Liebe Annie und ihr alle,

Mir geht es oft sehr ähnlich: die Angst würgt mich. Manchmal schleichen sich Gedanken ein wie: neues Fahrrad für mich? Lohnt nicht! Obwohl bereits 50, hatte ich immer das Empfinden: alle möglichen Türen stehen mir offen – wenn ich nur will. Nun hat das Wort „ZUKUNFT“ für mich nichts goldenes mehr.

Aber: inzwischen gelingt es mir zuweilen zu sehen, dass es eigentlich zunächst nur um HEUTE geht. Heute will ich mir möglichst sinnvoll, schön und entspannt gestalten. HEUTE werde ich Dinge tun, die mir gefallen, und möglichst Leute und Situationen meiden, die mir nicht gut tun. Morgen ist morgen dran. Andernfalls würden mich neben meiner Krankheit die Sorgen um das Aufwachsen meines Sohnes, um meine berufliche Situation und die finanzielle Lage ersticken und ich fürchte, ich würde echt depressiv werden. So entscheide ich mich für eine Sichtweise, die ich früher für oberflächlich gehalten hatte - und es geht mir besser.

Und wenn ich mir den Tag HEUTE betrachte: zwar tut mir der Arm etwas weh, zwar gehe ich zur Bestrahlung und hole mir davor die erste Mistelspritze ab – aber die Sonne scheint hier im Norden, die Äpfel leuchten am Baum und ich versuche mich später an
Quitten–Apfel–Fliederbeer-Marmelade, bevor ich mit meinem Sohn Englisch-Vokabeln pauke. Gestern ist mir ein „Kalter Hund“ aus meinen Kindertagen gelungen (Schoko-Keks-Kuchen) und auch die Walnuss-Schnitten, die mein Mann so liebt. Dazu kommen die Naschereien der gestrigen Halloween-Tour der Jungs (ich als Wachhund immer hinterher) – also nostalgische Kaffee-und-Kuchen-Schlacht am Nachmittag.

Früher hatte ich keine Zeit für so was. Also ist mir eigentlich das, was da ist sowieso wichtiger, als das was kommen könnte und darum will ich keinesfalls versäumen, es zu genießen. In dieser Woche kommt mein tolles Alu-Rad mir Vollfederung und und und.....

Klingt gut nicht? Gelingt leider nicht immer – aber immer öfter!

Alles Liebe für Euch alle und einen wirklich schönen Tag wünscht

Gerda