[Tiina]

Liebe Chris,
bei mir gab (und gibt) es auch immer so Wellen, in denen ich mehr weine, mehr an meine Mami denke... Und oft hatte ich auch das Gefühl, dass ich Tränen sozusagen "angeheizt" habe, indem ich sehr viel hier gelesen habe und in vielen traurigen Geschichten meine eigenen traurigen Momente nacherlebt habe.

Verwandtschaft ist bei uns sehr wenig geblieben... es gibt nur einen Bruder meiner Mami mit Familie. Ich habe von denen nach der Beerdigung auch erstmal gar nichts gehört (Geburtstag hatte ich aber nicht, da hätten sie sich wohl gemeldet!), habe mich aber auch selber nicht gemeldet. Unter anderem auch, weil ich Angst hatte, ihren Kummer aufzuwühlen, nicht wusste, wie ich mich verhalten soll... Werde ich komisch angeguckt, wenn ich "normal" bin, weil ich nicht mehr trauere? Oder erwarten sie, dass ich alles überwunden habe? "Darf" ich über meine Mami reden? Oder wird es sogar erwartet?
Ich habe mich dann überwunden und ihnen einen Brief geschrieben, in denen ich ein bißchen erzählt habe, dass ich meine Mami immer noch sehr vermisse, aber auch von Neuem bei uns erzählt habe. Daraufhin haben sie sich ganz lieb gemeldet, sie haben uns eine ganz süße Karte zum Einzug geschenkt - und waren glaube ich sehr froh, dass ich mich gemeldet habe, weil sie sich auch nicht getraut haben...

Ich kann die Enttäuschung sehr gut verstehen... Aber ich kann wirklich nur empfehlen, den Kontakt aufzunehmen (wenn man denn selber Interesse hat) - oft ist es mehr Unsicherheit als böser Wille...

Alles Liebe,
Anja