Einzelnen Beitrag anzeigen
  #9  
Alt 27.06.2012, 10:15
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.508
Standard AW: meine ma, 8 wochen ungewissheit, dann ist sie eigeschlafen

Liebe Dani,

ich kann dich so gut verstehen... Ihr hattet so wenig Zeit und nicht einmal mehr die Möglichkeit, Gespräche mit deiner Mama zu führen. Die Frage des Warum quält uns sicherlich alle und nicht immer werden wir eine Antwort darauf erhalten. Es ist immer zu früh und nie gibt es den richtigen Zeitpunkt. Ich habe letztens bei jemandem hier im Forum etwas gelesen, das ich mir zu Herzen genommen habe. Am besten ist es, in sich selbst hineinzuhören. Du kannst immer und jederzeit mit deiner Mama sprechen, doch sie kann dir nicht mehr so antworten, wie du es gewohnt bist. Wenn du aber deinen Blick nach innen wendest, dann erhältst du oft Antworten. Du wirst im Laufe der Zeit spüren, dass deine Bindung zu deiner Mama bestehen bleibt. Du musst sie nicht loslassen, nur wirst du eure Art der Beziehung verändern. Ich habe das mit meinem Papa getan. Ich rede immer noch mit ihm und erzähle ihm beispielsweise, was mich bedrückt, aber auch was mich gefreut hat. Manchmal küsse ich auch mein Lieblingsfoto von ihm, einfach, weil mir danach ist. Alles Körperliche ist unwiederbringlich weggefallen. Mir fehlen die Umarmungen, der Begrüßungs- und Abschiedskuss, seine Lachfältchen um die Augen, sein Schnarchen, wenn er im Sessel eingenickt war, sein Lachen, sein Blick, einfach alles. Das kann ich auch nicht heraufbeschwören. Doch ich kann weiterhin mit ihm sprechen und gelegentlich höre ich in mir drin auch eine Antwort. Seine Antwort! Mir hat es beispielsweise gut getan, auf den alten Pfaden zu wandeln, Wege abzulaufen, die wir gemeinsam gegangen sind. Das tat sehr weh, doch ich fühlte mich ihm so verbunden, denn all das hat er auch gesehen und genossen. Und ich habe dann sogar doch noch von ihm geträumt. So wie er vor der Krankheit war. Er sah gut und gesund aus, er strahlte und wir haben uns umarmt. Dann bin ich aufgewacht und war glücklich. Und ich wusste, dass alles gut ist. Es wird Zeit brauchen, bis du mit der Trauer leben kannst. Sie wird ein Teil von dir sein, doch eines Tages wird sie dich nicht mehr so quälen und belasten, wie es jetzt der Fall ist. Dann wirst du mit einem Lächeln an deine Mama denken können, an all das, was ihr gemeinsam erlebt habt und du wirst dankbar sein für die Zeit, die ihr hattet. Aber es braucht Zeit! Und die solltest du dir selbst geben, liebe Dani

, Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten