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Alt 02.11.2012, 06:33
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Habt Ihr das Gefuehl, das da noch etwas ist?

Moin,

wir wünschen und denken alle dass es irgendwie weitergeht.

Im Sterbeprozess meines Vaters saß ich lange bei ihm. Oft hatte ich das Gefühl dass etwas bereits seinen Körper verlassen hat und hinter mir stand, mich berührte. Damals dachte ich es sei einbildung, ich war übernächtigt, hungrig, fertig....

als wir nach hause gingen um ein paar stunden schlaf zubekommen geschah etwas seltsames. ich wachte tieftraurig auf, wollte am liebsten "sterben" - war zerissen weil ich wusste: auf zu papa, der kampf um den TOD geht weiter. ich ging ins bad, irgendwie musste ich plötzlich ein liedchen trällern und fühlte mich absolut frei, war gut gelaunt, fühlte mich großartig und es war - warm. plötzlich klingelte das telefon, meine mum sagte mir dass papa vor 5 minuten gegangen sei.


im krankenhaus an seinem leblosen körper hatte ich auch das gefühl nichts sei mehr da, eine hülle. ich streichelte ihn und er war noch so warm. ich küsste ihn, und seine haut war noch so weich. ich sagte mir "so ist das sann also"


Wie meine Vorschreiberin sagte, hatte auch ich für etwa 6 wochen das gefühl dass er ganz oft ganz nah ist. ich hörte ihn sogar. an seinem hochzeitstag hörte ich ihn sagen "kleene denk an die blumen für mutti" - und ich stand mit tränen in den augen in der küche, meinen kaffee in der hand und sagte laut: "ja mache ich, aber welche waren das nochmal?" und ich bekam eine antwort, leicht genervt klang sie, á la -hab ich dir schon tausendmal gesagt-. ein laaaaang gezogenes freeeeesschn! (freesien)

auch so half er mir oft. redete mit mir, wenn ich fragte wie ich was machen soll oder wo in seiner garage ich was finde... ich hörte oft in meinem kopf seine stimme die mir den richtigen ort sagte...

ach mensch, soviele worte sinds geworden. was ich sagen will: ja, es fühlt sich wie kuddelmuddel an. nein, es ist keins. ja, ich denke da ist und bleibt etwas. inzwischen ist er weg... das weiß ich. und trotz der trauer bin ich auch sehr erleichtert. denn er hat mich erzogen, er hat mir den weg gezeigt, er ist maßgeblich dafür verantwortlich wie ich bin - und ich bin m.E. ganz gut geworden ;-) er lebt weiter in den dingen die er mich lehrte, in meinen ansichten. es bleibt etwas - wenn auch nicht unmittelbar der geist :-)

lg und alles gute
michaela
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Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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