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Alt 04.03.2013, 11:25
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Meine Mama fehlt uns jeden Tag mehr

Liebe Nala,

na, ich bin froh, dass du mir meine Worte nicht übel genommen hast. Ich denke, ich würde auch sehr verdattert sein, wenn meine Mutter mir so eine Andeutung machte. Im ersten Augenblick würde es mich arg verletzen und auch ich hätte das Gefühl, sie würde meinen Vater vergessen. Aber dann würde ich mich erinnern, dass dies absolut nicht der Fall ist! Und ich würde mich dann hoffentlich mit ihr freuen können, dass sie noch einmal die Möglichkeit bekäme, sich auf einen anderen Menschen einzulassen. Das ist ein Geschenk!

Als Tochter (egal, wie alt man ist und wird) fühlt sich das sicherlich immer sehr seltsam an. Erst recht, wenn der Elternteil verstorben ist. Der erste Gedanke ist dann unweigerlich negativ. Aber ich finde es toll von euch beiden, dass ihr euch Gedanken macht, dass dein Papa am Mittwoch zu dir kommt und mit dir Kaffee trinken möchte. Wahrscheinlich hat er auch Bammel vor diesem Gespräch... Es ist ein wenig, als haben sich die Rollen verkehrt und er sei der kleine Bub, der dir beichten muss Ich finde, du darfst ihm auch gern deinen Unmut und negative Gefühle berichten. Er wird dich dann besser verstehen können. Es ist immer gut, wenn alles ausgesprochen wird! Das habe ich mir erst nach vielen Pleiten, Pech und Pannen angeeignet Aber ich habe gute Erfahrungen damit gemacht und halte mich jetzt daran.

Ich bin auch sehr froh, dass ich euch hier gefunden habe! Hier darf man alles aussprechen bzw. aufschreiben. Auch auf die Gefahr hin, dass man selbst mal nicht in einem so guten Licht dasteht. Ich kann mich noch gut erinnern an unseren Dänemarkurlaub vergangenes Ostern. Da hat mich meine Ma derart genervt! Ich fand sie ganz furchtbar mit ihrer Gleichgültigkeit, sie konnte sich nicht einmal für eine Zahnpasta entscheiden und ich musste ihr wirklich alles abnehmen. Als sie dann auf meiner Tochter herumhackte, bin ich ja schier ausgerastet. Dabei war meine Mutter einfach nur in ihrer Trauer gefangen wie in einem Kokon. Für sie war die Welt schwarz und es gab kein Licht geschweige denn einen Ausweg. Heute schäme ich mich, dass ich sie so angefahren habe, aber in meiner Trauergruppe habe ich gelernt, dass alles okay ist. "Ich tue mein Möglichstes und das reicht." Das hat meine Mama auch getan, heute verstehe ich es, damals nicht, weil ich ja auch getrauert habe, doch meine Trauer ist eine andere.

Ganz liebe Grüße und ich wünsche dir einen schönen Nala-Papa-Mittwoch
Miri
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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