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Alt 12.06.2004, 15:06
Bärchen`s Petra Bärchen`s Petra ist offline
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Standard Wechsel vom Angehörigen zum Hinterbliebenen

Hallo Ihr Lieben alle zusammen
hallo mein liebes Bärchen Veit,

ich möchte Euch erst mal für die vielen tröstenden und stark machenden Worte danken, sie haben mir sehr geholfen. Nach dem nun die Beisetzung vorbei ist und ich wieder neuen Mut gefasst habe möchte ich Euch kurz unsere „Geschichte“ erzählen (von Euch weis ich ja nun auch einiges).

Veit und ich wir haben uns 2001 über das Internet kennengelernt, er wohnte damals 150 km von mir weg. Beide hatten wir längere Beziehungen hinter uns und als wir uns kennenlernten das Gefühl, das wir uns schon ewig kennen, von Anfang an war da ein Urvertrauen ich kann es gar nicht beschreiben. Veit hatte keine Kinder und meine Tochter war damals schon aus dem Haus. Nach 1,5 Jahren mit vielen Reisen, wunderschönen Wochenenden kam dann am 06.09.02 der Hammer. Darmverschluss....Not – OP, Diagnose Darmkrebs Stadium IV, 2 Metastasen in der Leber, Bauchfellentzündung, 10 Tage Koma...... Resttumor behalten .....unheilbar....und vorher absolut keine Anzeichen dafür, Gott sei dank war Veit zu diesem Zeitpunkt bei mir und ich konnte ihn jeden Tag im KH besuchen.
Veit hatte dann schon 2 Tage später als sie ihn am 22.09. aus dem Koma holten sein Testament gemacht (er glaubte nicht daran, dass er die nächsten Tage überlebt), aber er kämpfte, wollte leben und entgegen der Ärzteprognosen kam er am 18.10. aus dem Krankenhaus und für mich gab es keine Frage den Weg bis zum bitteren Ende gemeinsam zu gehen und so haben wir auch zwei Wochen später geheiratet (hatten wir ja im Frühjahr 03 sowieso vor).
Von da an bestimmte die Krankheit unser Leben, Chemos (Oxaliplatin, Campto, Xeloda) im Juli 03 noch eine Leber-OP mit teilweise Entfernung des Dünndarms in der Charitè in Berlin, Kur in Masserberg, paar Tage Urlaub im Spreewald, wieder Chemo, Anfang 04 Bestrahlung, Kur im Spreewald, Durchbruch einer Bauchwandmetastase, Dünndarmzyste, Bluttransfusionen..., geplante Gefäßtherapie scheiterte, die Rezeptoren passten nicht und Mitte Mai 04 sagten uns die Ärzte, dass sie für ihn definitiv nichts mehr tun können. Veit sagte nur „Dann macht mich fit, ich will wieder nach Hause“. Am 17.05. kam er dann auch nach Hause. Wir hatten dann noch 2 wunderschöne Wochen (trotzt künstlicher Ernährung und Illeus-Stoma), meine Tochter konnte ihm noch dass Bild zeigen, dass er Opa wird, abends am 31.05. wollte er wieder ins KH und ist dann am 02.06., 4.30 Uhr in meinen Armen eingeschlafen. Wir konnten von Anfang an offen über seine Krankheit reden und uns mit dem Sterben und Abschied nehmen auseinandersetzen „Bärchen dafür bin ich Dir sehr dankbar, auch dass ich Dich bis zuletzt begleiten durfte“.
Mein Mann hat die Ärzte auch immer direkt gefragt und wir hatten in unserem Joseph-Stift eine OÄ Fr. Schubert zu der er grenzenloses Vertrauen hatte und die immer sehr offen mit uns geredet hat. Die ganze Zeit seiner Krankheit hat er nie seinen kautzigen Humor verloren und wollte mir die Zeit die uns verbleibt so schön wie möglich machen. Er hatte sehr selten Schmerzen und auch geringe Nebenwirkungen der Chemos und bis 3 Wochen vor seinem Tod hat er sich gesträubt mit Morphium anzufangen, er wollte „immer bei klarem Verstand sein und nicht im Trance“.
Wir sind im Oktober 03 noch in eine größere Wohnung gezogen und haben uns dort alles neu eingerichtet, er wollte, dass ich es „später“ schön habe.
Bärchen, Du hast mir den Glauben und das Vertrauen an die Liebe zurückgegeben, ich danke Dir für die schöne Zeit, die ich mit Dir gehen konnte, leider hat sich unser Traum, gemeinsam alt zu werden und klapprig, jeder mit seinem Stock in der Hand auf einer Bank zu sitzen nicht erfüllt. Ich weis aber, dass Du auf mich aufpasst und unseren Enkel beschützen wirst. Ich wünsche, dass es da draussen irgendetwas gibt, wo Du es jetzt schön hast und wir uns dort auch wieder sehen, die 3 Jahre können nicht alles gewesen sein. ICH LIEBE DICH!
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