Liebe Nicole,
auch ich habe letztes Jahr meinen Mann verloren, bin mit 36 Jahren Witwe geworden. Deinen Schmerz kann ich also sehr gut nachvollziehen.
Auch nach über einem Jahr nach dem Tod meines Mannes gibt es Zeiten, die nicht einfach sind, wo er da sein sollte, wo ich ihn brauche und gern an meiner Seite hätte. Doch das geht nicht mehr. Ich habe zwar das Gefühl, dass ich immer noch eine "Verbindung" zu ihm habe, aber das hilft nur bedingt. Der Schmerz überrollt einen, meist zu den Feiertagen wie Hochzeitstag, Geburtstage, Weihnachten besonders arg.
Ja, jeder sagt, man ist jung, das Leben geht weiter, die Zeit heilt alle Wunden. Das ist Hilflosigkeit, aber ich empfinde es zum Teil dennoch als sinnloses Blabla von Leuten, die keine Ahnung haben. Ich erinnere mich oft und gern an unsere gemeinsame Zeit, versuche aber, langsam vorwärts zu sehen. Das ist nicht einfach. Ich habe eine Therapeutin, die mir dabei hilft. Es gibt auch von der Gemeinde Kurse für verwitwete Menschen, denen du dich anschliessen kannst, wenn dir danach ist. Ich habe mich gegen so einen Kurs entschieden, da ich es allein schaffen möchte.
Liebe Nicole, ich kann dir nicht sagen, wann der Schmerz aufhört. Die Zeiten zwischen den Schmerzattacken wird anders, etwas länger mit der Zeit. Aber der Schmerz bleibt trotzdem.
Immerhin durftest du so jemand Besonderen wie deinen Mann kennenlernen. Er hat ein paar Jahre dein Leben bereichern dürfen. Ich weiß, das hilft dir nicht, aber es ist eine angenehme Sichtweise und vielleicht kannst du es eines Tages auch so sehen.
Ich drücke dich ganz herzlich und sende dir erstmal ein dickes Kraftpaket
Liebe Grüße
Sandra