Einzelnen Beitrag anzeigen
  #16  
Alt 10.04.2013, 21:09
Seestern09 Seestern09 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.02.2012
Beiträge: 162
Standard AW: Mutti, du bist so weit weg...

hallo engelkind,

es tut mir so leid, dass du auch deine mama verloren hast.
ich habe heute einige der ersten einträge hier in deinem thread gelesen während meiner mittagspause. ich musste es dann wegmachen und mir was anderes anschauen, weil mir schon die tränen in die augen gestiegen sind. alles was du schreibst, wie du deine gefühle und gedanken ausdrückst, es kommt mir alles so bekannt vor. es kommt mir so vor, als würde ich gerade das gleiche erleben wie du, nur dass es bei mir schon nun fast ein jahr her ist. ein jahr.. wo ist die zeit nur hin. ich habe es bis heute noch nicht verstanden und ich werde es wohl auch nie wirklich verstehen, da einfach alles viel zu schnell ging. aber ich habe, auch wie du und wie mirlena schon gesagt hat, die trauer hingenommen und die trauer aus rausgelassen und gelebt. ich habe viel geweint, war viel sauer und irgendwie auch erleichtert, wo meine mama tot war. ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, sie so zu sehen und ich habe selber gelitten, weil ich sie jeden tag so gesehen hab, ich habe sie jeden tag sterben sehen. das hat mich während meinem studium so viel energie und nerven gekostet, dass ich, ehrlich gesagt, manchmal gar keine lust mehr auf trauer hatte und auf den moment gewartet habe, dass ich von der last erlöst werde. das hört sich hart an, aber es ist ehrlich. denn für meine mama gab es keine chance mehr. und erst hinterher war mir das ausmaß dieser gedanken klar.. wie es ist, sie nei mehr zu sehen, nie mehr zu hören und zu riechen. ich empfinde es jetzt auch immer noch als nicht ertragbar und schrecklich, aber ich habe irgendwie gelernt damit zu leben. ich denke jede sekunde an meine mama, ich fühle sie bei mir und rede in gedanken mit ihr. mir hat es auch geholfen, hier mich auszutauschen und meine gedanken los zu werden. und ich muss auch sagen, dass ich seither stärker geworden bin und vielleicht sogar ehrgeiziger. ich will ihr beweisen, dass ich das richtige mache, dass ich ihr gespartes nicht sinnlos ausgebe und was aus meinem leben mache, mich um einen guten job bemühe und mein leben super auf die reihe bekomm. wäre ich so, wenn sie noch da wäre? daher finde ich es gut von dir, dass du jetzt schon so denkst und dein studium schaffen willst und vielleicht gibt dir dieser schreckliche vorfall ja noch mehr energie, die du in die krebsforschung stecken kannst. auf diese art und weise kannst du deiner mama vielleicht ein bisschen was zurück geben. sie wäre sicherlich sehr stolz auf dich.

bei mir gibt es eine sache, die ich nicht wirklich verarbeiten kann.. meine mama konnte auf einen schlag nicht mehr reden und ich frage mich so oft, wie sie sich gefühlt haben muss, uns nichts mehr sagen zu können. was hätte sie uns vielleicht noch mitteilen wollen, mit auf den weg geben wollen. wie gern hätte ich noch ein ich liebe dich für dich immer von ihr gehört. aber ansonsten denke ich, dass ich alles richtig gemacht habe. und das hast du sicherlich auch. deine mama wollte niemanden bei sich haben und sie hat es sicherlich gespürt, dass es für sie zu ende ist und wollte dich daher nochmal sehen und du warst für sie da, wenn sie sich brauchte. das ist doch das wichtigste. ich kann mich auch noch so genau an das anbild erinenrn, wie sie tot da lag mit dem lächeln im gesicht und ich wartete nur darauf, dass sie sagt: hallo mein spätzchen, wie geht es dir? was machen wir heute? ... aber das sagte sie nicht, sie kam in einen sarg und nun ist nur noch ihre urne. ich würde so genr viel öfter zu ihr auf den friedhof gehen, aber durch die entfernung ist das leider nicht möglich. das ist auch etwas, was mir irgendwie zur trauerverarbeitung fehlt. ich würde ihr das schönste grab auf dem ganzen friedhof herrichten. alles würde ich sie für sie tun. aber nun ist es zu spät. ich denke, wir haben das beste aus der situation gemacht und werden unsere mütter dafür immer in unserem herzen tragen. und irgendwann werden wir sie wieder sehen, wie sie alt und runzlig sind und dann können wir ihnen alles erzählen.

sorry, dass ich so aussschweifend (von mir) erzählt habe, aber irgendwie lagen mir diese gedanken seit meiner mittagspause auf der seele.

ich wünsche dir viel kraft und energie fürs studium! und lass die trauer zu.

liebe grüße
seestern
__________________
Über die Zeit lernen wir mit dem Verlust umzugehen,
wir müssen es einfach ertragen,
aber die Einsamkeit und die tiefe Trauer bleiben immer.

meine geliebte Mama
24.03.1964 - 22.05.2012

Diagnose Glioblastom Januar 2012.. 5 Monate.. es ging viel zu schnell
Erinnerung an eine Kämpferin
Mit Zitat antworten