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Alt 30.06.2004, 23:41
Eva-KK Eva-KK ist offline
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Standard Presseartikel zum MH

Repromedizin: Schwangerschaften mit kryokonservierten Eizellen und transplantierten Ovarien´

Aus Ärzteblatt vom 30. Juni 2004

Nachzulesen unter http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=16781

BERLIN. Mehreren europäischen Teams von Reproduktionsmedizinern ist es gelungen, Frauen nach einer sterilisierenden Chemotherapie zur Schwangerschaft zu verhelfen. In Italien wurden kryokonservierte Eizellen erfolgreich befruchtet. In Belgien und Dänemark gelang – erstmals in Europa – eine erfolgreiche Re-Transplantation von Ovarialgewebe. Die Arbeitsgruppen stellten ihre Ergebnisse auf der Jahrestagung der European Society for Human Reproduction and Embryology (ESHR) vor, die dieser Tage in Berlin stattfindet.

Viele Chemotherapien machen Frauen unfruchtbar, weil sie die empfindlichen Primordialfollikel im Ovar abtöten. Um die Option eines späteren Kinderwunsches offen zu halten, mussten die Frauen bisher zu verbotenen Mitteln greifen: Die Kryokonservierung von Embryonen wird von Reproduktionsmedizinern seit Jahren technisch gut beherrscht, ist aber aus ethischen Gründen in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern verboten. Außerdem setzt sie voraus, dass die Frau vor der Chemotherapie einen festen Partner hat. Dies ist häufig nicht gegeben. Eine Alternative wäre die Kryokonservierung von Eizellen, die jedoch nicht immer erfolgreich ist, wie die Erfahrungen von Paolo Levi Setti vom Istituto Clinico Humanitas in Mailand zeigen.

Zwischen November 1999 und Dezember 2003 isolierte und kryokonservierte das italienische Team bei 286 Frauen 2 900 Eizellen. Nach dem Wiederauftauen wurden bei 120 Frauen 145 künstliche Befruchtungen (mittels intrazytoplasmatischer Spermieninjektion) durchgeführt. Es kam nur zu 16 Schwangerschaften, die bis dato zu fünf Geburten geführt hat. Alle Kinder sind nach Aussage Settis gesund. Diese Zahlen zeigen, dass die Reproduktionsmediziner weit davon entfernt sind, auf diese Weise den Frauen einen späteren Kinderwunsch garantieren zu können.

Eine Alternative wäre die Explantation eines Ovars vor der Chemotherapie. Nach erfolgreicher Krebsbehandlung könnte das Organ oder Teile davon dann wieder retransplantiert werden. Dafür muss aber das Gewebe über Jahre künstlich - durch Kryokonservierung - am Leben gehalten und danach wieder in den Körper eingebracht werden. Gegenüber der Eizell-Konservierung hätte die Ovarientransplantation jedoch den Vorteil, dass die Frauen auf natürliche Weise schwanger werden könnten. Außerdem würden die Folgen der frühen Menopause aufgehoben. Denn mit den retransplantierten Primordialfollikeln sind Ovulationen wieder möglich.

An der Ovarialtransplantation waren in der Vergangenheit viele Teams gescheitert. Jetzt scheint sich ein Durchbruch anzukündigen. Claus Yding Andersen von der Universität Kopenhagen verkündete in Berlin, dass eine künstliche Befruchtung auf dem Boden von transplantiertem Ovarialgewebe bei einer 32-jährigen Frau gelungen sei, die sich wegen eines Morbus Hodgkin einer kombinierten Radio- und Chemotherapie unterzog. Vor der Krebstherapie war der Frau das linke Ovar entfernt und kryokonserviert worden. Im April 2003 erfolgte eine Retransplantation von sechs Gewebestreifen in das verbliebene, durch die Therapie aber sterile Ovar. Darauf setzten bei der Frau wieder die Ovulationen und die Menstruationen ein. Einzelne Eizellen wurden für eine künstliche Befruchtung gewonnen, doch die ersten beiden IVF-Versuche schlugen fehl. Erst Anfang Juni 2004 gelang es, so Andersen, eine Eizelle erfolgreich zu befruchten. Es kam allerdings nicht zur erhofften Schwangerschaft.

Andersen sprach dennoch von einem Teilerfolg, der dann jedoch durch eine Arbeitsgruppe aus Belgien in den Schatten gestellt wurde. An der Katholischen Universität von Louvain ist eine Frau nach der Retransplantation von Ovarialgewebe schwanger geworden, berichtete die Gruppe um Jacques Donnez. Geburtstermin des Mädchens sei im Oktober. Die heute 32 Jahre alte Frau war 1997 an einem Morbus Hodgkin erkrankt. Vor der Radiochemotherapie war ein Ovar entfernt worden. Streifen davon wurden kürzlich retransplantiert. Die durch die Therapie induzierte Menopause wurde dadurch beendet. Die Frau entwickelte normale Monatszyklen und wurde auf natürlichem Wege schwanger.

Sowohl Donnez als auch Andersen sind überzeugt, dass sich die Ovarialtransplantation als Methode zum Erhalt der Fruchtbarkeit nach Chemotherapie etablieren wird, sobald die letzten technischen Probleme gelöst sind./rme
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