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Alt 17.12.2014, 10:55
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bergmädel bergmädel ist offline
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Standard AW: Trauer und Mut zum Kämpfen - Mutter und Tochter

Liebe Mohnblume,

meine Mutter erkrankte 2010, das war acht Jahre nach meiner ersten Diagnose. Ich kann mich gut an die Gefühlsvermischungen erinnern, die durch meine eigene Diagnose und die Angst um meine Mutter entstanden. Am Schwersten fiel es mir, nichts tun zu können, wo ich sie doch so gerne vor allem beschützt hätte.
Statt dessen wurde ich durch die Erkrankung meiner Mutter in der Form geschützt, dass dadurch meine Zweiterkrankung in einem sehr frühen Stadium entdeckt wurde (Kontaktaufnahme Zentrum f. familiären BK --> Gentest--> vorgezogenes Mamma-MRT--> dadurch Diagnose).

Du schreibst, dass es dir sehr schwer fällt, den Mut nicht zu verlieren, weil du dich deiner Mutter sehr ähnlich fühlst. Trotz der sachlichen Gedanken dazu. Das kann ich gut verstehen.
Meine Mutter lehnte bis zwei Tage vor ihrem Tod im Oktober 2012 jede ärztliche Behandlung ab. Das macht es mir natürlich auf der sachlichen Ebene sehr leicht, mich vom Ausgang ihrer Erkrankung zu distanzieren, weil mein Weg ein ganz anderer war. Daneben gibt es aber eben auch noch diese andere Ebene zwischen ihr und mir, die ich mit Worten auch schlecht beschreiben kann. Aber es hat etwas mit Verbindung zu tun, und ich glaube, dass das auch die Angst anfeuern kann, dass wir auch in der Erkrankung parallel unterwegs sind.
Mir hilft dann der Gedanke sehr, dass meine Mutter NIEMALS für mich gewollt hätte, das ich ihr folge.
Auch ich trauere noch sehr um meine Mutter. Wenn es manchmal ganz schlimm wird und ich das Gefühl habe, keine Luft mehr zu bekommen vor Sehnsucht, weiß ich in dem Moment wenigstens eins: Es wird wieder besser. Es ist wie mit der Angst.

Viele liebe Grüße!
Sandra
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Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.

Rilke
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