirkt Morphium bei ihm nur bedingt – ist nicht ein Problem der Tumorschmerzen, sondern der Schmerzen ausgelöst durch die Entfernung der befallenen Nervenwurzeln am Rückenmark. Nervenschmerzen sprechen grundsätzlich viel schwerer auf jegliche Therapieart an. Pumpen mit betäubungsmittel lassen den linken Arm ganz lahm werden, so dass noch mehr Überbelastungen auf dem rechten Arm ausgeübt wird wie eh schon – das ist eine neue aber weitere sehr schmerzhafte Quelle.

Die extreme Müdigkeit wird nun medikamentös behandelt, damit das Morphium noch mehr erhöht werden kann. Dazu erhält er ein neues (und teueres) Medikament, ähnlich wirkend wie Ritalin, aber nicht so Abhängigkeitsmachend - nur es ist noch nicht zugelassen und muss von der Krankenkasse genehmigt werden. Auch die Kostendeckung einer Schmerzpumpe oder Nervenstimulation ist abhängig vom Zahlungswillen der Krankenkasse – für mich aber sehr verständlich und durchaus nachvollziehbar, denn es kostet immerhin Fr. 20,000.--. Der Antrag für das Medikament wurde gleich gestellt, mal sehen was dabei raus kommt. Der Arzt macht sich aber nicht so grosse Hoffnungen. Ich hoffe schwer, dass wir bald eine Antwort erhalten, denn die Schmerzen sind eine Qual. Habe aber ein mulmiges Gefühl im Magen.

Gerade letzten Sonntag wurde in der Gesundheitssendung „Gesundheit Sprechstunde“ am Schweizer TV Sendung (Wiederholung am Samstag 18.00 Uhr) im Rahmen des Themas Lymphknotenkrebs auf die und andere Probleme im schweizerischen Gesundheitswesen hingewiesen und zwar von einem Onkologen – er sprach von einer Medizin die nur zugänglich für die Reichen ist und die Armen gehen leer aus. Also diese nichtendendwollende Diskussion der Zweitklassenmedizin wurde da in aller Deutlichkeit diskutiert. Lasse mir aber keine grauen Haare mehr wachsen, denn es ist zu zerstörerisch und dazu haben wir beide die Kraft nicht mehr.

Willy wurden ja im Dezember eine neue Brille resp. nur die Gläser verwehrt, da er innerhalb der Zulassungszeit für die Kostendeckung von Brillen und Gläser bereits das zweite mal Gläseranpassungen braucht obwohl die Brillengläser aufgrund der Lähmungen bis ins Gesicht ausgelöst vom Lungenkrebs resp. der Operation benötigt werden.

Nun Daddy, heute ist ein schwerer Tag, der Abschied von Willy’s Onkel. Bitte gibt uns allen die nötige Kraft um ihn zu überstehen, damit wir in schönen Gedanken uns verabschieden können.

Take care of Werner and Lisbeth.

I love you Gaddy dini Gigaxel

Hey Daddy, einer deiner Kirchen wird umfunktioniert, da es zu wenig Kirchengänger gibt. Hättest du dir das je vorstellen können?!!
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