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Alt 05.03.2012, 13:08
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Finchen01 Finchen01 ist offline
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Standard AW: Kinderwunsch mit BRCA1 Wert

Liebe Katja,
ich fürchte, du bist da einfach an eine sehr einseitig denkene Person geraten, an jemanden, der über seine "Kreise" nicht hinausdenkt.
Vermutlich würde man sowas Fachidioten schimpfen, wenn man böse wäre!

Ich selbst bin in einer ähnlichen Situation: Zu knapp 85% BRCA1/2 Genträgerin (bekomme morgen mein definitives Ergebnis) und habe mit meinen 32 Jahren auch einen Kinderwunsch. Noch befinde ich mich in der Zeit, wo ich sowieso nicht schwanger werden sollte, da die Behandlung erst ein paar Monate her ist (bzw. ich auch noch Herceptin erhalte).
Aber (auch berufsbedingt) ich habe mir schon viele Gedanken zu dem Thema gemacht und auch mit den Ärzten gesprochen.
Meine Frage war, ob es egoistisch wäre, nach BK noch ein Kind zu bekommen, oder gar mehrere.
Die Ätze finden: nein.
Anders gefragt: wann ist ein Kinderwunsch denn überhaupt NICHT egoistisch?
Letztlich bekommt NIEMAND ein Kind, um die Volkswirtschaft in Gang zu halten und Rentenzahler zu produzieren. Wage ich einfach mal zu behaupten.
Ja, wir hatten diese Erkrankung und leben mit einem erhöhren Risiko.
Du hast durch die prophylaktische Mastektomie ja auch alles aktuell mögliche getan, das zu minimieren.
Du hast 9 erkrankungsfreie Jahre hinter Dir!!!

Ich würde mich immer fragen, was denn umgekehrt wäre, nämlich wenn Du mit 75 Jahren darüber nachdenkst, daß Du gerne ein Kind gehabt hättest und es nicht gewagt hast aus Angst, es früh alleinlassen zu müssen oder aus Angst, den Gendefekt (evenzuell) zu vererben?!

Ich sehe generell die Pränataldiagnostik kritisch (ich bin Hebamme) und würde persönlich niemals eine sog. PID (Prä Implantations-Diagnostik) vornehmen lassen, bevor ich mir einen Embryo einpflanzen lasse oder so. Zumindest nicht in Bezug auf BRCA 1/2.
Eine Fruchtwasseruntersuchung wäre ja sogar noch einen Schritt heftiger - das Ergebnis dieser hättest Du ja dann erst, wenn das Baby im Bauch spürbar strampelt, tritt, Schluckauf hat, ... jeder Deinen wachsenden Bauch sieht und Du sicher schon eine riesengroße Liebe für dieses Kind empfindest.
Könntest Du dann die Entscheidung treffen, es zu töten? Und vor allem: Mit dieser Erfahrung dann auch weiterleben?
Das ist etwas, das nur jeder für sich entscheiden kann.

Ich für mich habe beschlossen, den Kinderwunsch unabhänig von meinem Genbefund zu machen. Wenn das Leben uns ab in 1.5-2 Jahren ein Kind schenken wird, dann wird meine Freude unglaublich groß und ich einfach nur unglaublich dankbar sein.
Die Sorge um die Gesundheit eines Kindes hast Du so oder so. Ob mit "perfekten Genen" oder ohne.

Ich bin fest davon überzeugt daß es klug ist, sich Wünsche und Lebensträume zu erfüllen, und wenn es eben ein Kinderwunsch ist. Ich bin sicher, daß das sehr gut für unser Immunsystem und dafür auch für unsere Gesundheit ist.

Vielleicht nimmst Du mal Kontakt zum BRCA Netzwerk auf?
Ich durfte bereits eine Frau kennenlernen, die auch hier im forum unterwegs ist, und die nach der BK und BRCA Diagnose noch Kinder bekommen hat. Ich bewundere sie sehr!!!

Etwas Wichtiges noch:
Ich halte es für geradezu diskriminierend, wenn das Vorhandensein einer Mutation auf BRCA1/2 nun als Grund zur Abtreibung oder Entscheidung gegen eine Schwangerschaft gesehen wird.
Damit wird ja nebenher impliziert, daß das Leben aller Mutationsträgerinnen entsprechend auch als nicht lebenswert eingeschätzt wird! Wer wenn nicht die Person selbst entscheidet das???

Alles Liebe,
Finchen

Geändert von Finchen01 (05.03.2012 um 18:01 Uhr) Grund: was wichtiges vergessen
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