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Alt 13.06.2014, 11:24
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Mein Vater, was ist mit ihm los?

Hallo Barbara,

zunächst mal: du hast deine Mutter verloren. Dafür mein tiefes Mitgefühl. Dein Vater hat seine Frau verloren. Das ist per se ein riesiger Unterschied, obwohl es sich um den gleichen Menschen handelt. Ich glaube kaum, dass du als Tochter die Beweggründe für sein jetziges Handeln einfach so nachvollziehen kannst. Da hilft nur reden, erzählen und, vor allem, zuhören. Niemand kann sehen, was im Kopf, in der Seele des Anderen letztendlich im Detail vor sich geht.

Seine Trauer: "nicht mal ein Jahr". Es gibt keinen Zeitrahmen für die Trauer, den man erfüllen müsste. Manche brauchen Jahre, andere sind schneller, einige schaffen es nie.

Wie gesagt: da hilft nur miteinander reden, reden, reden.

Prostatakrebs und seine Folgen einschließlich der Behandlung können eine sehr starke Wesensänderung hervorrufen bis hin zum völligen Umdrehen der Persönlichkeit. Nicht immer, doch oft. Der Erkrankte selbst hat darauf wenig Einfluss, er braucht dann Hilfe von außen. Nach dem, was du geschrieben hast, habe ich das Gefühl, er wurde mit seinen Problemen ziemlich alleine gelassen. Es gibt sicherlich Hilfe, doch meist ist da auch Eigeninitiative gefragt. Durch den Erkrankten selbst und ebenso durch seine Angehörigen. Es genügt nicht, nur zu erdulden. Was übrigens bei jeder Krebsart zutrifft (Diktatur der Krankheit). Vielleicht haben auch seine Ärzte in dieser Hinsicht in der Vergangenheit versagt. Das ist nun kein Vorwurf, nur meine Einschätzung. Du kannst mich gerne berichtigen, wenn ich damit falsch liege.

Die Vergangenheit ist nicht mehr zu ändern. Doch auch jetzt kannst du noch viel tun. Gegenseitiges Verständnis ist ganz wichtig. Dein Vater sollte wissen, was sein derzeitiges Verhalten bei dir auslöst und umgekehrt kannst du versuchen, seine tatsächlichen Beweggründe zu erfahren. Deine Idee mit dem Psychologen finde ich gut. Vielleicht braucht er auch zusätzliche medikamentöse Hilfe und das nicht nur, was die Psyche betrifft.

bei euch zusammen. Das wird bestimmt nicht einfach. Ich wünsche euch ganz viel Liebe und Verständnis füreinander.

Liebe Grüße,

Helmut
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Geändert von gitti2002 (19.10.2014 um 00:58 Uhr)
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