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Alt 12.06.2005, 12:55
Gast
 
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Standard Zungenkrebs Hilfe

Hallo,

bei mir (32, Nichtraucher und -trinker) wurde Anfang April 2005 ein Zungengrundcarzinom diagnostiziert und am 18.4. im ev. Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen operiert (Tumorgröße ca. 3,6 x 2,5 cm in der Grundfläche). Der Defekt wurde mit Gewebe und Haut aus dem Unterarm geflickt. Zungenspitze konnte erhalten werden, dahinter fängt der neue Teil an und belegt ca. 2/3 der Zungenlänge der linken Seite der Zunge, vom Rand bis zur Mitte (und leicht drüber hinaus). Zur OP war das volle Programm nötig: Luftröhrenschnitt, Magensonde, Blasenkatheter, Kiefer wurde aufgesägt und aufgeklappt.
Nach der 16stündigen Operation kam ich nach zwei Nächten auf der Intensiv schnell wieder auf die MKG-Station (Mund-Kiefer-Gesicht) und wurde dort noch drei Wochen beobachtet. Im Anschluss daran ging es direkt in eine vierwöchige Anschlussheilbehandlung in die Malbergklinik nach Bad Ems. Jetzt bin ich seit einer Woche wieder zuhause und mir geht es, wenn das obige betrachtet, verdammt gut. :-)
Das Team um Prof.Dr.Dr. B. Hell (Chefarzt der MKG und Transplantationsspezialist) hat verdammt gute Arbeit geleistet und meine Zunge, trotz des doch (für mein junges Alter, und ohne Risikopatient zu sein) schlimmen Befundes, wieder sehr gut wieder hergestellt. Klar, Schlucken und Sprache sind nicht wie vorher (und werden wohl nie mehr), aber dank der Logopädin in Bad Ems auf dem Wege der Besserung - meine Priorität "Schlucken" ist immerhin schon wieder bei weicher Kost angelangt, die Magensonde wird schon seit zwei Wochen nicht mehr benutzt und kommt möglichst bald raus. Die Haupsache: Die Pathologen haben in den entnommenen 20 Lymphknoten, der Mandel, dem Muskel und dem Carzinom angrenzenden Gewebe keinerlei Krebszellen gefunden, so dass ich nach der OP als krebsfrei diagnostiziert wurde (keine Bestrahlung, keine Chemo!). Die meisten Probleme habe ich kurioser Weise noch mit meiner linken Schulter, die sich aufgrund von Schonhaltung wegen des Armdefekts stark verspannt hat und jetzt krankengymnastisch behandelt werden muss.

Mit diesem kurzen Abriss meiner letzten zwei Monate will ich eigentlich nur folgendes sagen:
* Wer für das gleiche oder ein vergleichbares Leiden einen Arzt und/oder Krankenhaus sucht, kann sich in meinen Augen bedenkenlos an Prof. Hell im Jung-Stilling-Krankenhaus Siegen wenden!
* Für die Anschlussheilbehandlung fühlte ich mich in der Malbergklinik in Bad Ems sehr gut aufgehoben, so dass ich auch diesen Ort empfehlen kann.
* Kopf hoch! Es gibt ein Leben nach dem Krebs, man muss es nur mutig und mit positiver Energie anpacken. Falls gerade diese Energie fehlen sollte, holt sie euch bei Angehörigen und Freunden - ohne meine Eltern und Freunde, die mir in der schweren Zeit bedingungslos und stark beigestanden haben, würde es mir vermutlich heute nicht so gut gehen.

Wer mehr wissen will oder über das Thema quatschen, mailt mir einfach: javigator*at*web*punkt*de.
Alles Gute, Gruß,
Jörn.
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