Einzelnen Beitrag anzeigen
  #8  
Alt 28.03.2012, 21:21
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.508
Standard AW: Meine geliebte Frau

Hallo Dirk,

es tut mir unendlich leid, dass deine Jenny viel, viel zu früh gehen musste... Wenn man nicht genau das durchmacht, kann man nicht ermessen, wie es sich anfühlt, seine geliebte Partnerin zu verlieren. Aber ich kann nachempfinden, wie viel Kraft dich der Alltag kostet. Wie schwierig es für dich sein muss, jeden Tag zu funktionieren, morgens aufzustehen, zur Arbeit zu gehen und durchzuhalten, während die Außenwelt womöglich von dir erwartet, dass du wieder "der alte Dirk" bist.
Das bist du nicht und wirst es wohl auch nie wieder sein... Die Trauer um Jenny wird dich begleiten. Als Mann ist es vielleicht noch schwieriger, weil in der Gesellschaft erwartet wird, dass Männer "härter im Nehmen sind", "nicht so emotional, sondern eher zupackend und sachlich" und dass eben Gefühle nicht unbedingt zeigen. Lass dir das alles bloß nicht einreden! Du hast deine Liebe verloren und du hast jeden Grund dazu, unendlich traurig und auch verzweifelt zu sein. Wenn es in deinem Umfeld niemanden gibt, der deine Trauer ertragen kann (was meistens der Fall ist... auch bei mir ist es so), dann solltest du überlegen, ob du dich einer Trauergruppe anschließen magst. Diese Gruppen findest du über Hospize, Hospizvereine in deiner Umgebung. Meist werden sie von speziell ausgebildeten Menschen begleitet und dort triffst du auf Menschen, die in einer ähnlichen Lebenssituation sind. Sie alle trauern um geliebte Menschen und das verbindet. Es schafft vor allem einen Raum, wo du deine Trauer zulassen kannst und verstanden wirst ohne großartige Erklärungen. Ich kann es dir nur empfehlen!!! Wenn du die Gruppe scheust, dann besteht auch die Möglichkeit einer persönlichen Trauerbegleitung. Das heißt, du sprichst allein mit einem Trauerbegleiter. Du musst für dich herausfinden, was dir eher zusagt. Die Gruppe hat den Vorteil, dass du dich mit all dem Schmerz nicht mehr so allein fühlst. Du kannst aus den Gesprächen mit anderen so viel mitnehmen. Wie gehen sie mit dem Alltag um, wie überstehen sie die einsamen Nächte, die Verzweiflung, die Wellen der Traurigkeit. Das allein hilft!
Jeder Mensch trauert halt auf seine individuelle Weise und jeder muss seinen Weg finden. Wenn du gern liest, kann ich dir noch das Buch "Meine Trauer wird dich finden" empfehlen. Entgegen dem, was man sonst so gewohnt ist, wird dir hier nicht geraten, endlich los zu lassen. Im Gegenteil, der Autor hat seinen eigenen Sohn beerdigen müssen und hält auch an der Beziehung zu ihm fest. Er gibt Anhaltspunkte, wie man seine Beziehung zu dem Verstorbenen verändern kann. Ist auch sehr gut!!!
Ansonsten kann auch ich dir nur viel Kraft wünschen für deinen Alltag und deine Familie. Es wird sicherlich seine Zeit brauchen, bis du über die schlimmsten Momente hinweg bist und wieder nach vorn schauen kannst. Aber ich bin sicher, dass du das schaffst, wenn du dich deiner Trauer stellst. Und wenn dir zum Weinen zumute ist, weil Jenny dir so unbeschreiblich doll fehlt, dann lasse es zu und weine um Jenny, um das Leben, das ihr nicht mehr führen könnt und um deine verlorene Liebe. Es wird dir weiterhelfen!

Liebe Grüße und weiterhin viel Kraft
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten