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Alt 19.10.2011, 20:55
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo Simon,

eine erschütternde Geschichte, die du da erzählst. Der Tod deines Freundes und der BK deiner Freundin. Beides Ereignisse, die sehr tief und schmerzhaft in's Leben schneiden.

"Es ist gut, dass er es hinter sich hat."

Ein Satz, den ich schon oft bei vielen Trauernden gelesen hab. So wirklich fassen kann man nicht, was gerade passiert ist und dieser Satz ist kein Trost. Eher Resignation würde ich sagen. Vielleicht auch eine Schutzbehauptung um sich eben selbst und andere zu schützen und zumindest der Versuch, etwas zu verstehen, wo es zunächst nichts zu verstehen gibt. Was ist "gut" daran, dass dein Freund verstorben ist? Was ist dann "nicht gut"?

"Es war nicht gut, dass dein Freund unheilbar an Krebs erkrankte und es ist gut, dass er es hinter sich hat." Vielleicht klingt der Satz mit dieser Ergänzung ein winziges bisschen versöhnlicher?

Wichtig an deinem Freund ist nicht sein Tod sondern sein Leben. Wie du schreibst hat er 16 lange Jahre gekämpft und trotz seiner Krankheit eine erfüllte Zeit erleben dürfen. Mit allen Tiefen und vor allem mit allen Höhen. Geheiratet, zwei Kinder in die Welt gesetzt, welche er noch ein gutes Stück erleben durfte. Vielleicht hat er, seine Frau und seine Kinder gerade durch und im Bewusstsein seiner Krankheit ein besonders intensives und glückliches Leben führen dürfen? Nicht die Zeit des Lebens ist wichtig sondern der Inhalt und die Intensität. Genau diese Worte sagte der Arzt meiner Frau einen Tag nach ihrem Tod zu mir. Sie haben mir sehr viel geholfen.

An zwei Fronten hast du zu kämpfen. Zum einen der Tod deines Freundes und zum anderen der BK deiner Freundin. Dass sich dir in dieser Hinsicht Gedanken und Ängste aufdrängen, ist nur zu verständlich. Pass auf dich auf, dass du dich nicht darin verzettelst. Einerseits möchtest du der trauernden Familie helfen und andererseits für deine Freundin da sein.

Es ist sehr schwer, deinen Freund zu betrauern und gleichzeitig deiner Freundin Mut auf Leben zu machen. Dass sie Angst hat, Parallelen zieht, liegt auf der Hand. Sie braucht dich jetzt mehr denn je.


Dei Familie deines Freundes hat mein Mitgefühl,
deiner Freundin drücke ich die Daumen
und dir wünsch viel Kraft,

Helmut
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