Einzelnen Beitrag anzeigen
  #15  
Alt 29.11.2014, 21:00
Benutzerbild von Jule66
Jule66 Jule66 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.07.2009
Ort: Region Hannover
Beiträge: 4.025
Standard AW: Chemo ablehnen?

Hallo Davinci,

bisher hatte ich mich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, bei der Frage nach Chemo ja oder nein, meinen Senf dazu zu geben, zurückgehalten, aber nun , nachdem Du einiges mehr über Deine Tumorformel geschrieben hast, muß ich nun doch...was für ein Satz

Also es ist ein Luminal B mit einem ziemlich hohen Ki67, also ein ziemlich aggressiver Tumor, trotz der hohen Hormonabhängigkeit.
Vom Profil her ganz klar eine Empfehlung zur Chemo, zumal Du mit 37 Jahren noch recht jung bist.

Ich war zum Zeitpunkt 42 Jahre jung, also auch nicht viel älter und hatte- alleinerziehend- meine Kinder (damals 13 und 14 Jahre alt) zu versorgen.
Bei mir war klar, Chemo muß sein. Triple negativ, befallene Lk, dafür war der Ki67 mit 25% um einiges niedriger.
Zu keinem Zeitpunkt hatte ich Zweifel, dass ich die Chemo machen muß, gerade meinen Kindern zuliebe.
Und: es hat sich gelohnt, ich hatte eine Komplettremission
Das Ganze ist nun 5,5 Jahre her- für TN eine sehr gute Bilanz, man ist damit nah am rettenden Ufer.

Meine Haare sind wieder lang, mir gehts gut.
Und ich habe die Gewißheit, alles getan zu haben.(Ich hatte sogar um eine noch härtere Chemo (ETC dosisdicht) gebeten, aber das wurde abgelehnt.)
Mir war alles recht, ich wollte alles auf mich nehmen, bloß das dieser SchxxxKrebs nicht wieder kommt.

Und er ist nicht wieder gekommen.
Dafür bin ich jeden Tag dankbar.
Mein Leben hat sich verändert, ich habe meine große Liebe gefunden und bin dafür 300km von Köln und meinen mittlerweile erwachsenen Kindern weggezogen.

Ich nachhinein: mir ging es ehrlich gesagt ca. 1 Jahr beschxxx- das lag aber nicht unbedingt an der Chemo, ich hatte auch schwere Aufbau-Op`s im Anschluß.
Nach 1 Jahr bin ich wieder arbeiten gegangen, das Leben hatte mich zurück.

Was ist 1 Jahr, wo man die Zähne zusammen beißen muß, wenn man dafür dann viele gute Jahre hat?
Natürlich hatte auch ich keine Garantie dafür, aber ich für mich wußte, wenn ich das Biest ( Krebs) nur hart genug rannehme, dann kann ich es schaffen.

So muß halt jeder für sich entscheiden.
Aber...wenn ich Du wäre- na, ich täts wieder so machen.

Noch etwas zu abgebrochener Chemo: ganz so egal, wie hier einige glauben, ist es nicht, ob man 3 oder 6 Chemos macht.
Die Chemo-Regimes sind natürlich in Studien überprüft worden.
So gab es Studienarme, die machten 8 mal TAC und welche die machten nur 6 mal TAC.(Die 8 hätte ich auch nicht geschafft)
Aber so konnte man eben sehen, dass 6 mal ausreichen.
Zitat:
Zitat von Kirana
Ich bin mittlerweile in der dritten Chemo angelangt, aber ich halte mir immer das Hintertürchen offen, dass, wenn die Nebenwirkungen zu stark werden, ich sie jederzeit abbrechen kann.
Wobei 3 mal echter Blöxxx sind. Die Haare sind sowieso weg, die Schleimhäute kaputt und dann tummeln sich womöglich trotzdem noch böse Zellen herum, die mit 3 mal eben nicht erfasst wurden. Dann kann man es auch ganz lassen. Es müssen im Idealfall alle Zellen erwischt werden, nicht nur ein paar.
Also ganz so locker kann man das nicht sehen.

Aber gut, dass muß jeder selber entscheiden und mit dieser dann leben.

Ich wünsche Dir die für Dich richtige Entscheidung.

Liebe Grüße, Jule
__________________
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will."
Albert Schweitzer
Mit Zitat antworten