Liebe Milie,
schön, wieder von dir zu lesen!!!
Und danke für deine Geschichte! Sie hat trotz der Schwere und Traurigkeit irgendwie etwas angenehm Leichtes... Mir geht's wie dir, auch ich finde das Leben bisweilen seltsam. Und ja, Trauer verläuft bei uns allen sehr unterschiedlich.
Deine Beschreibung vom letzten Tag mit deinem Papa... da finde ich mich und die Beziehung zu meinem Vater auch wieder. Ich habe ähnlich empfunden wie du und staune heute noch darüber, wie mich diese Ruhe und dieser Frieden erfüllten. Auch ich konnte in dem Moment, da ich meinen verstorbenen Papa sah, gar nicht weinen. Ich war eher dankbar, dass er es geschafft hatte und seinen Körper verlassen durfte. Und ich hatte das starke Bedürfnis, ihn immer wieder zu streicheln und zu küssen. Da war gar keine Distanz oder Furcht meinerseits. Und ich fühlte mich auch gestärkt, so als habe mein Vater mir eine große Portion Kraft übergestülpt, als er gehen musste.
Na ja, dafür habe ich ja vorher und auch später sehr viel für mich allein geweint, getobt und geschrien. Manchmal hat es mich gewundert, wo die vielen Tränen eigentlich herkommen. Da müssen ganze Salzseen in mir gewesen sein
Ich finde es schön, wie du diese Nähe zu deinem Papa beschreibst und eure Komplizenschaft. Ja, das ist ein Geschenk und das wird dir erhalten bleiben. So bleibt dein Vater doch irgendwie immer bei dir, auch wenn er nicht mehr hier sein kann. Als ich die Geschichte mit dem Labrador las, der seinen Kumpel Kalle herzlich begrüßen wollte und dich dann einfach hinter sich herschleifte, da musste ich auch sehr grinsen. Dein Papa wahrscheinlich auch! Ich weiß nicht, irgendwie denke ich immer, dass sie doch noch um uns sind. Zumindest fühlt es sich gelegentlich so an. Na ja, ich spreche auch noch oft mit meinem Vater. Immer, wenn mir danach zumute ist und ich ihm etwas mitteilen möchte. Und das Komische ist, dass ich jetzt, da er nicht mehr hier sein kann, auf einmal Gefallen an der Gartenarbeit finde und zahlreiche Pläne für's Frühjahr habe. Einen Kirschbaum will ich pflanzen, die Erde im Gewächshaus austauschen, damit wieder Leben dort einziehen kann. Mein Vater war immer so stolz auf seine Bio-Salatgurken und Tomaten... Und nun will ich das fortsetzen. Ich ärgere mich nur ein wenig, dass ich erst jetzt nach seinem Tod auf die Idee gekommen bin und ihn nicht schon viel früher in all dem unterstützt habe...
Ach ja, das Leben ist komisch und es wird wohl auch komisch bleiben. Hauptsache, wir verlieren unseren Humor nicht! In diesem Sinne, liebe Milie, bin ich froh, dich hier getroffen zu haben!
Liebe Grüße
Miri