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Alt 12.08.2015, 10:15
Wind Wind ist offline
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Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Und täglich grüßt das Murmeltier … oder wie war das?
Gestern war nach drei Wochen Urlaub endlich mal wieder der eigentliche Palliativarzt da und nicht seine Vertretung. Er hat sich mit Mama hingesetzt und ist genau mit ihr durch den Befund gegangen. Aber letztendlich hat er auch nichts anderes gesagt, wie ich auch schon herausgelesen hatte. Es sieht nicht gut aus … keine Überraschung.
Er hat dem Papa in die Augen geschaut und gesagt, dass sie jetzt gelb werden. Noch nicht so arg, aber doch schon deutlich sichtbar. Papas Haut ist ok, aber da sagt die Mama ja immer, dass er in letzter Zeit immer ganz furchtbar gelb wäre, wenn er auf den Toilettenstuhl bewegt werden muss. Also immer, wenn er hochkommt. Danach schläft er sofort und dann ist die Haut wieder normal.
Die Thrombosespritzen … es werden keine gegeben. Mama hat mit dem Arzt gesprochen und der sagte auch, dass er es in der Phase, in der der Papa ist, absolut verantworten könne, keine mehr zu geben. Es würde keinen Unterschied machen. Und wenn Papa und Mama es nicht wollen, ist es völlig in Ordnung. Dafür bleibt aber die Lymphdrainage nun doch bestehen. Es hat dem Papa immer so gut getan ein bisschen betüttelt zu werden und warum solle man nun damit aufhören. Es wird nichts verschlechtern oder beeinflussen, was nicht eh schon da ist und so kann vielleicht das Wasser aus den Beinen noch ein wenig abgeleitet werden.
Tabletten bekommt der Papa jetzt auch keine mehr. Seit ein paar Tagen schluckt er sie nämlich nicht, sondern zerkaut sie und stopft sie sich in die Backen. Mama ist kurz vor dem Verzweifeln gewesen. Aber jetzt bekommt er keine mehr. Der Arzt sagt, es ändert auch hier nichts.
Von Papas Allgemeinzustand war der Arzt sehr erschrocken. Mama fragte ihn, was er denkt und da lächelte er und sagte, beim Papa würde er sich hüten Prognosen abzugeben. Er hätte damals im Oktober, als er in die Betreuung einstieg, schon gedacht, er macht das bei uns maximal zwei bis drei Wochen und nun wäre er immer noch dabei. Aber was er gesagt hat, war, dass Papa wohl aller Wahrscheinlichkeit an Leberversagen sterben wird und dass er sich dem Ende zubewegt. Das es langsam immer schlechter werden wird, aber auch, dass er glaubt, dass es noch ein wenig Zeit hat.
Mama hat jetzt auch Verbot bekommen, ihn hochzuheben. Sie hievt ihn ja immer irgendwie auf den Toilettenstuhl und das schafft sie nun aber nicht mehr. Papa kann nicht mehr mitarbeiten. Die Palliativschwester, die auch im Pflegedienst arbeitet, sagte, dass der Papa jetzt soweit ist, dass selbst Pflegekräfte ihn nicht mehr hoch bewegen würden. Und der Arzt hat der Mama ein Hebeverbot ausgesprochen, weil sie selbst am Ende ist. Ihr tut alles so furchtbar weh, sie kann nicht mehr schlafen, sich selbst kaum noch bewegen.
Jetzt sind also wieder die Windeln dran.

Aber noch ein lustiges Guddi zum Schluss: Mamas Freundin hatte gestern 48.Hochzeitstag. Mama wurde etwas wehmütig und sagte zum Papa, dass sie ihren 48. wohl nicht mehr erleben werden. Was antwortet Papa? „Wieso? Wo willst du denn sein? Ich feier!“ Abends erzählt sie es mir am Telefon und ich sage dann zu ihr, sie solle dem Papa sagen, wie recht er hat und das ich auf jeden Fall auch zum feiern komme. Und da hat er gelächelt. Mama sagte, zum ersten Mal seit drei Wochen hat er dieses verschmitzte Papa-Grinsen im Gesicht gehabt und das hätte ihr so gut getan. Und solche kleinen Momente geben uns gerade so viel Kraft. Nur darum können wir hier so weitermachen.
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