Thema: unheilbar?
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Alt 23.10.2002, 12:08
Gast
 
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Standard unheilbar?

Liebe Viola,
erst einmal möchte ich Dich hier ganz doll drücken - so wie man das hier halt machen kann.
Ich verstehe Deinen Standpunkt total und auch Deine Überlegungen, den Beruf zu wechseln. Klar, wenn man selbst angeschlagen ist, kann man in Deinen Job anderen schwer eine Hilfe sein. Aber ich bin auch der Meinung, dass Du nichts überstürzen sollst. Viele sagen immer, die Zeit heilt viele Wunden (ich finde, das ist ein total doofer Spruch, obwohl auch viel Wahrheit darin steckt). Vielleicht solltest Du Dir noch eine weitere Auszeit gönnen, in der Du Entscheidungen nur für Dich triffst. Aber ich denke, Du solltest Deinen Job nicht aufgeben: Du hast geschrieben, wie komisch und unpersönlich sich Arzt und Krankenschwestern im KH verhalten haben und dass Du das nicht gerade toll findest. Ich bin da voll Deiner Meinung, glaube aber, dass das ein Selbstschutz ist. Außerdem finde ich es bewundernswert, dass so viele Schwestern weiterhin ihren Job ausüben. Es ist ein Fehler unserer Gesellschaft / Politik, dass nicht dafür gesorgt wird, dass dies Menschen einer Zusatzausbildung in Sachen Psychologie erhalten, sondern nur die Schulmedizin angewandt wird und diese Menschen teilweise auch total unterbezahlt werden. Ich ärgere mich ständig auch über das Personal im KH, wo mein Paps zur Chemo geht, aber irgendwie verstehe ich das Personal auch ein wenig, was nicht bedeutet, dass ich so ein Verhalten toleriere.
Ich weiß, ich höre mich gerade sehr verwirrend an, aber ich versuche nur, ein kleinwenig Deine Sichtweise zu verstehen und ehrlich gesagt steckst Du momentan wirklich in einer Phase, die schwierig ist und Dein Leben total verändern kann. Wenn ich / wir Dir irgendwie helfen können, sag Bescheid, wir sind auf alle Fälle für Dich da.
Und wegen Deiner Tränen, ich kann das gut verstehen. Mir würde es nicht anders gehen. Außerdem sind Tränen keine Schande, sondern zeigen, das Du ein Mensch bist, der mit vollem Herzen lieben kann. Ich wünsche mir ganz dolle für Dich, dass der Schmerz mit jeder Träne etwas ertäglicher wird. (knuddel).
So, jetzt aber nicht über meinen Text weinen, sondern versuche ein wenig zu lächeln, denn meine Oma hat immer gesagt: Du bist viel schöner wenn Du lachst, als wenn Du eine Schnute machst.

Liebe Susi,
es tut mir leid, dass Deine Ma bei der 6. Chemo so Probleme hatte. Woran lag das? Habt Ihr da eine Info von den Ärzten bekommen? Mein Paps ist heute zu seiner 6. Chemo ins KH. Ich habe ihn heute morgen noch einmal gefragt, wie es weitergeht. Er sagte nur, dass in 8 Tagen nach der Chemo wieder Normalität in sein Leben kommt, er arbeiten gehen wird und irgendwann Urlaub machen möchte. Er glaubt wirklich, dass er nach 6 Chemos total geheilt sein wird und das Kapittel "Krebs" beendet ist. Ich hatte nicht den Mut, ihn vorzuwarnen, ich konnte ihm doch nicht alle Hoffnung nehmen. Ich hoffe nur, dass die Ärzte, egal wass passieren wird oder gemacht werden muß, es ihm schonend beibringen. Wenn nicht, dann können die aber sicher sein, dass ich auf der Matte stehe und den mal ordentlich den Marsch blase! Und dann wissen die für die Zukunft, wie man mit Patienten und Angehörigen umgehen muß!!!
Für Deine Mum hoffe ich, dass sie positive Nachrichten bekommt und die nächste Phase nicht zu hart für sie wird. Drücke sie unbekannterweise von mir und wünsche ihr alles Gute für die kommende Zeit.

Nun noch allgemein über meine Situation: In den 2 Wochen Auszeit habe ich beschlossen, für Paps da zu sein, wann immer er es möchte und will. Meine Mum werde ich jetzt trockener behandeln. Sie nervt nur rum und ich brauche die Kraft für Paps. Für meine Mum ist es derzeit wichtiger, dass sie zu ihrer Familie nach Nordhesen fahren kann und dort alles organisieren kann. Ihr war es nicht recht, dass Paps jetzt ins KH muß, wo sie doch unbedingt nach Nordhessen will. Ich habe ihr recht cool gesagt, dass momentan Paps und seine Genesung vorgeht und sie nicht immer verlangen soll, dass alles nach ihrer Nase geht. Sie meinte, ich hätte ja keine Ahnung und soll mich da raushalten. Das kann sie haben und das bekommt sie jetzt auch zu spüren. Aber wenn sie sich bei mir ausheulen will, dann werde ich ihr sagen, dass ich dafür kein Verständnis habe und sie jemand anderes zum Ausheulen suchen muß - sie fragt mich je auch nicht einmal seit Mai, wie es mir geht und wie ich mit der Situation zurcht komme.

Es tut mir leid, dass man so liebe Menschen wie Euch nur über so eine doofe Krankeit kennenlernt, aber ich bin froh, dass ich Euch habe. Weiterhin alles Liebe
Eure Silke
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