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Alt 15.11.2014, 11:06
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

tut mir leid, dass es Deinem kleinen Hund so schlecht geht. Ich denke, es ist sehr schwer für Dich zu sehen, wenn sie sich so quälen muss. Auch Verlustgedanken schleichen sich bestimmt ein, die man auch nur schwer etragen kann! Daher hoffe ich, dass ihr es nun mit der Renntier-Diät hinbekommt und sie schnell wieder ohne Schmerzen durchs Leben laufen darf und vor allem Dich unterstüzten und ablenken kann!

Wir werden auch gerade auf eine harte Probe gestellt. Nicht nur, dass wir meine Mama letztes Jahr verloren haben, nun haben sie vor wenigen Tagen auch in unser Elternhaus eingebrochen und viele Erinnerungsstücke mitgenommen. Wie kann man nur so böse und schlecht sein und das Eigentum anderer Menschen stehlen! Nun werden wir gezwungen, das Haus aufzuräumen und für die Vermietung bereit zu machen. Wir dachten, wir hätten vielleicht noch den nächsten Sommer, aber es scheint einfach zu gefährlich zu sein, dass Haus unbewohnt zu lassen. Ich bin sooooo traurig, da ich nun meinen Rückzugsort verliere, an dem ich immer genug Zeit zu trauern hatte, aber auch mir noch irgendwie ein wenig Nestwärme abzuholen konnte. Aber weisst du was? In der Nacht, bevor ich über den Einbruch benachrichtigt wurde, habe ich das 1. Mal von meiner Mama geträumt. Sie war wieder da und kam einfach so in meinem Elternhaus die Treppe herunter. Das war heftig! Meine Schwester und ich haben es als Zeichen dafür gedeutet, dass sie uns sagen wollte, dass wir nun anfangen müssen...

Ich kann gut verstehen, dass Du noch immer jeden Tag zum Friedhof gehst. Mir fehlt das sehr. Wenn wir nun das Haus vermietet haben, dann werde ich noch seltener dorthin fahren. Der Gedanke daran macht mir das Herz wirklich schwer...

Die kleinen Dinge werfen mich auch oft um. Und so wie Dir, geht es mir auch. Es gibt Tage, an denen fühle ich mich ganz gut und ich das Leben hat eine Art Normalität. Aber das ist auch gut so Nina und ich glaube nicht, dass Du Dich deshalb schlecht fühlen musst, denn so nimmt sich unser Körper Regenerationszeit von der Trauer und dem dadurch verursachten körperlichen Stress. Anders könnten wir gar nicht weitermachen und ich glaube, Dein Papa und meine Eltern freuen sich sogar, wenn wir mal wieder ein paar "gute" Tage haben, ohne das wir sie so ganz schrecklich vermissen. Es würde ihnen wahrscheinlich schlechter gehen, wenn sie merken würden, dass wir nicht klarkommen. Wo immer sie auch sein sollen.

Weihmachten. Für Euch ändert sich dieses Jahr durch den Verlust Deiner Oma schon wieder etwas. Das ist schrecklich und hätte ruhig noch etwas warten können. Ich kann so gut verstehen, dass Du/Ihr keine Lust habt zu Deiner Tante zu fahren. Wir waren letztes Jahr am 1. Weihnachtstag bei den Eltern meines Schwagers und ich habe mich sooo verloren gefühlt. Sie haben wirklich versucht es schön zu machen und sie haben sich so gefreut ihre beiden Enkel und beide Söhne um sich zu haben - was ich auch verstehen kann - aber mir hat das nicht so gut getan. Ich kam mir auch vor wie ein Zaungast und musste wie immer gute Miene zum bösen Spiel machen. Ich hoffe sehr, das mir das dieses Jahr erspart bleibt. Am liebsten würde ich mich da komplett rausschalten, aber das kann ich meiner Schwester nicht antun, da ich weiss, dass es ihr bei der ganzen Familiensache genauso geht...Weihnachten wird eben nie wieder so sein wie es einmal war und es dauert wohl, bis man das akzeptiert hat...

Ich habe ja auch noch im Dezember Geburtstag und meine Tante, die Schwester meiner Mama, hat einen Tag vor mir Geburtstag. Da wir beide einen Runden habe, hat sie uns übers We in ein sehr, sehr schönes Hotel eingeladen, wo wir richtig entspannen und es uns geht gehen lassen können. Am Anfang habe ich mit meiner Zustimmung gehadert, da auch hier wieder eine ganze Familie auf meine Schwester und mich trifft und ich dachte, ich halte das nicht aus, wenn meine Eltern nicht dabei sein dürfen. Aber meine Tante und mein Onkel haben meinen jüngsten Cousin, er war gerade 22 Jahre, auch schon verloren. Wir werden also alle nie wieder komplett sein und ich denke, alle werden die drei an diesen beiden Tagen sehr vermissen. Hört sich total doof an, aber ich komme besser damit klar, dass nicht nur meine Schwester und ich Verluste erlitten haben. Und meine Tante hat ja auch noch dazuhin ihre Schwester verloren. Wenn ich Dir das so schreibe, ist es furchtbar, was man schon alles erlebt hat. Wir sind doch eigentlich noch viel zu jung dafür. Was wieder die Frage nach der Gerechtigkeit aufwirft. Ich habe gestern im INternet die Geschichte eines Mannes gelesen, der seine Frau bei der Geburt seines Sohnes und seinen kleinen neugeborenen Sohn 6 Tage später verloren hat. Wie schrecklich ist das denn bitte? Und muss man dann froh sein überhaupt leben zu dürfen und seine Eltern doch mehr als 30 Jahre bei sich gehabt zu haben? Wahrscheinlich ja, aber wirklcih trösten tut mich dieses auch nicht.

Liebe Nina, viel Text und nicht wirklich aufmunternde Worte, die ich Dir geschrieben habe. Aber ich wünsche Dir sehr, dass es Deinem Hund schnell wieder besser geht und du die Vorweihnachtszeit zusammen mit Deiner Mama einigermaßen hinbekommst.

Ich hoffe, bald von Dir zu hören, vielleicht können wir die Weihnachtszeit ja zusammen meistern! Alles Liebe und Drück Dich ganz fest zurück!

Tina
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