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Alt 01.04.2014, 07:30
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Sternschnubbe Sternschnubbe ist offline
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Standard AW: Mami! Warum? Du fehlst mir!

Guten Morgen meine geliebten Eltern,

ich wollte euch mal noch von meinem schönen Wochenende erzählen. Milli ist mittlerweile so groß. Sie ist so bezaubernd. Ihr erfreut euch bestimmt jeden Tag an ihr.
Lydi und ich sind nun offizielle Besitzer eures Gartens und Mitglieder im Gartenverein. Leider bin ich das erste Mal seit deinem Tod Mama auf Menschen gestoßen, die so gar kein Herz und Entgegenkommen zeigen. Der Gartenvorstand nimmt keinerlei Rücksicht auf unsere Situation! Er mault uns an, dass wenn wir den Garten behalten möchten auch fleißig sein müssen, denn der Garten sieht liederlich aus und wenn wir es nicht schaffen, sollen wir ihn lieber abgeben und ganz viel Bla. Nur damit er an seinem dämlichen Wettbewerb teilnehmen kann. Wisst ihr, er kennt euch seit 35 Jahren. Ihr wart diejenigen, die die KGA erbaut habt. Ihr habt den ersten Stein auf dem Feld gesetzt und damit den Grundstein für viele gelegt. Ihr wart 35 Jahre lang jedes Jahr fleißig. Euer Garten war immer Vorzeigegarten und uns hat er auch aufwachsen sehen. Und dann geht er so mit uns um. Das verstehe ich nicht. Aber egal, ich versuche darüber hinwegzuhören und den Garten trotzdem so zu genießen. Und sein Wettbewerb interessiert mich nicht. Es sind bestimmt Auflagen einzuhalten, das passt, aber mehr ist mir egal!
Lydi und ich hatten richtig Spaß im Garten. Wir haben erst die Rosen geschnitten, aber das wisst ihr ja. Ihr habt bestimmt mit Angst von oben zugeschaut, dass wir das ja nicht falsch machen. Aber Mami und Papi, es ist jetzt unser Garten. Wir geben unser Bestes, aber wir werden den Garten verändern. Wir haben schon genaue Vorstellungen, wie wir den Garten verändern, uns vereinfachen und trotzdem, allein dass wir den Garten behalten, ist ja in eurem Sinne. Ich weiß leider bis heute nicht und kann mir auch nicht ausdenken, was ihr über die ganze Gartensache denkt. Ich weiß nicht, was euer Wunsch wäre und wie ihr euch das vorstellt. Aber ich weiß eins, ich versuche den Garten so lange zu halten wie möglich und hoffe, dass ich ihn nächstes Jahr nicht abgeben muss. Es wäre auch viel zu schade, gerade wenn wir jetzt Veränderungen einführen und den Garten bisschen jünger und frischer, halt unserem Alter angepasst, gestalten. Ich hoffe einfach nur sehr, dass wir es schaffen! Gebt uns die Kraft, helft uns, und wenn es nur Regen schicken ist, damit uns der Garten nicht voll austrocknet. Der eine Gartennachbar hat uns auch ein bisschen Hilfe angeboten, zumindest was das Gießen angeht.
Als wir Sonntag in den Garten raus sind, hat Milli nach dir wieder gefragt Papa. Sie fragte, ob du draußen im Garten bist. Ach Daddy, ich glaube Milli vermisst dich manchmal ganz schön dolle. Sie ist zwar nie traurig, aber das kann sie ja auch noch nicht so empfinden!

Und Papa, ich muss immer wieder an das letzte Wochenende denken, als ich in der Heimat war. Es gab diese Diskussion am Samstagabend. Ich wollte, dass du mit hoch zu Lydi kommst, aber du wolltest nicht. Ich wollte dich doch einfach bei mir haben. Papa, weil ich dich lieb habe. Ich wollte dich nicht kontrollieren oder sonstwas. Ich wollte einfach bei dir sein und bei Lydi. Und dann hast du mir erklärt, dass wir nicht immer soviel Zeit verbringen können. Dass wir unser eigenes Leben haben und auch dass die gemeinsamen Mahlzeiten reduziert werden müssen. Ich habe ich damals nicht verstanden und fand es total komisch. Ich verstehe dich auch jetzt nicht, aber ich denke zu wissen, warum du so gesprochen hast. Ach Papa, ich konnte es da noch nicht wissen. Aber ich hätte es an dem Wochenende zu gerne schon gewusst, vielleicht hätte man doch helfen können.
Ach Papilein, ich verstehe deine Entscheidung und bin wirklich nicht sauer auf dich, und trotzdem hätte ich es zugern anders gehabt, und versucht entgegen zuwirken.

Ihr beide fehlt mir so ungemein. Ihr fehlt mir bei so vielen Kleinigkeiten und jetzt schon so extrem auch in Zukunft. Man malt sich so schöne Bilder und dann muss ich euch einfach daraus radieren, weil ihr nicht mehr da seid!

Ich merke in letzter Zeit viel und häufig, dass sich meine Werte- und Interessenvorstellungen gewandelt haben. Ein kleines Beispiel: Shoppen und Klamotten! Es interessiert mich nicht mehr. Zugern bin ich losgezogen und wollte alles haben. Oder habe meine Pausen genutzt und das Internet nach Schnäppchen durchforstet. Und nun? Nun muss ich mich zwingen mir eine neue Hose zu kaufen, weil ich eine brauche. Lande ich auf den Abschnitt „Oberteile“ ist es langweilig, weil ich ja genug im Schrank habe. Das hat mich aber nie interessiert und nun ist es mir egal…. Und diese Kleinigkeiten ziehen sich durch mein ganzes Ich.
Aber irgendwie ist es auch nicht schlimm… Beim Essen ist es übrigens genauso. Jede Wurst, jeder Käse, ist doch alles gleich. Habe ich alles schonmal probiert, es „inspiriert“ mich nicht mehr, um es mit deinen Worten zu sagen Papa.


Ach Mami…. Ach Papi… …. Ich liebe euch so sehr.
Aber ihr fehlt mir. Jeden Tag. Bei jeder Kleinigkeit. Bei jedem Blick nach vorn! Bei jedem Plan, den ich anfange zu schmieden…
Das Leben hat seinen Reiz verloren, seit es euch nicht mehr gibt!
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Die Trauer hört niemals auf,
sie wird ein Teil unseres Lebens.
Sie verändert sich und wir verändern uns mit ihr.


Mami
am 06.02.1958 geb.
Diagnose Leukämie: am 26.08.2013
ein Engel seit dem 20.09.2013

Papi
am 06.03.1956 geb.
tödlich verunglückt und
ein Engel seit dem 03.02.2014

Ihr fehlt mir
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