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Alt 10.12.2015, 14:17
Lucy03 Lucy03 ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat BSDK

Hallo ihr!

Jetzt merke ich erst wie schlimm diese Krankheit ist. Ihr könnt euch nicht vorstellen was ich die letzten Tagen mitgemacht habe. Ich bin durch die Hölle gegangen 😢
Mein Papa hat ja seit einigen Wochen immer mal starke Rückenschmerzen. Dann setzt er sich kurz hin und es geht wieder. Schmerzmittel vom Arzt brachten bisher gar nichts. Am Samstag dann war der Supergau. Papa hatte extreme Schmerzen, konnte kaum laufen. Mama und ich haben ihn ins Krankenhaus gebracht, er wurde stationär aufgenommen. Sie wollten nochmal CT und Ultraschall machen und ein Schmerzmittel finden was ihm hilft. Sind dann erstmal nach Hause gefahren. Wir waren so durcheinander und sahen Papa in Guten Händen.

Am Sonntag bin ich mit Mama wieder ins Krankenhaus.... und dann lag Papa da. Regungslos auf dem Rücken, konnte sich nicht aufrichten, hatte ein schmerzverzerrtes Gesicht, konnte kaum sprechen 😢er war blass, eingefallen, er konnte so grade einen Arm heben, er hatte solche extremen Schmerzen, es war so ein schlimmes Bild 😢 ich dachte er stirbt in den nächsten Stunden....
Die Schwester brachte einen Tropf nach dem anderen, immer mit anderen Schmerzmittel, aber nichts schlug an. Noch dazu war die Schwester extrem frech (sie würde Papa ansehen dass die Mittel wirken, er wäre nur high von den Medikamenten. Sie hätte Erfahrung und würde es den Patienten ansehen dass es besser geht und wir würden übertreiben). Mama ist fast die Wände hochgegangen. Nachdem sie selbst im Krankenhaus rumlief und einen Arzt suchte (sehr schwierig an einem Sonntag &#128551 wollte sich dieser höchstpersönlich darum kümmern. Ich bin nach Hause gefahren,ich konnte mir das nicht angucken, mir wurde schlecht, schwindelig, zu hause musste ich mich übergeben. Papa war so sehr am Leiden, ich wusste nicht dass ein Mensch überhaupt so leiden kann. Und Papa ist ein sehr starker Mensch, der normalerweise nie Schwäche zeigt. Ich dachte alles ist aus. Meine Welt brach abermals zusammen.

Montag fuhr ich wieder ins Krankenhaus. Und was soll ich sagen.... Papa lag noch genauso regungslos da!😢 es war zum verrückt werden. Mittlerweile hatte er 3 Tage nichts gegessen und auch kaum getrunken und hat in den Tagen 4 kg abgenommen. Ich bin dann ins Ärztezimmer gerannt und hab unter Tränen gebrüllt "wenn sie meinem Vater jetzt nicht seinen verdammten Schmerz nehmen, reiß ich gleich die Hütte ab und laufe danach Amok!" Plötzlich ging alles ganz schnell. Papa kam an eine Schmerzpumpe mit 5mg Morphium. Dann war er 5 Minuten super beduselt, laberte nur Blödsinn, setze sich auf - und plötzlich war der Schmerz komplett weg. Echt Wahnsinn. Eine Stunde später hat er ne Kleinigkeit gegessen. Er sagte er sei sehr müde. Also fuhr ich nach Hause.

Dienstag fuhr ich mit weichen Knien ins Krankenhaus. Was wird mich heute erwarten? Ich öffnete seine Zimmertür, er saß auf seinem Bett und war am lesen. Als er mich sah sprang er auf und umarmte mich. Alles war wie immer. Aber die Pumpe war ab??
Über die Pumpe haben die Ärzte die Dosierung herausbekommen und nun hat Papa seit Dienstag mittag ein Schmerzpflaster. Und er ist schmerzfrei. Und er isst! Er ist wie immer, es steigt ihm nicht in den Kopf und er macht wieder seine bescheuerten Witze :-) ich konnte es nicht glauben wie er da durchs Zimmer flitze, rasierte sich im Bad, wollte raus an die Luft und spazieren gehen (durfte er leider noch nicht). Er muss dann alle 3 Tage dieses Pflaster wechseln. Aber wenn es ihm hilft dann bin ich froh.
Gestern hat Papa ein Brötchen gefrühstückt, zu Mittag ein Stück Kuchen und abends ein Teller Suppe und Joghurt. Das ist sehr viel für seine Verhältnisse. Leider kamen die Schmerzen wieder, diesmal aber nicht so stark. Deswegen probieren die Ärzte noch ein anderes Pflaster aus damit er komplett schmerzfrei ist.
Heute gegen 15 Uhr wird er seine erste Chemo bekommen. Danach darf er dann endlich wieder nach Hause. Aufgrund der Schmerzen die erstmal in Angriff genommen werden mussten konnten wir noch keine Chemo beginnen.
Ich habe solche Angst vor der Chemo, gleichzeitig freue ich mich dass Papa nach hause kommt und dass er was ausprobiert. Aufgrund schlecher Leberwerte (wahrscheinlich ausgelöst durch die vielen Schmerzmittel) wird er eine andere Kombi bekommen.
Gemcitabine und nab-Paclitaxel sollte es eigentlich sein. Jetzt wird er Gemcitabine und Erlotinib bekommen.
Ich bete dass Papa keine Nebenwirkungen hat und dass der Tumor gebremst wird.

Ich weiß jetzt wie nah Himmel und Hölle beieinander sind. Ich weiß wie nah Verzweiflung und Hoffnung liegen. Ich weiß was für extreme schmerzen möglich sind. Ich weiß was der Körper alles aushalten kann. Ich weiß dass man selbst was tun muss damit einem geholfen wird.
Das CT hat übrigens bisher nur ergeben dass es keine Knochenmetastase ist, wie sie vermutet haben.

Ich musste mir nur den Frust von der Seele schreiben. Danke fürs zuhören. Ich bin selbst noch ganz durcheinander.

Ich hoffe dass wir jetzt gemeinsam Weihnachten genießen können!
Ganz liebe und hoffnungsvolle Grüße!
Jana
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