Hallo zusammen
Miteinander reden.
Ich glaube, bei unseren französischen Nachbarn gibt es ein seltsames Tier. Es lebt hauptsächlich in den Büros der Rentenkassen. Sagt man. Seine Hauptnahrung besteht aus Briefen. Lebensbescheinigungen der Rentenbezieher ('Grenzgänger', so nennt man hier die Menschen, die in Frankreich arbeiten oder umgekehrt) aus dem Saarland z.B. sind für dieses Tier ein ganz besonderer Leckerbissen. Nur so lässt sich erklären, daß häufig genau diese Briefe spurlos verschwinden. Für die Kassen ist die Rechnung dann ganz einfach: keine Lebensbescheinigung = kein Geld! Basta!
Zwei freundliche Damen bei der Kasse haben sich heute morgen meiner angenommen. Drüben. In 'fronsösisch fronkreisch'. Kleines Büro, eine 'ménage à drois' so zu sagen.
Eine war die zuständige Sachbearbeiterin. Null Deutsch. Die Andere: verstehen-etwas, sprechen-wenig. Der Dritte im Bunde - ich: deutsch-gut, französisch-misérable. Ideale Voraussetzungen für ein amtliches Gespräch
Naja, ich gehe mal davon aus, daß es nun klappt mit Schwiemas Rente.
Ich hatte ja alle nötigen Bescheinigungen und Papiere dabei. Eigentlich ganz nett, so ein Gespräch.
"Da siehste mal, Helmut."
"Was?"
"Ich erinnere dich an deinen Satz von gestern Abend: hoffentlich ist jemand da, der deutsch spricht."
"Es war doch jemand da?"
"Jepp, jedoch nur ein ganz kleines bisschen."
"Jaaa, das reicht ja auch. Zum Verstehen reicht ja mein Französisch soweit. Ein bisschen reden geht ja auch. Ich musste allerdings ne Zeit warten, bis sie jemanden gefunden hatten."
"... und wenn nicht?"
"Dann hätten wir das auch hin bekommen. Irgendwie. So mit Händen und Füßen.
"
"Genau das."
"Hä?"
"Es ist verblüffend, wie sich Menschen verstehen können, die nicht die gleiche Sprache sprechen?"
"Stimmt. Ist es."
"Wie verblüffend ist es dann, wenn sich Menschen nicht verstehen, obwohl sie die gleiche Sprache sprechen?"
Einen sonnigen Tag @all,
Helmut