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Alt 17.07.2016, 21:20
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Standard AW: Verdacht auf BK

Hallo

Natürlich bist Du angespannt, wie solltest Du das nicht sein? Ich finds btw absolut SUPER, dass Du einen derartig winzigen Tumor getastet hast. Was für ein Glück!!! Stell Die vor das blöde Mistvieh wäre noch monatelang weiter gewachsen. Hoffe Du bist stolz auf Dich!

Also: Mit den Satelliten kenne ich mich nicht aus, das hatte ich nicht. Ich habe aber schon häufiger gehört, dass dann großflächiger operiert - teilweise die Brust abgenommen werden muss. (Leuchtet ja ein und passt zu dem, was man Dir gesagt hat). Ich vermute (VERMUTE!!!) dass sie deshalb auch auf jeden Fall erst operieren wollen. Dass sie bei Dir "nur" 2cm Saum schneiden wollen, klingt daher in meinen Ohren erstmal nach "den Umständen entsprechend gut operabel", also "ganz gut". Das ist doch was.

Frag das beim nächsten Termin, die Ärzte wissen das.

Meine Schwiegermutter (wenn Du MICH für tough hältst, solltest Du sie mal hören! - Sieht aus wie die Großmutter aus dem Märchenbuch und steckt an toughness jeden in die Tasche!!) erzählte, sie habe damals vor der OP direkt verlangt und unterschrieben, dass "just in case" Ablatio erfolgen solle, falls es doch großflächiger befallen ist, als gedacht. Da würde ich an Deiner Stelle auch nach fragen. Was hilfts? Sie wecken Dich auf, sagen "Sorry, muss sein." Du sagst:"Muss?" Sie sagen "Ja" - Du unterschreibst... Zusätzliche OP für diese Frage? - Erscheint mir Quatsch, Schwiegermutteransatz erscheint MIR vernünftig, würde ich versuchen vorher zu besprechen.

Ich bin wie gesagt noch nicht operiert. Aber mein AUfklärungsgespräch vor Port-Implantat und Wächter-Lymphknotenentnahme war Mist. Eine junge gestresste Assistenzärztin ratterte ein paar Punkte herunter, rollte genervt die Augen als ich Fragen hatte und behandelte das Ganze wie eine Kleinigkeit.
Als ich aufwachte, hatte es Komplikationen gegeben, ich lag statt einer Nacht über ne Woche im Krankenhaus, bekam Morphine, meine Achsel war komplett taub und ich hab mich ganz furchtbar erschreckt. Dabei war "eigentlich" alles halb so wild: Die Lymphknoten waren frei, die Komplikation war gut heilbar, das Taubheitsgefühl in der Achsel hat jetzt (4 Monate danach) schon merklich nachgelassen. - Es wäre halt nett gewesen, man hätte mich vorgewarnt, anstatt immer nur "Wird schon nicht" zu sagen. Hab mich so ausgeliefert gefühlt...

Also: Fragen-Zettel schreiben und nicht mit "Ach jetzt machen Sie sich nicht so`n Kopf" abspeisen lassen, wenn Du etwas wissen willst!!!



