Thema: mein Vater
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Alt 04.06.2005, 13:44
Gast
 
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Standard mein Vater

Hallo Carsten,

mein Vater ist im letzten Jahr am 13.6. eingeschlafen. Das war wohl das schlimmst Jahr meines Lebens. Komischerweise bin ich meinem Vater am Ende und seither viel näher gewesen als in meinem ganzen erwachsenen Leben. Wir hatten kein sehr enges Verhältnis, und irgendwie haben wir alle so gelebt als hätten wir die Ewigkeit vor uns. Ich habe neben der Trauer auch so viel zu tun gehabt mit all dem "hätten wir doch" und "warum habe ich nicht schon früher".... all das was man besser hätte machen können. Ich kann mir vorstellen wie es Dir jetzt gehen mag, wo es noch alles ganz frisch ist. Die Trauer verändert sich, man macht verschiedene Phasen durch. Im Moment kommt bei mir alles wieder hoch, da ich mich mit den "Vorbereitungen" für den 1. Todestag beschäftige. Ansonsten war ich in den letzten Monaten eigentlich ganz stabil, es wird wirklich "besser" mit der Zeit, oder jedenfalls anders.

Mir hat es sehr geholfen mich hier auszutauschen mit anderen, aber ich habe auch ein paar Bücher gelesen die mich sehr berührt haben, worin ich einiges wieder gefunden habe. Das "Thema" zog mich eine zeitlang magisch an, auch "traurige" Musik, habe viel auf Trauerseiten im Internet gestöbert usw. Es war so ähnlich wie mit der Krankheit meines Vaters, irgendwie muss ich immer in den Schrecken ganz tief hinein gehen um es zu verarbeiten, scheint mir. Jeder geht damit anders um. Wenn Du interesse hast gebe ich Dir gern meine paar Buchtipps, aber Du findest die auch alle hier in den KK-Buchtipps von Ladina, daher hatte ich die meisten ja selbst.

In meinem Umfeld konnte eigentlich niemand verstehen, dass ich mich da so vergrabe... aber für mich musste es so sein. ich habe auch einen guten Psychotherapeuten gehabt der mir sehr geholfen hat. Trotzdem war es noch schwer genug.

Der Ausspruch den Karleen hier zitiert hat (kannte ich vorher noch nicht - Danke an Karleen!) trifft auch für mich zu. Eine schwere Erfahrung, aber das Leben bekommt auch enorm an Tiefe und Bedeutung, ganz andere Dinge werden wichtig... für mich hat sich so vieles verändert, habe mich mit Dingen beschäftigt denen ich vorher immer in grossem Bogen ausgewichen bin (Friedhof, Grabgestaltung usw.), aber das hat mir gleichzeitig auch geholfen.

Es ist eine schwere Zeit, und es gibt immer noch Momente in denen sich irgendwas in mir weigert, es wirklich zu glauben...

Wünsche Dir viel Kraft.

Kerstin
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