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Alt 11.04.2005, 11:37
Gast
 
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Standard Witwe mit 39 Jahren !

Leuchtende Jahre,
nicht weinen, dass sie vorüber,
aber lächeln, dass sie gewesen.

Liebe Petra,

ich bin froh, dass ich Dich hier im Forum gefunden habe, da ich konkret auf der Suche war nach einem Menschen, der genau im Moment das durchmacht, wie ich. Mein Mann wäre in diesem Jahr 48 Jahre alt geworden. Er hatte Speiseröhrenkrebs und ist genau 5 Wochen vor Deinem Pit, in der Nacht vom 25. zum 26. Februar zu Hause in meinen Armen und im Beisein der Kinder eingeschlafen. Ich weiß genau, wie Du Dich heute, 2 Tage vor der Beerdigung fühlst. Erst vor 5 Wochen ging es mir ebenso. Die Tage zuvor hatte ich auch keine Tränen mehr, meine Augen haben gebrannt und ich habe am ganzen Körper gezittert, ich war einfach nur leer. Meine Kinder haben mit mir die Wege erledigt. Im Schlafzimmer konnte ich nicht schlafen. So bin ich abwechselnd zu meinen Kindern, die zum Glück ihre eigene Wohnung in unserem Haus haben, schlafen gegangen. Ich habe in dieser Zeit wie unter einem Schock gestanden und wollte einfach nicht wahrhaben, dass uns das Schicksal so einen schmerzlichen Stempel aufdrücken konnte. In der Nacht vor der Beerdigung hatte ich einen fürchterlichen Alptraum, habe so geschwitzt, dass ich mich zweimal umziehen mußte. An dem Tag selbst habe ich wieder wie im Trance reagiert. Auch ich habe gedacht, dass ich am Grab zusammenbrechen könnte. Von meiner Hausärztin aus sollte ich 2 Stunden zuvor eine viertelste Faustan einnehmen. Ich denke, dass mir das einigermaßen geholfen hat. Ich habe nur die tiefste Verzweiflung gespürt und da ich unsere Musik, Grönemeyer hatte, "Der 7. Sinn" und "Der Weg", in den Texten sehe ich uns wieder, habe ich zeitweise gedacht, er steht zum Anfassen vor mir. Danach war ich froh, dass noch viele mit in unser Haus gegangen sind, ich hatte ein Stehbankett für 40 Personen anliefern lassen, so konnte jeder ungezwungen den ganzen Tag über einen Bissen zu sich nehmen und Erinnerungen an meinen geliebten Mann austauschen.

Liebe Petra, ich möchte jetzt nicht weiterschreiben, Du hast bestimmt gar keine Muse dazu, soviel zu lesen. Wenn Du aber mehr über die ganze Zeit während der Krankheit, wie wir diese durchlebt haben, oder jetzt, wie ich versuche meine Trauer zu verarbeiten, wissen möchtest, dann kannst Du mir gerne antworten. Mir jedenfalls tut Reden und Austauschen gut, die Erfahrung habe ich bereits gemacht. Jetzt umarme ich Dich erst mal und wünsche Dir viel Durchhaltevermögen für diesen nochmals schrecklichen Tag. Ich trauere mit Dir.

Steffi

PS.: Übrigens, lasse die Leute reden, ob Du weinst oder nicht, das sollte denen vollkommen egal sein. Die sollten sich glücklich schätzen, nicht erfahren zu müssen, was Verzweiflung ist, wie es in einem aussieht, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Weine wenn Dir so ist, und egal wo Du bist.name@domain.dename@domain.dename@domain.de
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