Wie`s mir geht? Hmmm... "besser" würde ich sagen. Den ersten Teil der Chemo habe ich miserabelst vertragen. Bin froh, dass das vorbei ist. Die Ärzte waren selbst ganz "WAS haben SIE??? Das ist UNGEWÖHNLICH!!! Also SO WAS!!!"
Den jetzigen Teil vertrage ich, wie man anscheinend "normalerweise" in der heutigen Zeit eine Chemo verträgt. - Irgendwas hat jeder. - Bei mir sind es leichte Übelkeit, Sodbrennen, Probleme mit dem gesamten Verdauungstrakt und Erschöpfung.
Mein Tagesablauf ist darauf ausgerichtet und wirklich STINKLANGWEILIG, ich glaube etwa wie der Tag einer rüstigen 90jährigen.
An guten Tagen frühstücke ich, mache ein bisschen was im Haushalt, kaufe ein und koche frisch (immer frisch kochen, Fertiggerichte usw. gehen GAR NICHT!!!) Mittagsschlaf, Spaziergang, Couch, Abendessen, Couch, Badewanne, Bett.
Einmal die Woche ist zZt Chemo. Da holt mich morgens das Taxi, fährt mich ins Krankenhaus. Während der Chemo werden Hände und Füße gekühlt. Das ist insofern lästig, als die Medikamente mich sehr müde machen, ich so aber natürlich nicht schlafen kann. Taxi zurück. 3 Bissen essen (stelle ich mir vorher hin, damit es schnell geht, an Chemo-Tagen kann ich nicht kochen). Ab ins Bett. Dann schlafe ich 3 Stunden wie ein Stein. Wenn ich aufwache, gibt es "richtig" was zu essen, danach fährt der Kreislauf dann hoch und ich bin total hibbelig. Mein Mann versucht dann zu Hause zu sein, dann gehen wir zusammen etwas raus... (leider kann ich mich ganz schlecht einschätzen, so dass wir nicht zu weit gehen dürfen. Es ist immer ganz plötzlich genug.) An diesem Tag unbedingt früh ins Bett, denn am nächsten Morgen - ich kann die Uhr danach stellen - endet die Nacht für mich um 4 Uhr. Das ist das Cortison... An diesem Tag bin ich zu nichts zu gebrauchen. Kreisende Gedanken um jeden Müll, komme nicht zur Ruhe, bin aber auch zu erschöpft um irgendwas zu schaffen. So surfe ich sinnlos durchs Internet oder schlage den Tag irgendwie tot. Das war`s dann auch schon fast. 2 Tage später schwächelt die Psyche. Da hab ich einfach die Schnauze voll, bin wehleidig und nörgelig und man kann mir nichts recht machen - gelegentlich gipfelnd in einem "richtigen" Moralischen - so mit heulendem Elend und Selbstmitleid und 20 Mal "Es tut mir alles so schrecklich leid, Du hast was besseres verdient... Ich wollte das alles nicht..." sagen. Und mein Mann muss dann etwa 25 Mal "Aber ich liebe Dich doch. Und wir schaffen das doch zusammen. Und Du wirst doch gerade gesund. Und ich will doch nirgendwo anders sein. Und sieh mal, was wir schon geschafft haben!" antworten. Und nach der 25. Wiederholung und dem 3. Taschentuch atme ich tief durch. Weiß wieder, dass er Recht hat. - Und wir gehen die nächste Woche an...

Du siehst (hoffentlich?) - eine Chemo (falls Du denn eine bekommen solltest) ist nicht besonders spaßig, aber wenn das was ich hier habe eine der 1000 Ausprägungen des "Normalfalls" ist (Wie mir die Ärzte versichern!!!) wirklich wirklich gut zu schaffen. Die erste Chemo-Hälfte war bei mir ECHT ÄTZEND. ABER ich hab sie durchgestanden. Und sie hat SUPER angeschlagen. Alle erwarten, dass ich nächstes Jahr gesund bin. Was sind dagegen schon 3 scheußliche Monate?

Eulchen, was ich zu sagen versuche: Ich halte nichts davon die Lage schön zu reden. Wenn die Ärzte schon "höchstwahrscheinlich" sagen, meinen sie das auch... aber eine Brustkrebsdiagnose ist heutzutage beileibe kein Todesurteil mehr.
Die Heilungschancen sind wirklich gut!! (Durchschnittlich etwa 80%, meine z.B. nochmal ordentlich besser!!!)
Natürlich ist es Sch*** und nein, es macht wirklich keinen Spaß. Aber der Weltutergang? - Hand aufs Herz: DER sieht anders aus.

Ich schaffe das, Du schaffst das, wir schaffen das. Ärmel hoch, Schaufel her und ran an den Sch***!!!
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