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Alt 12.04.2012, 20:53
mai-regen mai-regen ist offline
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Standard AW: Lungenkrebs und Wasser im Bauchraum

Liebe Michi,
wenn ich von dem ausgehe,was du hier schreibst,inoperabel,M1 (das bedeutet vorhandene Metastasen) ,schlechter Allgemeinzustand,Wasser im Bauch,kaputte Leber,beginnendes Nierenversagen und eine Infektion....es tut mir so Leid,aber es ergibt für mich das Bild eines schwer kranken Mannes,der "nur" noch palliativ behandelt werden kann.Das nur absichtlich in Anführungszeichen,denn palliative Behandlung KANN ein Segen sein.
Meine Mum hat auch Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium,mit Metastasen. Heilung unmöglich,Verlängerung ihres Lebens um wenige Monate mit Chemo wurde ihr angeboten,hat sie abgelehnt, darüber bin ich jetzt froh.Denn sie lebt seitdem schon 6 Monate,soviel Zeit wurde ihr nicht mal zugestanden ohne Chemo,und es geht ihr gut.Auch an einer Chemo sterben viele und haben sich dabei so gequält...
Natürlich ist meine Mum bei Belastung kurzatmig,hustet auch mal,muss sich öfter mal tagsüber hinlegen und schaltet dann ihr Sauerstoffgerät ein,Haushalt mache ich komplett,Essen wird geliefert und Abend wasche ich sie am Waschbecken oder dusche sie.Aber sie fühlt sich gut,hat Appetit,dank Morphium keine Schmerzen und wir haben zusammen eine gute Zeit.
Nachdem ich anfangs vor Schock wie gelähmt war,komme ich im Moment gut zurecht.
Für mich ist dieses Forum hier meine Psychotherapie...
Dir würde ich folgendes raten,wenn ich darf:
1. Redet mit den Ärzten,bittet um ein offenes Gespräch,lasst euch nicht abwimmeln
2.Überlegt euch danach gut,welche Behandlung sinnvoll ist und denkt auch,so bitter es auch ist,daran,es geht nicht nur ums" wie lange",sondern auch ums" wie gut"
3. Fragt im KH nach einem Palliativmediziner und holt ihn euch,wenn möglich ins Boot
4. Sprecht mit dem sozialen Dienst im KH,beantragt eine Pflegestufe,erkundigt euch nach ambulanter palliativer Versorgung und auch nach einem Hospiz
5.Wenn es keine Therapie mehr gibt und er nach Hause will,versucht es,diesen Wunsch zu erfüllen.Ihr müsst es nicht alleine schaffen,holt euch Hilfe durch Pflegedienst,ambulanter Palliativversorgung, es gibt auch Hilfsdienste,wo Leute ehrenamtlich zu euch kommen,zB die Maltheser...

Und ich denke,du solltest deiner Tochter sagen,dass Opa sehr krank ist.Und wenn dann Fragen kommen,beantworte sie offen,aber kindgerecht.Unsere Beiden hab ich von Anfang an sogar in dir Pflege mit einbezogen...für uns ist dass ein guter Weg.Unsere Kinder lernen von uns das Leben...und eine Facette davon ist auch Kranksein und Sterben.Sie gehen völlig natürlich damit um.Und Tränen sind auch mal erlaubt...

Alles Liebe für dich
Sylvia
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Meine Mum,Lungencarcinom Stadium 4 mit Metastasen
Immer an deiner Seite !

In Liebe gebettet voraus gegangen am 06.05.2012


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