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Alt 27.06.2013, 15:12
Zagorka Zagorka ist offline
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Standard AW: Profil: Angehörige stellen sich vor...

Hallo zusammen,

ich bin Zagorka, Mitte 30 und Single. Nach dem Magenkrebs-Tod meines Vaters Anfang 2007 meldete ich mich hier im Forum an, um mich allgemein über das Thema zu informieren und mich mit Menschen auszutauschen, die sich auskennen.

Mein Vater ist seit fast 6,5 Jahre nicht mehr da, aber der Krebs ist umso präsenter. Keine 2 Jahre nach seinem Tod erkrankte meine Patentante (eine sehr enge Freundin meiner Eltern) an akuter Leukämie und starb trotz sehr guter Prognose knapp 5 Monate nach der Diagnose. Keine 1,5 Jahre nach ihrem Tod wurde bei meinem Onkel (Bruder meines Vaters) Lungen- und Rippenfellkrebs im Endstadium diagnostiziert. Von seiner Krankheit habe ich nicht viel mitbekommen, weil seine Frau und meine Mutter sich nie sonderlich grün waren und meine Tante den Kontakt zwischen den beiden Familien verhinderte. Er starb ca. 13 oder 14 Monate nach der Diagnose. Auch diverse Freunde und Bekannte meiner Eltern sowie Väter und Mütter von Personen aus meinem Freundeskreis starben in den vergangenen Jahre an Krebs. Die Leute waren im Alter zwischen 48 und 65 Jahren, nur meine Patentante schaffte "immerhin" 71. Ich kenn´ aber auch Leute, die es "richtig" geschafft haben und heute krebsfrei leben .

Der Mann meiner verstorbenen Patentante, der mein Patenonkel war, starb in der ersten Maiwoche. Er war die letzten 25 Jahre immer mal wieder krank, aber hatte nie Krebs. Wir vermuteten anfangs einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Mittlerweile sieht es ganz danach aus, dass er heimtückisch ermordet wurde.

Um ehrlich zu sein hatte ich gar nicht die Möglichkeit, um seinen Tod auch nur ansatzweise zu verarbeiten. 1,5 Wochen nach dem Vorfall fuhr ich wie jedes Jahr an einem Samstag im Mai zu meiner Mutter, weil wir uns in alter Tradition zusammen den Eurovision Song Contest anschauen wollten. Vor der Sendung erzählte sie mir von ihrer Brustkrebs-Diagnose. Das hat mich total umgehauen, denn ich hätte niemals damit gerechnet. Sie ist weder familiär vorbelastet noch fühlte sie sich in den letzten Monaten schlecht. Sie tastete sich immer wieder ab, spürte aber nie einen Knoten in der Brust. Meine Mutter war ganz normal bei ihrer Frauenärztin, sie ließ sich regelmäßig durchchecken (der letzte Termin war vor 1,5 Jahren, da wurde nichts gefunden). Diesmal entdeckte die Ärztin etwas und ließ ihr gleich einen Mammographie-Termin im Krankenhaus vereinbaren, der 2 Tage später stattfand.

Am Mittwoch vor Fronleichnam wurde ihr die Hälfte der linken Brust abgenommen. Sie hatte ein invasiv duktales Karzinom pT2, N0 (0/10), G2, R0, L1, V0, M0. Das L1 und die Größe des Tumors (3,5 cm) waren ein Schock für mich, aber wir sind optimistisch und nehmen es jetzt einfach mal so, wie es ist. Und nun wartet das volle Programm auf sie: Chemo (1 von 6 hat sie schon hinter sich gebracht), Bestrahlungen, Antihormontherapie und Reha.

Für mich ist das Ganze momentan v. a. deshalb sehr belastend, weil ich mich nicht so sehr um sie kümmern kann, wie ich das gerne hätte. Ich arbeite im kaufmännischen Bereich, bin aber als Leasingkraft immer an verschiedenen Arbeitsplätzen eingesetzt. Anfang Mai habe ich eine neue Stelle bekommen, die bis Ende des Jahres befristet ist. Leider muss ich sehr weit mit den Öffentlichen fahren, ca. 100 bis 110 Minuten in eine (!) Richtung... und das auch nur, wenn es keine Ausfälle und Verspätungen gibt. Wegen meines niedrigen Gehalts bin ich auf einen Nebenjob angewiesen, den ich zu Hause am Laptop mache. Außerdem absolviere ich ein Fernstudium, habe eine eigene Wohnung und würde gerne noch ein wenig Zeit für Privates haben, aber die ist gerade rar gesät.

Manchmal macht mich der Stress richtig fertig. Ich war 2 Jahre lang an Depressionen erkrankt und gerade erst wieder auf dem Weg zurück ins Leben, als mich diese Nachricht erreichte. Zum Glück habe ich noch einen Bruder, der mit seiner Freundin im gleichen Ort lebt wie meine Mutter (ich wohne im Nachbarort), besser verdient und angenehme Arbeitszeiten hat. Gemeinsam schaffen wir das bestimmt, denn solche Phasen machen uns stark und fördern den Zusammenhalt in der Familie .

Liebe Grüße
Zagorka

Geändert von Zagorka (27.06.2013 um 15:15 Uhr)
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