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Alt 29.05.2004, 04:42
Gast
 
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Standard Nebenwirkungen Bestrahlung - 28.02.2003, 20:47

Hallo!
Seit anfang Januar wissen wir, dass mein Vater(56) Krebs im Enddarm hat.Er bekommt nun Chemo und Bestrahlung.Der Tumor soll so verkleinert werden, damit er nicht unbedingt einen künstlichen Darmausgang bekommt.Die Chemo hat er relativ gut überstanden(aber es kommen ja noch einige),aber die Bestrahlung macht ihm große Probleme. Erst einmal ist der Durchfall noch schlimmer geworden.Im Grunde muß er ständig auf die Toilette, auch nachts,so daß er unter permanenten Schlafmangel leidet.Aber das Schlimmste ist, dass er beim Wasserlassen nun ganz ganz starke Schmerzen hat und auch Blut im Urin ist. Die Ärzte sagen, da könne man nichts machen, das sei halt eine Nebenwirkung. Ich kann aber einfach nicht glauben, dass man das nicht irgendwie lindern kann.Kann mir hier irgenwer sagen, ob diese Nebenwirkung wirklich üblich ist, und was kann man tun?
Heute bekam er zusätzlich noch Rückenschmerzen,so schlimm, dass er nicht mehr laufen konnte. Im MOment scheint alles zusammen zu kommen.Und manchmal denke ich, hoffentlich wird durch die Chemo und die Bestrahlung nicht alles noch schlimmer.Ich habe Angst, dass der Tumor durch diese Behandlungen erst recht aktiv wird und zu streuen beginnt.
Ich weiß nicht, das alles kostet mich sehr viel Kraft, aber mir ist das erste Mal im Leben bewußt, wieviel mir mein Vater bedeutet, und ich bin sicher, umgekehrt ist das auch so.Vielleicht ist das die positive Seite einer Krankheit.Aber ich habe halt auch zwei Kinder und habe gerade mit einer Umschulung begonnen.Ich weiß gar nicht, woher ich all die Kraft nehmen soll. Ich habe unheimlich Angst um meinen Vater, er ist halt auch noch recht jung, stand voll im Berufsleben.Da er selbständig war,mußte er von heute auf morgen aufhören,hat nun kein Einkommen mehr.Als ob die Krankheit nicht schon genug wäre,kommen so auch noch existentielle Sorgen dazu.
Vor meinem Vater wirke ich sehr stark, gebe ihm alle Informationen, die ich bekommen kann, tröste ihn, rede ihm gut zu. Aber wenn ich abends in meinem Bett liege,heule ich wie ein Schloßhund und habe nur noch Angst.Ich glaube, dass ich die einzige bin, die ihm in der Art und Weise wirklich helfen kann(außer natürlich noch er sich selbst, was ja am wichtigsten ist).Meine Mutter ist überfordert,mein Bruder ebenso.
Aber manchmal glaube ich, dass es so sein soll, so unglaublich das vielleicht klingen mag.Mein Vater und ich hatten immer eine schwierige Beziehung,selten Kontakt zueinander.Aber als ich von seiner Krankheit erfuhr,hatte ich großes Mitgefühl für ihn und ich habe nicht eine Sekunde gezögert ihm beizustehen. Wir haben noch nie so viel miteinander geredet, und ich bin ganz sicher, wenn diese Krankheit nicht gekommen wäre, wäre alles beim alten geblieben.
Das ist alles sehr persönlich, was ich hier geschrieben habe, aber vielleicht gibt es jemanden, der ähnliches erlebt und empfindet.Außerdem mußte ich es einfach mal loswerden,man ist sonst ganz schön einsam.Auch wenn Familie und Freunde da sind.
Folgendes habe ich vor kurzem gelesen:Hoffnung ist nicht die Überzeugung,dass etwas gut ausgeht,sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat,egal wie es ausgeht.
In diesem Sinne wünsche ich allen Betroffenen ebendiese Hoffnung.
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