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Alt 14.11.2002, 19:02
Gast
 
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Standard Was kommt nach dem Krankenhaus?

Hallo, Tina! Gerade war ich bei einer Anwältin und habe mich dieserhalb für meinen Vater erkundigt, sie hat mich mit einer 240 €-Rechnung regelrecht abgezockt. Das kann ich dir daher hier viel preiswerter mitteilen! Zuerst wäre es gut, wenn deine Mutter einen Schwerbehindertenausweis bekäme (über 60-80%, da ja eine schwere Krebserkrankung vorliegt), falls sie nicht schon einen hat. Wenn ja, dann einen Verschlimmerungsantrag stellen. Für deine Mutter greift hier sicher auch die Pflegeversicherung, d.h. über die Krankenkasse mindestens Pflegestufe 1 beantragen. Das bringt 205€ im Monat und davon kann deine Mutter die Haushaltshilfe gut bezahlen. Aber Achtung, wenn der medizinische Dienst zur Begutachtung der Pflegeperson kommt, müssen du und deine Mutter euch einig sein, was sie alles nicht mehr kann. Die Zeitspanne der Pflege muss mindestens 90 Minuten betragen (Pflegestufe 1). Mein Vater sagt leider immer im falschen Moment "kann ich alles alleine" und so geht ihm die Pflegestufe eins flöten. Es geht in dem Antrag um so alltägliche Dinge wie Einkaufen, selber waschen und anziehen, Haushaltsführung etc. Es kann kombiniert werden mit dem reinen Pflegegeld und dem täglichen Pflegebesuch einer medizinischen Kraft, also teils hiervon, teils davon. Oder gar die reine Pflege durch eine med. Kraft. Das hängt dann davon ab, wieviel du noch für deine Mutter tun kannst oder willst.
Ich selbst bin ebenfalls brustamputiert und habe einen Schwerbehinderten-Ausweis mit 80%. Obwohl erst 46 Jahre, kann ich vor lauter Schmerzen meinen Haushalt nicht mehr selbst machen. Ich habe mir einen Freibetrag für Haushaltshilfe auf die Steuerkarte auftragen lassen, sind etwas über 1000 € im Jahr. Davon finanziere ich eine Haushaltshilfe, die 3 Stunden die Woche zu mir kommt. Seitdem geht es mir körperlich besser und mein Haushalt ist immer gemacht. So kleine Sachen wie Staubwischen und Wäschewaschen mache ich noch selber, aber mehr auch nicht mehr.
Ich denke, es ist wichtig, in Ruhe mit deiner Mutter zu reden, um ihr die Dinge klar zu machen. Mein Vater will leider nichts davon wissen und wie mir die o.g. teure Anwältin sagte, kann ich gegen den Willen meines Vaters nichts für ihn unternehmen (er ist ja noch klar im Kopf und entmündigen will ich ihn ja auch nicht!!). Versuche also deiner Mutter die enormen Vorteile für sie selbst darzustellen und mach ihr auch klar, daß ihr das Pflegegeld zusteht. Mach ihr aber auch ganz klar, wenn sie selbst abblockt, kannst du für sie garnichts machen rein rechtlich. Diese schmerzliche Erkenntnis hat mich die genannten 240 € gekostet. Gut wäre es dann auch, wenn deine Mutter kooperationsbereit ist, eine Patientenverfügung zu treffen für den Fall der Fälle. Da gibt es gerade den neuen Wiso-Ratgeber zu, er kostet in der Buchhandlung 19,90 € und enthält alle notwendigen Formulare und erspart dir ebenfalls die teure Anwaltsauskunft. Ob meine Rechtschutzversicherung mir die Auslagen erstattet, steht noch in den Sternen. Ich jedenfalls lasse meinen Vater jetzt so weiterwurschteln, weil er leider abblockt.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesen Info´s erstmal weiterhelfen und grüße dich ganz herzlich aus Bonn - Monika :=))
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