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Alt 10.10.2002, 21:49
Gast
 
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Standard Knochenmarktransplantation

Liebe Kerstin,

ich habe gerade mit Stefan telefoniert und da es mir heute auch sehr schlecht geht, sagte er: "Ach, könnte ich doch etwas für dich tun oder dir etwas abnehmen."
Danach habe ich deine Nachricht gelesen. Ich denke, dass die meisten Angehörigen so denken wie ihr, sich hilflos und machtlos fühlen. Zur Zeit genieße ich es am meisten, wenn Stefan bei mir ist, mich streichelt, mich ablenkt und vielleicht aufbaut. Letztere beide Dinge funktionieren am besten, wenn es einem nicht allzu schlecht geht, so ist es jedenfalls bei mir.
Ich habe Stefan öfters gefragt, wie er damit zu Hause, wenn er alleine ist umgeht und er sagt, dass er sich zurückzieht und auch ein klein wenig depressiv ist, was aber nicht allein mit mir, sondern auch mit seiner Arbeit zusammenhängt. Aber er tröstet sich damit, dass er wieder auftanken kann, wenn ich wieder zu Hause bin. Und das ist es ja, wovon wir alle ausgehen - auch du und Chr., genau das ist unsere Hoffnung, dass wir irgendwann den Berg geschafft haben. Kerstin, ich glaube, erst dann wird es uns wirklich wieder gutgehen, vorher nicht, denn du weißt ja wie es bis jetzt gelaufen ist: Ein Auf und Ab.

Dann ging es uns allen ja heute nicht besonders gut. Auch ich habe viel geweint wegen der Schmerzen und solange die Schleimhäute kaputt sind werde ich auch am Morphium bleiben. Morgen wird Ultraschall bei meiner Leber gemacht, weil die Werte wohl schlecht sind. Heute wurde meine Lunge geröngt. Das war auch irgendwie lustig, weil ich ja dadurch mal kurz aus diesem Zimmer kam. Beim Röntgen wurde ich vorgezogen und alle Omis, die dort in ihren Betten standen und schon ziehmlich lange warteten, dass man sie abholte (wir haben hier so ein Bring-und Hol-Service) wollten dann unbedingt, dass der junge Mann, der mich brachte, sie wieder zurück auf`s Zimmer schob. Der Arme tat mir richtig leid, aber die Omis verstehen nicht, dass schon längst jemand für sie bestellt wurde, es aber eben so lange Zeit dauert bis da jemand kommt. Außerdem guckten die alle ziehmlich sauer, dass ich sofort drankam, der junge Mann extra auf mich wartete und ich sofort wieder auf`s Zimmer gebracht wurde. Ich dachte nur: Wenn wir uns nicht beeilen, gehen die gleich auf uns los...
Naja die taten mir auch schon leid, denn ich weiß ja, wie lange es dauert, bis man nach dem Röntgen wieder abgeholt wird. Die Untersuchung dauert nur 5 Min und danach stehst du wie blöd ne Stunde oder länger auf`m Flur und wartest, das dich jemand abholt. Das ist wirklich lästig. In Oldenburg ist das ja anders. Da bringt dich jemand von den Schwestern oder der Zivi bzw. man geht allein, wenn es einem gut geht. Das ist übrigens hier auch so.

Genug Geschichten erzählt.
Sobald die Leukos steigen geht es Chr. und mir besser! Das ist ja ein Zufall, dass wir alles so zur gleichen Zeit haben. Die Leukos erledigen dann alles wie z.B. Schleimhäute heilen usw. Erbrechen muss ich auch immer noch ab und zu, aber bei mir kommt das glaub ich von den tausend Medikamenten, die die in mich hineinstopfen.

Die Tage ohne Besuch sind scheußlich und wenn es einem auch noch schlecht geht sind sie ekelhaft. Ich denke dann viel zu viel nach und mache mich mit schlechten Gedanken verrückt, was ja genau das Falsche ist.
Heute abend bist du also bei Chr. Zu fragen, wie es ihm geht brauche ich ja nicht, das wissen wir ja.

Deine Nachricht hat mich aufgebaut, denn geteiltes Leid ist halbes Leid.

Liebe Kerstin, wir hören voneinander,
mach dir nicht zu viele schlechte Gedanken und denke daran, dass es bald wieder bessere Zeiten gibt!

Deine Nadja
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