Thema: mein Vater
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Alt 02.06.2005, 22:15
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Standard mein Vater

Hallo Carsten,

mein Dad ist am 5. März an Darmkrebs gestorben. Ich kann es auch noch nicht so richtig begreifen, dass ich nie wieder mit ihm lachen werde, ihn anfassen kann, er nie mehr einfach so zur Tür reinkommt. Mein Dad war so ein lebensfroher Mensch und ich finde es so schrecklich unfair, dass er nicht mehr hat weiter leben dürfen. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass ihm schwereres Leid erspart blieb und ich ihn so in Erinnerung behalten darf, wie er war. Ich hätte ihn aber viel viel lieber noch jahrelang als Papa behalten!!!!

Das begreift man einfach nicht. Ich bin froh, dass er mein Vater war. Irgendwo habe ich mal so einen klugen Satz gelesen "Die Eltern haben einem das Leben geschenkt, damit man was draus macht". Daran zieh ich mich unter anderem hoch. Er hat mir mein Leben geschenkt und deshalb darf ich nicht verzweifeln, muss weitermachen und mein Leben genießen, was draus machen.

Kluge Sprüche von Außenstehenden ignoriere ich weitgehendst. Sie können es nicht nachvollziehen, haben sie es nicht vorher selber erlebt. Jeder wird aber in seinem Leben irgendwann mal mit dem Tod konfrontiert. Leider wird der Tod in unserer Gesellschaft einfach nur totgeschwiegen, ignoriert, als schlimm empfunden. Er gehört aber zum Leben einfach dazu, wie der Frühling zum Sommer und der Herbst zum Winter. Klingt banal, ist aber letzten Endes wirklich so. Klar empfinde auch ich es als schlimm (mehr als das!!!), dass mein Dad nicht mehr ist. Sich dagegen auflehnen, macht es aber nicht besser, auch wenn die Situation sinnlos erscheint.

Es ist ganz komisch, seitdem er tot ist, kann ich mich an meiner Gesundheit und an den Kleinigkeiten des Alltags besser "erfreuen" als vorher. Ist irgendwie blöd zu erklären, aber ich freue mich wirklich über blühende Blumen, grüne Bäume, gelbe Rapsfelder etc. Habe ich vorher auch schon gekonnt, aber ich nehme die Schönheiten des Lebens irgendwie besser wahr als vorher. Vielleicht weil mir bewusst geworden ist, dass das Leben nicht unendlich ist. Ich kann mich viel mehr an den Dingen erfreuen, die ich habe anstatt nach denen zu schielen, die mir fehlen.

Letztlich glaube ich auch daran (bin weder religiös noch esoterisch), dass Energie nicht vergeht. Für mich ist mein Dad immer noch hier. Ich rede in Gedanken oft mit ihm, stelle mir vor, was er zu diesem oder jenen gesagt hätte. Und dennoch bleibt der Verlust. Für mich war mein Vater mein ein und alles, jetzt bin ich allein auf mich gestellt, so empfinde ich das.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Trost und Zuspruch. lG, Karleen

PS: Noch ein Spruch, der mir gut gefallen hat und mir gut tut: "Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen schließen. Aber es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen"
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