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Alt 03.07.2004, 09:04
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Standard Forum für Angehörige UND Betroffene

Hallo Gaby,

sehe Deine Nachricht erst jetzt, deshalb konnte ich die Ärztin jetzt nicht direkt fragen.

Allerdings war ein Grund meines Termins mit ihr, dass ich gerne wollte, dass mein Mann etwas für seine Psyche tut. So kamen wir bei unserem Gespräch auch kurz auf Simonton zu sprechen. Die Ärztin vertrat dabei die Meinung, dass es nicht den "einen" Weg gibt, sondern dass jeder für sich selbst eine Strategie finden muss, mit der Krankheit klarzukommen. Und wenn das bei einem Simonton ist, ist das okay und gut und wenn ein anderer einen anderen Weg beschreitet, ist dieser genauso gut.

Sie hielt nichts von den Pauschalaussagen, dass man - wenn man nach bestimmten Mustern positive Gedanken aufbaut - grundsätzlich eine bessere Strategie hätte.

Natürlich ist es ihrer Meinung nach wichtig, dass man positiv denkt (aber auch zulässt und annimmt, dass man das nicht immer kann!) aber so wie das jeder für sich selbst gestaltet, ist es ihrer Meinung nach gut. Dass jemand seine Krankheit durch die eigene Psyche verursacht hätte, hält sie für Humbug. Dafür gäbe es auch keinerlei wissenschaftliche Beweise und auch ihre eigene 10jährige Erfahrung in der Psychoonkologie hätte nie Hinweise darauf ergeben (dann hätten Psychologen ja keine Krebserkrankungen und mittlerweile erkrankt jeder 3. irgendwann im Laufe seines Lebens an Krebs).

Insofern hat sich mich völlig davon abgebracht, dass mein Mann unbedingt auch ein Gespräch mit ihr bräuchte. Das braucht eben nicht jeder und es ist nicht notwendigerweise so, dass jemand, der Krebs hat, sich mit seiner Psyche auseinandersetzen müsse. Sie hat mir sehr klar gemacht, dass sie bei mir Handlungsbedarf sieht, nicht jedoch bei meinem Mann, der aus ihrer Sicht, ganz gut damit klarkommt.

Dass bewusste und unbewusste Gedanken eine große Rolle bei der Genesung spielen, glaube ich natürlich auch. Das glauben ja auch die Schulmediziner, die immer wieder betonen, wie wichtig es ist, dass man die Behandlung annimmt, ihr vertraut und selbst niemals aufgibt.

Das Gespräch mit der Psychologin hat mir sehr gut getan und ich werde bestimmt noch weitere Termine mit ihr vereinbaren. Sie hat mir jetzt auch geraten, an einer Entspannungsgruppe teilzunehmen, also entweder Yoga, Tai Chi, Autogenes Training, Atemtraining oder so was - um einfach mal "bei mir" zu sein. Im Krankenhaus gibt es auch eine "Simonton-Gruppe", die allerdings für mich zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt stattfindet. Vielleicht schau ich aber auch da mal rein - allerdings habe ich mit Visualisieren eher so meine Probleme.

Wenn Du das gegen die Angst brauchst, dann mach es! Ganz egal, was andere sagen. Wenn Du für Dich feststellst, dass es Dir damit besser geht, dann kann es nicht schlecht sein.

Mein Mann hat ein Non-Hodgkin-Lymphom resp. ein Rezidiv und nun steht eine Knochenmarktransplantation zur Debatte.

Liebe Grüße!
Juliana

PS: Falls es in der Klinik, in der Dein Mann behandelt wird auch eine psychoonkologische Ambulanz gibt, dann solltest Du Dir vielleicht doch überlegen, da mal hinzugehen. Ich hätte das schon viel früher tun sollen!
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