Thema: Beerdigung
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Alt 03.05.2005, 10:05
Gast
 
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Standard Beerdigung

Liebe Kaja,

ich kann mir denken wie schwer es Dir fiel diese Zeilen zu schreiben und auch mir fällt es schwer die Antwort zu formulieren. Deine Frage ist einer von der Art, auf die man nicht gewohnt ist sie gestellt zu bekommen, darauf zu antworten.Aber ich kann es versuchen,Dir einfach von meinen Erfahrungen erzählen.

Meine Eltern haben auf dem Land gelebt. Die dortigen Begräbnisrituale fand ich für Angehörige grausam. Es würde zu weit führen dies näher zu beschreiben, nur so viel, sie dauern immer DREI Tage und es kommen mindestens 300 Leute. Mein Papa fand dies normal, meine Mama entsetzlich. Beim Gedanken an Papas Begräbnis hatten wir Angst. Nun starb aber unsere Mama vorher. Es war ihr ein Bedürfnis, daß es nicht so abläuft, einmal weil sie es nicht wollte, aber sicher auch weil sie wußte, daß mein Bruder und ich uns wirklich davor fürchten. Sie wollte einfach nicht, daß hundert Rosenkränze von Menschen gebetet werden, mit denen sie im Leben nichts zu tun hatte. Noch an ihrem letzten Tag flüsterte sie mir zu, versprich mir, kein Tamtam!

Wir hatten in einer nahe gelegenen Stadt das Grab von Papas Mutter. Das nahmen wir dann zwar nicht, aber damit hatten wir eine schnelle Option gefunden, das Begräbnis woanders zu machen. Es war eine Urnenbestattung und wir konnten am Urnenfriedhof für Mama einen Platz bekommen. Nachträglich wundere ich mich, daß Papa mit allem einverstanden war. Bei der Urnenbestattung waren nur wir! Damit hatte Papa vorher Schwierigkeiten. Leider hatte ich mit Mama das eine nicht besprochen, ob sie einen Priester will, oder nicht. Daher hatten wir einen. Nach der Beisetzung der Urne meinte Papa, so, wenn ich sterbe, will ich das alles auch so haben nur ohne Priester.
Ich hatte für Mama einen Text für die Parte geschrieben, der war wirklich ungewöhnlich, aber er wurde sogar von ganz alten, sehr katholischen Menschen gut aufgenommen.
Eine Woche nach Mamas Tod lud ich alle Leute, die ihr wirklich nahe standen, ein. Wir fuhren zu ihrem Urnengrab, beteten, redeten, lachten und dann habe ich alle in ein italienisches Restaurant eingeladen (Mamas Lieblingsrestaurant) und jeder erhielt ein Geschenk zum Andenken.

Als Papa im Sterben lag holten sie einen Pater. Mein Bruder war entsetzt, denn mein Vater hatte das immer abgelehnt. Der Pater kam einen Tag später noch einmal und ich sah, daß sich da etwas abspielt zwischen dem Geistlichen und meinen Vater,der kein Wort mehr sagte. Als Papa gestorben war, beschlossen mein Bruder und ich den Pater zu fragen ob er die Rituale übernehmen kann. Also der oder kein anderer. Das war nicht leicht, denn es gibt ja die Hierarchie, die man nicht übergehen darf. Es klappte und wieder waren nur der innerste Kern unserer Familie.
Mit Papas Freunden machte ich das dann so wie bei Mama.

All das hat mir, bei all der Trauer, dem Schmerz, dem Verlust ein gutes Gefühl gegeben.Ich war erleichtert, daß Papa eben auch gesagt hatte, daß er es so haben will.

Ich erlebe öfter mit, wie es zwischen den Vorstellungen des Menschen der stirbt, und seinen Angehörigen große Unterschiede gibt. Ich kann nur für mich sprechen, ich habe festgelegt, daß ich eine Feuerbestattung möchte und ich habe meinen eigenen Text für den Totenbrief geschrieben. Alles andere sollen meine Angehörigen so machen wie es für sie gut ist.

Wenn Du einen Priester möchtest, dann besteht die Möglichkeit Kontakt mit einem aufzunehmen, damit er Dich kennen lernt. Es kann auch ein Familienmitglied, ein Freund sprechen.

Liebe Kaja, wenn Du magst, dann komm in das Angehörigenforum "das rauf und runter", wenn Du magst, dann können wir auch hier weiterschreiben.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und laß noch ein bißchen Hoffnung in Dein Leben kommen.

Briele
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