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Alt 20.01.2014, 14:43
LilSpooky LilSpooky ist offline
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Standard AW: Halbwaise als junger Erwachsener - Erfahrungsberichte

Hallo Sonnenkind,

ich hab erst seit genau 2 Wochen meine Mutter (66 Jahre) an dieser Krankheit 'verloren'. Ich selbst bin 26 Jahre alt und werde im Sommer 27...
viele deiner Fragen kann ich so direkt noch nicht beantworten, da ich ja irgendwie noch mittendrin in der Trauerbewältigung.. daher kann ich weder sagen, wie ich alles bisher bewältigt habe, noch werde.... dazu sind 14 Tage einfach zu kurz um was in dieser Richtung zu sagen.
aber dennoch versuche ich neben meiner persönlichen Anteilnahme an deinem Verlust, doch einiges bisherige mitzuteilen, die deiner Situation ähneln...

Zunächst dadurch dass wir vor ca 3 Jahren all die schrecklichen informationen bekommen haben, dass meine Mutter gar zwei Formen von Krebs hat (Rippenfell und Hautkrebs bzw Metastasierung nach einer vor 10 Jährigen Entfernung eines maligne Melanom, damals war ich gerade mal 16 Jahre) und beides nicht wirklich heilbar war, sondern alle Chancen nur der Lebensverlängerung dienten, wurde uns schon schnell bewusst, das man irgendwie die Zeit, die man hatte nutzt, oder gerade viele Dinge meiner Mutter gegenüber schönes noch ermöglicht.
D.h. vieles der Verlustfragen und wie werden die Dinge danach, habe ich mich schon während den Jahren ab und an mal gefragt...
Ich bin sogar während der Krankheitsbewältigung meiner Mutter noch nach Wien für 2 Jahre (4 Semester) um dort zu studieren...denn meine Mutter wollte auch bewusst nicht, dass ich meine Zukunftsmöglichkeiten wegen des Krebses und ihrer Gesundheit aufs Spiel setze... und ehrlich gesagt, glaub ich tat es bei uns ganz gut...denn meine Mutter und ich hatten öfters unsre 'Mutter/Tochter-Konflikte, wenn ich zu lange zu Hause war...aber durch die Entfernung war ich ihr in Rat zumindest oft näher und naja Ferien und andre freie Tage nutzte ich natürlich um zu Hause zu sein.... zudem war es laut meiner Mutter immer wieder ein ansporn für sie lange diese Krankheit durchzuhalten... und naja ein halbes Jahr hatten wir uns ja dann noch wieder ganz..da ich wieder zurück nach Hause ging, um dort in der nähe zu studieren...
mein Studium lief ganz normal und ehrlich gesagt hat es für mich persönlich und auch innerhalb der Krankheitsbewältigung eher geholfen...aber mein Studium der Theologie befasst sich auch mit so Fragen des Leids und Todes...dadurch hatte ich gar Dozenten und auch immer noch, die mir zur seite stehen in der jetzigen Trauersituation, aber eben auch Rat gaben für die Zeit...
dennoch bin ich im Moment was Konzentration angeht eher low... brauche für vieles eher etwas länger als sonst.... aber viele haben hier eben ein sehr hohes Verständnis der Dinge, daher mache ich mir meines Studiums wegen kaum gedanken...zudem werde ich 'für meine Mutter' mich mehr um die Medizinethik und Pflegeethik nun kümmern... denn das was ich mitbekam hat mich oft stutzig gemacht und mich der frage der verbesserung beschäftigt...(für Medizin selbst bin ich zu schlecht^^)
Aber es geht mir auch besser als gedacht...bin auch oft schon wieder am lachen und am rumalbern mit Freunden...denn meine
Freunde haben auch ein riesen verständnis im moment... bin echt froh sie zu haben.... zumindest die nahestehenden und alles davon mitbekommen haben...(nicht jeder Bekannte wusste von der Situation bei mir zu Hause, da meine Mutter da auch eher unoffen war)..dadurch fühlt man sich frei die Gefühle zu zulassen (von lachen bis weinen)


Meine Familie ist schon eher eine kleinere Familie... von väterlicher Seite gibt es zwar Onkels und Tanten und dadurch einen Cousin..
und ich hab eine Halbschwester mütterlicher Seite... durch die Situation rücken wir (Meine Schwester und ich) wieder etwas enger...aber möglich das es nach 1-2 Jahren wieder etwas abflacht, da wir auch einen großen altersunterschied haben...aber dennoch bin ich froh, dass ich meine Familie so habe...


Bzgl der Trauer habe ich glaub einige Schlafstörungen... denn so gut schlaf ich seit der Zeit eher nicht und da wir am Totestag um halb 3 in der Nacht vom Krankenhaus angerufen worden sind, dass wir kommen sollten und wir (Schwester+ Mann, mein Vater und ich) dort dann die halbe Nacht und den Vormittag gewartet haben, bis meine Mutter dann eingeschlafen ist bzw. den letzten Atemzug gemacht hat... ist mir das immer noch im Kopf und eben besonders am Abend bzw in der Nacht

An ein Leben nach dem Tod glaube ich schon, zumal ich meine Mutter irgendwie auch noch wahrnehme..aber wie und was das ist...dazu sagt die Theologie einiges... aber es mir noch zu früh meiner wenigen Erfahrung und Durchdenkens der Frage, sodass ich noch keine komplette Meinung dazu habe... dennoch hoffe ich eben für meine Mutter, dass sie nun an einem Ort oder in einem Zustand ist, in dem sich sich wohlfühlt und das man sich irgendwann mal wieder sieht ....


Sodele....ich hab nun viel und auch eher in Gedankenfetzen auf deine Fragen geantwortet....vielleicht hilft dir es...
ich wünsch dir noch alles gute bei deiner Trauerbewältigung und auch auseinandersetzung deiner Fragen..
wenn ich in einiger Zeit mehr in Erfahrung gebracht habe, wie ich mit meiner Trauer umgehe und was noch so passiert, melde ich mich...



LG LilSpooky
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Mama - 10.9.1947 - 6.1.2014
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