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Alt 26.07.2012, 19:04
Cassie71 Cassie71 ist offline
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Standard AW: Vater hat Lungenkrebs - wie bloß damit zurechtkommen???

Ihr seid so lieb! Danke für all eure Beiträge.

Seit diesem verhängnisvollem Dienstag bin ich nicht mehr ich selbst...der erste Schock ist noch nicht verdaut...ich fühle mich wie ein kleines, verlorenes Mädchen, möchte wieder Kind sein, bei Mom und Dad im Arm liegen....alles ist so anders geworden....

Ich konnte zuerst nicht weinen, aber gestern spät abends überkam es mich wie ein Schwall; ich hab geheult wie ein Schloßhund und konnte kaum mehr aufhören....erleichtert hat es mich aber nicht.

Kennt ihr das eigentlich auch, als ihr diese schlimmen Diagnosen hörtet, dass ihr ständig die grausamsten Bilder im Kopf hattet?? Ich schäme mich fast dafür, neige allerdings auch eh zum Katastrophendenken....hab schon meinen Dad auf dem Sterbebett liegen sehen....ich schäme mich so sehr für diese Bilder, denn er ist ja hier! Er sitzt im Sessel, schaut TV - wie immer! Ok, er ist dünner geworden und er hustet manchmal etwas angestrengter, aber sonst ist er wie immer!
Nebenbei kommen auch immer wieder diese Gedanken....in meiner Familie sind so viele unterschiedliche Krebsarten vorgekommen....was ist mit mir? Habe ich auch etwas schlimmes? Gedanken, die mich schier wahnsinnig machen

Gitti und Mel, ihr sprecht beide das Rauchen an....danke für eure Worte dazu. Ich qualme ja selbst, nicht gerade wenig und schäme mich so sehr; quäle mich auch mit dem Gedanken, aufzuhören. Zig gescheiterte Versuche, jedesmal mit Weinkrämpfen, Depris, etc. Meiner Ma gings ähnlich, bei ihren Aufhörversuchen. Mein Dad schafft es gut, wenn er nicht hier zuhause ist, aber kaum zurück im Alltag, fängt er schnell wieder an.

Ihr beiden schreibt, dass Menschen, die aufgehört hatten zu rauchen, später an Lungenkrebs erkrankt sind....das bestätigt die Theorie meines Freundes, er sagt immer, man soll nicht ganz aufhören, nur eben sehr viel weniger rauchen, das wäre das beste. Ich hab das stets für Humbug gehalten....ist da doch was wahres dran??

Gitti, das ist ja wahnsinn, wie der Arzt dich auf deiner Arbeit angerufen hat...puh, da fragt man sich wirklich, ob solche Menschen nicht ihren Beruf verfehlt haben! Ich dachte immer, dass die Ärzte villt. auch mit den Jahren abstumpfen, sonst würde man villt. auch verrückt werden....aber ein kleines bißchen psychologisch geschult sollten die Herrschaften dann doch sein - gerade in der Onkologie!!!

Miriam, ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob nun der Arzt meinem Dad nicht alles gesagt hat, oder ob mein Dad uns schützen möchte. Man wird so verdammt unsicher! Ich weiß nicht, was ich meinen Dad fragen "dürfte", möchte ihn ja auch weder stets an seiner Krankheit erinnern, noch "bohren" Ich hoffe, dass zu gegebener Zeit sich die Schleusen öffnen und wir alle ganz offen miteinander sprechen können!

Ich finde es ganz toll, dass dein Papa sich am Ende an die Seelsorgerin gewandt hat! Was für eine Erleichterung muss das plötzlich-offen-reden-können für euch alle gewesen sein! Ganz besonders für deinen Papa, wo er doch ähnlich verschlossen war, wie mein Dad jetzt ist.

Schon oft habe ich gehört, dass gerade die totgeweihten Menschen sich urplötzlich wandeln ins genaue Gegenteil von dem, was sie mal waren. Also Menschen, die stets griesgrimmig waren, gehen plötzlich freundlich auf andere zu, etc. Mich fasziniert dies sehr, ich sehe es als eine letzte wertvolle "lehre" hier auf Erden, bevor dieser Mensch sich auf seine Reise begibt.

Ihr Lieben, ich bin noch zu geschockt, um jetzt sofort Hilfe in Anspruch zu nehmen, es muss noch ein bißchen sacken. Aber in meinem Kopf arbeitet es bereits, was ich alles unternehmen kann, um ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen. Der Bericht liegt hier ja vor, ich möchte ihn so gern verstehen, aber wie gesagt, die Angst ist auch groß. Villt. kommt es bei mir ja auch noch so wie bei dir, Gitti, dass ich gar nicht mehr alles wissen will....wer weiß.

Auch verstehe ich nicht, warum aktuell nichts gemacht wird.....mein Dad hat doch nur Bestrahlungen bekommen, sonst nichts. Und es lief so gut, plötzlich gibt es keine Chance mehr?! Ihr alle kennt das bestimmt auch, dass ihr nach möglichen Hilfen sucht, oder? Das Problem ist nur, dass mein Dad nicht so ohneweiteres zu einem 2. Arzt o.ä. gehen würde...da blockt er wieder ab. Bedrängen tut ihn aber keiner hier!

Ich drücke euch alle ganz fest und wünsche euch allen von Herzen Kraft - gemeinsam sind wir stark, nicht wahr?!?!
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