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Alt 10.09.2012, 07:39
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Monika,

den Schmerz und die Trauer zulassen, dass ist wahrscheinlich mein Problem. So habe ich das noch gar nicht gesehen, aber du hast recht. Aber so einfach ist das nicht. Ich war doch immer diejenige, die allen Halt gab, meine Familie unterstütze, mit Mama und Ronny alles erledigt hat. Und nun? Ich kann doch das nicht einfach so ablegen. Wer soll mir Halt geben? Ich rede mit niemandem so offen über meine Gefühle, wie mit euch. So weiss auch niemand, wie es wirklich in mir drin aussieht.

Nach außen hin werden sicherlich viele denken, oh ist die stark oder die trauert ja gar nicht oder nach ein paar Wochen geht es der ja schon wieder richtig gut. Wie es aber in mir drin aussieht, dass weiss nur ich und ihr hier im Forum. Ich kann doch Mama damit nicht noch belasten, sie ist doch so schon traurig genug. Ich will ja eigentlich auch nicht mit jemandem so genau drüber sprechen. Ich rede ja sowieso (Carla du weisst was ich meine, bezügl. telefonieren ) nicht gern, dann heule ich immer und bekomme kein Wort raus. Im schreiben bin ich aber ganz gut, so versuche ich mir wenigstens den ganzen Sch... von der Seele zu schreiben.

Am Wochenende konnte ich leider nicht zu Papa, obwohl ich solche Sehnsucht hab. Einer meiner Zwerge war krank und somit ging das leider nicht. Aber gleich heute abend werd ich wieder hin gehen.

Ach liebe Moni, tja nicht gegen den Schmerz ankämpfen. Ehrlich gesagt, weiss ich gar nicht wie das geht. Papa hat uns immer so erzogen und auch als er schon krank war, dass wir unsere Gefühle nicht zeigen sollen. Er hat sich immer aufgeregt, wenn wir mal geweint haben - hat immer gesagt "hört bloß auf mit dem sch... geheule". Bis zum Schluss war er auch immer der Starke Mann in unserer Familie. Er hat nie über seine Gefühle und Ängste gesprochen, vielleicht hätte es geholfen, wenn wir es und gemeinsam ein wenig leichter gemacht hätten. Aber so ist er halt nie gewesen, und trotzdem hab ich ihn sehr geliebt.

Manchmal denke ich, man sollte einfach keinen haben den man liebt, dann kann man wenigstens nicht solchen Schmerz erfahren. Aber was ist ein Leben ohne Liebe? Wäre das wirklich lebenswert, wenn man niemanden hätte? Ich denke, dass ist auch kein richtiges Leben. Mir hat mal jemand gesagt, wer sein ganzes Leben lang Angst hat, hat nicht gelebt. Aber wenn man liebt hat man doch ständig Angst um seine Liebsten, oder? Also lebe ich nicht richtig oder was? Solche Bemerkungen sind doch echt, naja ich will nicht ausfallend werden, gemein.

Liebe Grüße
Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!!!

Geändert von Jaecky (10.09.2012 um 07:44 Uhr)
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